Und rund herum tanzt das
sechsköpfige Shad Performance Showballett in
Weihnachtsfrau-Kostümen. Die bildhübschen Tänzerinnen werden im
weiteren Verlauf der Show ganz hervorragend eingesetzt, um vor
ausgewählten Darbietungen die passenden Stimmungen zu schaffen –
mal mexikanisch, mal spanisch und mal ägyptisch, ansonsten auch
einfach mal glamourös.
Opening mit Ballett und Sängerin
Karen McDawn
Wechsel gab es bei der Sängerin und dem
Moderator: Nachdem Charlin Sperlich in dieser Saison verhindert
ist, verzaubert uns Karen McDawn mit ihrer starken Stimme und
tollen Ausstrahlung. Die Österreicherin war bereits in der
Saison 2012/13 im Karlsruher Weihnachtscircus zu erleben, damals
noch unter dem Namen Karin Valenta. Direktionstochter Monika
Sperlich und Giovanni Biasini haben auch diese Show in Szene
gesetzt, können aus zeitlichen Gründen aber nicht ihre bekannte
Doppelmoderation übernehmen. Insofern trifft es sich gut, dass
die Veranstalter Rosemarie und Joachim Sperlich ihre
Zweitproduktion, den Trierer Weihnachtscircus, aufgrund der
aktuellen Situation abgesagt haben. So steht das langjährige
Gesicht der Trierer Produktion, André Riedesel, als eleganter
und wortgewandter Ansager mit angenehmer Stimme zur Verfügung.
Juan Pablo Martinez, Anastasia
Karampournioti, Iryna Bessonova und Pavlo Kapkan
Es war stets der Anspruch des
Karlsruher Weihnachtscircus, Las-Vegas-Flair auf den Messplatz
zu bringen – nicht nur mit dem Ballett, sondern auch mit
effektvollem Licht und dem Showband-Sound des Orchesters unter
der Leitung von Misha Khoklov. Mit dem aktuellen Programm bewegt
man sich dabei mehr denn je im Grenzbereich zwischen Circus und
Varieté. Auf der Varietébühne jedenfalls sahen wir zuletzt Iryna
Bessonova und Pavlo Kapkan, die mit ihrer
Hand-auf-Hand-Akrobatik die eigentliche Spielfolge eröffnen. Die
Nummer lebt vom augenzwinkernden Kontrast zwischen der großen
Unterfrau und dem zierlicheren Partner. Tempo und Power bringt
Anastasia Karampournioti in die Show. Von aufpeitschender Musik
getrieben, begeistert sie mit wagemutigen Überschlägen,
Pirouette-Sprüngen und Abfallern am Schwungseil. Zuletzt fängt
sie sich mit einem Bein im Kniehang an der weit ausschwingenden
„Wolkenschaukel“. Als einen Musterartisten wird man Juan Pablo
Martinez bezeichnen dürfen, denn bei seinen Jonglagen mit
Keulen, Tischtennisbällen und Sombreros stimmt nicht nur die
Leistung. Vielmehr reißt der Mexikaner darüber hinaus das
Publikum mit seiner fröhlichen, offensiven Ausstrahlung mit.
Rhythmischer Applaus begleitet ihn schon während der Nummer.
Schade nur, dass die vielen Lichter der unablässig leuchtenden
Showtreppe bei kleinteiligem Geschehen den Blick stören – so
etwa, wenn er Tischtennisbälle mit dem Mund in die Luft
befördert und fängt.
Truppe Rudenskij, Siegfried und
Maik Sperlich
Ähnliches gilt bei manchen
Aktionen der farbenprächtigen Papageien von Laura Urunova –
beispielsweise, wenn die Vögel in kleinen Liegestühlen Platz
nehmen und dabei scheinbar Zeitung lesen. Man würde sich an den
entsprechenden Stellen einen ruhigeren Hintergrund wünschen.
Keine Wünsche offen lässt die Papageiennummer selbst. Bei
einigen Tricks werden große und kleine Zuschauer eingebunden.
Sie dürfen einen liegenden Papagei in Händen halten, sie durch
Ringe fliegen oder kleine Exemplare auf sich landen lassen.
