Der Familienzweig von Roberto Frank
(Circus Alberti), der hier viele Jahre lang mitverantwortlich
war, konzentriert sich inzwischen auf den Wiesbadener
Weihnachtscircus. Der Crailsheimer Weihnachtscircus dagegen
liegt nun allein in den Händen der Familie von Wolfgang und
Ramona Frank (Circus Madagascar) mit ihren vier Kindern.
Außenansicht und Vorzelt des Crailsheimer Weihnachtscircus
Nach wie vor bleibt den Franks ein
Gastspiel auf dem befestigten Volksfestplatz verwehrt.
Stattdessen wird auch diesmal auf einer Wiese am Stadtrand gespielt,
in der unmittelbaren Nähe großer und stark frequentierter
Einkaufsmärkte. Im Vorzelt wurde wiederum eine gemütliche
Atmosphäre mit Verkaufsständen, Sitzgelegenheiten und
weihnachtlicher Dekoration geschaffen.
Jasmina Wolfova-Cramer, Truppe
Wolf, Leonardo Frank
Und weihnachtlich ist auch das Opening, in
dem der Weihnachtsmann von zwei Engeln aufgeweckt wird. In einem
Charivari gibt es Geschenke für alle Ensemblemitglieder. Dann
geht es in die Luft, mit Jasmina Wolfova-Cramer und ihrer
Akrobatik im Netz. Elegante Posen, Knie- und Genickhang sowie
Abfaller wechseln sich ab. Erinnerungen an den Circus
Fliegenpilz weckt die Truppe Wolf mit ihrer Gruppenjonglage –
sozusagen eine Generation weiter, denn Roman Wolf steht nun mit
seinen beiden Söhnen und seiner Ehefrau Denisa in der Manege.
Zunächst wirbelt die sympathische tschechische Familie mit
fluoreszierenden gelben Scheiben in der Dunkelheit, dann folgen
Keulen-Passings im Charleston-Rhythmus. Passend zur
20er-Jahre-Musik sind das elegante, blaue Kleid der Dame und die
stilvolle Aufmachung der Herren mit Hemd, Weste und Hut.
Abschließend lässt Roman Wolf sich zahlreiche Teller zuwerfen
und fängt diese auf. Ein Trick, der wirkungsvoll erst im dritten
Anlauf klappen darf. Der Jubel des Publikums ist umso größer.
Leider nicht zustande gekommen ist das zunächst angekündigte
Engagement von Adriana Folco mit ihren beiden Elefanten –
schade, denn im Crailsheimer Weihnachtscircus waren schon
mehrfach Raubtiere, zuletzt auch Elefanten und Seelöwen zu
erleben. Diesmal sind nun ausschließlich hauseigene Tiernummern
zu sehen. Zunächst leitet Leonardo Frank drei Ponys zu ihren
Lauffiguren an. Eines von ihnen verabschiedet sich als Steiger.
An der Orgel und am Schlagzeug wird dazu – wie auch an anderen
Stellen im Programm – schmissige Livemusik gespielt.
Jamie Sperlich, Jesse und
Wolfgang Frank, Daniella Terbócs
Hauseigen ist auch die Clownerie, denn der
jüngste Sohn Jesse gibt den August Spaghetti, der zunächst
keine Eintrittskarte vorweisen kann und dann als Kunstreiter
engagiert werden möchte. Träumt er selbst von einem stolzen
„schwarzen Schimmel“, muss er seine equestrischen Fähigkeiten
dann auf einem Esel beweisen. Mit Feuereifer spielt er die
Szenen im Dialog mit seinem Vater Wolfgang. In seinen späteren
Auftritten hat Spaghetti damit zu kämpfen, dass das Musizieren
leider verboten ist, und präsentiert sich als mutiger
Stofftier-Dompteur. Mit ihrem selbstbewussten Auftritt gefällt
Jamie Sperlich bei ihrer Hula-Hoop-Nummer zu mitreißender
Latin-Music. Effektvoll ist der Abschluss, wenn sie einen
brennenden Reifen um ihre Hüften kreisen lässt. Für die
Pausennummer sorgt die bildhübsche Daniella Terbócs, die im Jahr
2016 ihren Abschluss an der Artistenschule Imre Baross in
Budapest gemacht hat. Bei ihrer Drahtseilkür beeindruckt ganz
besonders der Abschluss, bei dem sie mit hochhackigen Schuhen
über das Seil läuft.
Iveta und Mike, Leonardo Frank,
Truppe Wolf
Den zweiten Teil eröffnet die Familie Wolf
mit ihrer turbulenten Räuber-und-Gendarm-Geschichte. Als solche
werden die Balancen und Jonglagen auf freistehenden Leitern
verkauft. Herrlich altmodisch ist die Luftnummer von Iveta und
Mike Klaus, bei der der männliche Partner im Matrosenoutfit,
Schnurrbart und zum Zopf gebundenen langen Haaren agiert. Auch
seine Frau trägt ein maritimes Kostüm. Das variierbare Requisit
kann nacheinander mit Strapaten, Seilen mit Haltegriffen am Ende
oder auch mit Seilen, die in Strapatenbänder übergehen,
verwendet werden. Dank Motor-Unterstützung geht es zudem auf und
ab, es wird nach vorne und hinten geschwungen. So werden
verschiedenste Posen, ein Auf- und Abwickeln an den Bändern und
anderes mehr möglich. Die zweite und letzte Tiernummer im
Programm präsentiert Leonardo Frank mit seinen beiden quirligen,
springfreudigen Hunden.
Daniella Terbócs, Finale, Samuel
Frank
Nochmal
richten sich die Blicke unter die Circuskuppel, nunmehr bei
Daniella Terbócs ansprechender Kür an Seidentüchern, begleitet
von Michael Bublés „Feeling Good“. Bis zum Genickhang reicht das
Repertoire. Wie schon beim Crailsheimer Sommercircus sorgt aber
keiner der engagierten Artisten für die Schlussnummer, sondern
Direktionssohn Samuel Frank auf der Rola Rola. Darauf jongliert
er mit drei Bällen, lässt ein Lasso kreisen, dreht sich auf
einem Ball balancierend um die eigene Achse und zwängt sich
durch zwei Ringe. Mit seinem Spiel auf der Trompete leitet
Direktor Wolfgang Frank das Finale ein, in dem auf die
Vorstellung des Ensembles auch ein gemeinsamer Tanz folgt. |