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Circus Krone - Februar 2022
www.circus-krone.de ; 108 Showfotos

München, 26. Februar 2022: Am 12. März 2020 gab der Circus Krone seine letzte Vorstellung vor einer langen Corona-Zwangspause. Weder im Münchner Stammhaus, noch unter dem blauen Chapiteau für die Saison konnte Circus gespielt werden. Zumindest nicht in wirtschaftlich vertretbaren Dimensionen. Krone machte mit allerlei kreativen Aktivitäten von sich reden. So wurde Löwenkot verkauft, der Autos vor Marderbefall schützen sollte. Hallen des Winterquartiers wurden in ein Clown-Car-Wash verwandelt, in dem sich Familien von Clowns und Artisten den Wagen waschen lassen konnten.

Martin Lacey junior bot kommentierte Proben mit seinen Raubtieren an. Zudem wurde die Krone-Farm in Weßling für das Publikum geöffnet. All das diente dazu, die Mitarbeiter zumindest ein wenig zu beschäftigen und mit dem Publikum in Verbindung zu bleiben. Allerdings reichte es bei Weitem nicht aus, die für den Betrieb des großen Unternehmens anfallenden Kosten zu decken. Zumal es aufgrund der Pandemie keine Kündigungen gab. Insofern wurde dem Neustart entgegengefiebert. Und natürlich fehlten Mensch und Tier die Auftritte vor Zuschauern, die ganz besondere Atmosphäre, die es eben nur im Circus gibt.


Blick auf den Kronebau

Der erhoffte planmäßige Start der Winterspielzeit 2021/22 am 25. Dezember wurde durch strenge Auflagen zunichte gemacht. Krone betonte gegenüber den Medien immer wieder, dass man vorbereitet sei. Das Programm stehe, die Artisten stünden in den Startlöchern. Ende Januar wurden dann auch in Bayern „gelockert“. Damit unter anderem verbunden war eine höhere Maximalanzahl an Zuschauern bei Veranstaltungen in Innenräumen. So wurde die Premiere für den 17. Februar angesetzt. Zunächst wurde von 1.000 Zuschauern je Vorstellung ausgegangen. Im Laufe der Zeit wurde diese Grenze nach oben angepasst. Damit konnte der Neustart nicht vor einem vollen Haus zelebriert werden. Die gewohnte Prominenz stellte sich aber trotzdem ein. Das gesamte Publikum feierte das Comeback seines Circus Krone mit Standing Ovations.


Martin Lacey junior, Mister Lorenz, Willer Nicolodi

„New Memories“ heißt die Show, die bis Anfang April gezeigt werden soll. Sie bietet eine abwechslungsreiche Mischung aus allen Elementen, die zum klassischen Circus gehören. Die Ouvertüre wird vom großen Orchester unter der Leitung von Oleksandr Krasyun gespielt. Nikolai Tovarich spricht gewohnt souverän die Begrüßungsworte. Musiker und Sprechstallmeister begleiten uns durch den Nachmittag. Mehrere Auftritte haben auch die Mitglieder des Bingo-Ensembles und Mister Lorenz. Gemeinsam gestalten die Tänzerinnen und der Clown das farbenfrohe Opening. Sie starten mit ihrer lebendigen Einstimmung der Vorstellung im Mitteleingang und ziehen dann in den Raubtierkäfig weiter. Dieser ist natürlich für Martin Lacey junior und seine großen Katzen aufgebaut. Bevor die Vierbeiner jedoch das Rund betreten, richtet der Ehemann von Direktorin Jana Mandana Lacey-Krone persönliche Worte an die Gäste. Drückt seine Freude darüber aus, endlich wieder auftreten zu können. Es folgt die große und großartige Raubtierdressur mit unzähligen Löwen sowie einem Tiger. Schon etliche Male gesehen, ist sie doch immer wieder faszinierend. Ein wahrer Genuss. Schade nur, dass diese wirkliche Starnummer direkt an den Anfang gesetzt wurde. „Tatkräftig“ unterstützt wird der Abbau des Käfigs durch Mister Lorenz. Die variantenreiche Handstand-Akrobatik eines Bingo-Artisten wird durch den Tanz seiner Kolleginnen effektvoll in Szene gesetzt. Der junge Gleichgewichtskünstler balanciert seinen Körper souverän auf einem sowie auf zwei Händen. Die freche Maus Joselito kennen wir inzwischen fast so gut wir ihren menschlichen Partner. Willer Nicolodi ist schon in vielen großen Manegen aufgetreten. Auch in München sorgen seine Künste als Bauchredner für größte Heiterkeit. Der Italiener bringt nicht nur seine Stoffpuppe zum Sprechen, sondern verleiht ebenfalls drei Gästen aus dem Publikum neue Stimmen.


