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Crailsheimer Weihnachtscircus 2021/22
www.weihnachtscircus-crailsheim.de ; 90 Showfotos

Crailsheim, 2. Januar 2022: Mit einem größeren Zelt ist der Crailsheimer Weihnachtscircus nach einem Jahr Corona-Unterbrechung zurückgekehrt. Der blau-gelbe Viermaster mit Sturmstangen wurde bereits beim Sommergastspiel an gleicher Stelle genutzt. Erstmals steht darin ein komfortables Klappsitzgradin zur Verfügung anstatt einfacher Bankreihen. Durch die vielen zusätzlichen Sitzplätze führt die verordnete Kapazitätsbegrenzung auf maximal 50 Prozent de facto nicht zu Einschränkungen im Vergleich zum letzten Gastspiel 2019/20. Dennoch steht für alle Besucher genügend Abstand zur Verfügung.

Der Familienzweig von Roberto Frank (Circus Alberti), der hier viele Jahre lang mitverantwortlich war, konzentriert sich inzwischen auf den Wiesbadener Weihnachtscircus. Der Crailsheimer Weihnachtscircus dagegen liegt nun allein in den Händen der Familie von Wolfgang und Ramona Frank (Circus Madagascar) mit ihren vier Kindern.


Außenansicht und Vorzelt des Crailsheimer Weihnachtscircus
 

Nach wie vor bleibt den Franks ein Gastspiel auf dem befestigten Volksfestplatz verwehrt. Stattdessen wird auch diesmal auf einer Wiese am Stadtrand gespielt, in der unmittelbaren Nähe großer und stark frequentierter Einkaufsmärkte. Im Vorzelt wurde wiederum eine gemütliche Atmosphäre mit Verkaufsständen, Sitzgelegenheiten und weihnachtlicher Dekoration geschaffen.


Jasmina Wolfova-Cramer, Truppe Wolf, Leonardo Frank 

Und weihnachtlich ist auch das Opening, in dem der Weihnachtsmann von zwei Engeln aufgeweckt wird. In einem Charivari gibt es Geschenke für alle Ensemblemitglieder. Dann geht es in die Luft, mit Jasmina Wolfova-Cramer und ihrer Akrobatik im Netz. Elegante Posen, Knie- und Genickhang sowie Abfaller wechseln sich ab. Erinnerungen an den Circus Fliegenpilz weckt die Truppe Wolf mit ihrer Gruppenjonglage – sozusagen eine Generation weiter, denn Roman Wolf steht nun mit seinen beiden Söhnen und seiner Ehefrau Denisa in der Manege. Zunächst wirbelt die sympathische tschechische Familie mit fluoreszierenden gelben Scheiben in der Dunkelheit, dann folgen Keulen-Passings im Charleston-Rhythmus. Passend zur 20er-Jahre-Musik sind das elegante, blaue Kleid der Dame und die stilvolle Aufmachung der Herren mit Hemd, Weste und Hut. Abschließend lässt Roman Wolf sich zahlreiche Teller zuwerfen und fängt diese auf. Ein Trick, der wirkungsvoll erst im dritten Anlauf klappen darf. Der Jubel des Publikums ist umso größer. Leider nicht zustande gekommen ist das zunächst angekündigte Engagement von Adriana Folco mit ihren beiden Elefanten – schade, denn im Crailsheimer Weihnachtscircus waren schon mehrfach Raubtiere, zuletzt auch Elefanten und Seelöwen zu erleben. Diesmal sind nun ausschließlich hauseigene Tiernummern zu sehen. Zunächst leitet Leonardo Frank drei Ponys zu ihren Lauffiguren an. Eines von ihnen verabschiedet sich als Steiger. An der Orgel und am Schlagzeug wird dazu – wie auch an anderen Stellen im Programm – schmissige Livemusik gespielt.


Jamie Sperlich, Jesse und Wolfgang Frank, Daniella Terbócs
 

Hauseigen ist auch die Clownerie, denn der jüngste Sohn Jesse gibt den August Spaghetti, der zunächst keine Eintrittskarte vorweisen kann und dann als Kunstreiter engagiert werden möchte. Träumt er selbst von einem stolzen „schwarzen Schimmel“, muss er seine equestrischen Fähigkeiten dann auf einem Esel beweisen. Mit Feuereifer spielt er die Szenen im Dialog mit seinem Vater Wolfgang. In seinen späteren Auftritten hat Spaghetti damit zu kämpfen, dass das Musizieren leider verboten ist, und präsentiert sich als mutiger Stofftier-Dompteur. Mit ihrem selbstbewussten Auftritt gefällt Jamie Sperlich bei ihrer Hula-Hoop-Nummer zu mitreißender Latin-Music. Effektvoll ist der Abschluss, wenn sie einen brennenden Reifen um ihre Hüften kreisen lässt. Für die Pausennummer sorgt die bildhübsche Daniella Terbócs, die im Jahr 2016 ihren Abschluss an der Artistenschule Imre Baross in Budapest gemacht hat. Bei ihrer Drahtseilkür beeindruckt ganz besonders der Abschluss, bei dem sie mit hochhackigen Schuhen über das Seil läuft.


Iveta und Mike, Leonardo Frank, Truppe Wolf 

Den zweiten Teil eröffnet die Familie Wolf mit ihrer turbulenten Räuber-und-Gendarm-Geschichte. Als solche werden die Balancen und Jonglagen auf freistehenden Leitern verkauft. Herrlich altmodisch ist die Luftnummer von Iveta und Mike Klaus, bei der der männliche Partner im Matrosenoutfit, Schnurrbart und zum Zopf gebundenen langen Haaren agiert. Auch seine Frau trägt ein maritimes Kostüm. Das variierbare Requisit kann nacheinander mit Strapaten, Seilen mit Haltegriffen am Ende oder auch mit Seilen, die in Strapatenbänder übergehen, verwendet werden. Dank Motor-Unterstützung geht es zudem auf und ab, es wird nach vorne und hinten geschwungen. So werden verschiedenste Posen, ein Auf- und Abwickeln an den Bändern und anderes mehr möglich. Die zweite und letzte Tiernummer im Programm präsentiert Leonardo Frank mit seinen beiden quirligen, springfreudigen Hunden.


Daniella Terbócs, Finale, Samuel Frank 

Nochmal richten sich die Blicke unter die Circuskuppel, nunmehr bei Daniella Terbócs ansprechender Kür an Seidentüchern, begleitet von Michael Bublés „Feeling Good“. Bis zum Genickhang reicht das Repertoire. Wie schon beim Crailsheimer Sommercircus sorgt aber keiner der engagierten Artisten für die Schlussnummer, sondern Direktionssohn Samuel Frank auf der Rola Rola. Darauf jongliert er mit drei Bällen, lässt ein Lasso kreisen, dreht sich auf einem Ball balancierend um die eigene Achse und zwängt sich durch zwei Ringe. Mit seinem Spiel auf der Trompete leitet Direktor Wolfgang Frank das Finale ein, in dem auf die Vorstellung des Ensembles auch ein gemeinsamer Tanz folgt.

Das Publikum der gut besuchten Vorstellung spendet reichlich Applaus für dieses schöne und unterhaltsame Programm, dem man freilich noch die ursprünglich geplante Elefantennummer als weiteres Highlight gegönnt hätte. Nach Gastspiel-Absagen ringsherum bot die Familie Frank eine der ganz wenigen Gelegenheiten, auch in diesem Winter Weihnachtscircus-Atmosphäre im Nordosten Baden-Württembergs zu erleben.

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Text und Fotos: Markus Moll