Besonders schön und emotional sind natürlich auch hier die
Freiflüge der stolzen Aras durchs weite Rund des Grand Chapiteau.
Einen Dämpfer erhält die bis dahin hervorragende Stimmung beim
Auftritt der Truppe Rudenskij am Quadratreck. An der Leistung
der Herren aus Russland und ihrer Partnerin liegt dies sicher
nicht. Eher dürfte die düster-martialische Aufmachung im Stil
einer Fantasy-Verfilmung dafür verantwortlich sein. Es ist dann
an Maik und Siegfried Sperlich, dem Publikum wieder richtig
einzuheizen – mit Seilspringen, doppeltem Blindlauf,
Handstandlauf und hohen Sprüngen auf dem Todesrad. Die
lateinamerikanischen Rhythmen vom Orchesterpodium tun ihr
übriges, um das Publikum zu begeistern. Damit geht es in die
Pause.
René Sperlich, Laura Urunova,
Anastasia Karampournioti
Hälfte zwei beginnt Anastasia
Karampournioti mit ihren Ver- und Entwicklungen sowie
kraftvollen Posen am roten Seidentuch. Hierbei präsentiert sich
die Griechin in stimmungsvoller Aufmachung als stolze Spanierin.
Stolz war man in Karlsruhe viele Jahre lang auch auf die
besonders großen Tierdarbietungen, die hier präsentiert wurden –
ob nun Cassellys und Erranis Elefanten, Richters riesiges
Exotentableau, Spindlers große Pferdedressuren oder die
Raubtiere von Manuel Farina. Unter anderem eine neue Aufteilung
des Messplatzes mit deutlich weniger Platz für den Circus sorgt
seit 2019 leider dafür, dass ähnliches kaum noch möglich ist. So
sind die Hunde von Laura Urunova diesmal die einzige weitere
Dressurnummer im Programm. Die großen und kleinen Vierbeiner
machen Männchen, springen Seil und durch Reifen, bilden
gemeinsam eine Polonaise und vieles mehr. Das fantasievoll-bunte
Kostüm der jungen Tierlehrerin erinnert dabei an die Kreationen
von Gia Eradze. Wohl auch eine Folge der Pandemie ist, dass wir
heuer gleich zwei hauseigene Darbietungen der Sperlich-Junioren bewundern dürfen. Hierzu gehört außer dem
Todesrad auch die großartige Handstand-Equilibristik von René
Sperlich in ägyptischer Aufmachung. Die sicher präsentierten
Tricks umfassen beispielsweise den Klötzchenabfaller und das
Hochziehen an überhohen Stangen in den Handstand. Äußerst
gefahrvoll wird die Arbeit dadurch, dass sie über der metallenen
Spitze des pyramidenförmigen Requisits stattfindet. Aus diesem
fahren die Handstützen elektrisch aus.
Mr. Gerald, Skating Rebels,
Truppe Rudenskij
Eher überraschend scheint uns das
erneute Engagement des jungen ungarischen Clowns Mr. Gerald,
denn er präsentiert sich weiterhin eher etwas unterkühlt bis
arrogant denn als großer Sympathieträger. Für unseren Geschmack
übertrieben ausführlich spielt er seine Szenen – von der
Jonglage mit Gabel und Kartoffeln über die „Reise nach
Jerusalem“ und das „Schleuderbrett“ bis hin zu den „Glocken“,
zumeist mit Mitspielern aus dem Publikum. Landsleute des Clowns
sind die „Skating Rebels“. Die Nachwuchsartisten Dorottya Váradi
und Gerfö Török wurden an der Artistenschule Imre Baross in
Budapest ausgebildet. Sie haben nun erstmals in Deutschland die
Gelegenheit, alle Facetten einer klassischen Rollschuhnummer zu
zeigen, bis hin zum Genickhangwirbel. Auch ein „Mitfahrer“ aus
dem Publikum darf sich von der Wirkung der Fliehkraft
überzeugen. Für den Abschluss des Programms sorgt die Truppe
Rudenskij in ihrem zweiten Auftritt, nunmehr in klassischer
Aufmachung und mit temporeichen Sprüngen und Salti auf dem
Fasttrack-Trampolin. |