Jana Mandana Lacey-Krone, Team Non Stop, Truppe Danguir

Mister Lorenz weckt eine auf der Piste schlafende Bingo-Artistin auf, die sich sodann an einer Spieluhr mit Pferden erfreut. Diese Szene bildet die Einleitung zu den Freiheitsdressuren, die Jana Mandana Lacey-Krone und Hans-Ludwig Suppmeier präsentieren. Suppmeier dirigiert acht weiße Araber in einer trickreichen Freiheit. Es folgt die Direktorin mit Pferden in den Formaten Mini, Midi und Maxi. Vier der Araber kehren zurück, um sich im Zusammenspiel mit Hans-Ludwig Suppmeier als Korbpferde zu beweisen. In einer zusätzlichen Einlage springt ein Hund über die geflochtenen Hürden. Verschiedene Steiger bilden die da capi, die wiederum von Jana Mandana Lacey-Krone gezeigt werden. Als Zuschauer auf dem Arm seines Vaters dabei ist Charles Martin Lacey-Krone. Der am Silvesterabend 2020 geborene jüngste Spross der Krone-Familie darf dank „New Memories“ nun auch endlich richtige Circusluft atmen. Wenn die Straßenlaterne nicht mehr leuchtet und die Bingo-Artistinnen im Dunkeln stehen, ist das ein Fall für Mister Lorenz. Dank seiner Künste auf der freistehenden Leiter löst er das Problem im Nu. Die so gewonnene Aufmerksamkeit nutzt er für einen Striptease auf den oberen Sprossen. Die Requisiteure haben diese Ablenkung wiederum genutzt, um in der Manege zwei Trampoline und dazwischen ein Gestell aus Metall aufzubauen. Diese Konstruktion bildet das Requisit für das Team Non Stop. Das Quartett aus der Ukraine zeigt daran rasante und gewagte Sprungkombinationen. In der folgenden Pause wird das nächste spannende Konstrukt in der Manege eingerichtet. Es sind die zwei nebeneinander hängenden Todesräder der Truppe Mustafa Danguir. Insgesamt acht Artisten gehören dazu. Zeitweilig sind sie sogar allesamt gleichzeitig auf den Rädern unterwegs. Höhepunkte sind das Seilspringen und der Blindlauf. Der angekündigte Doppelsalto auf dem Außenrad ist zumindest an diesem Nachmittag ebenso wenig dabei wie der Zwei-Mann-Hoch.


Truppe Danguir

Nach einem Solo des Orchesters beweist Mister Lorenz schier übermenschliche Kräfte. In einer Weste aus Leopardenfell sprengt er seine Fesseln aus WC-Papier, nachdem die Ketten seinen Ausbruchsversuchen standgehalten haben. Noch einmal erleben wir Jana Mandana Lacey-Krone und Hans-Ludwig Suppmeier mit Pferden. Jetzt reiten sie gemeinsam die Hohe Schule. Schöne Bilder klassischer Reitkunst erfreuen das Publikum. Die dritte Nummer mit Pferden, das Pas de deux von Eliane und Daniel Stipka, ist temporär aufgrund einer Verletzung nur abends im Programm. Dank seiner Glocken und Unterstützung aus dem Publikum gelingt Mister Lorenz ein musikalischer Beitrag. An Schlappseil, Strapaten und Luftring vollführen Sven Jahn-Munoz und Partnerinnen ein Luftschauspiel. Immer gibt es etwas zu Bestaunen, mal in luftiger Höhe, mal in größerer Nähe zum Manegenboden. Wieder mit dabei sind die Bingo-Tänzerinnen. Dem Circus-Theater aus Kiew entstammen auch Anastasia und Mykailo. Das jugendliche Duo hat sich der Hand-auf-Hand-Akrobatik verschrieben. Insbesondere die kraftvollen Flugelemente überzeugen. Egal zu welchen spektakulären Sprüngen Anastasia ansetzt, sie kann sich immer darauf verlassen, sicher von Mykailo aufgefangen zu werden. Nahezu blind aufeinander verlassen können müssen sich auch die Mitglieder der Truppe Danguir bei ihrem zweiten Auftritt. Der führt sie auf das Hochseil. Hier überspringen sie sich gegenseitig, machen Spagat oder tragen sich auf den Schultern über den gespannten Draht. Schlusspunkt sind zwei gleichzeitig ausgeführte Dreierpyramiden. In einem Finale ohne größere Schnörkel verabschieden sich alle Mitwirkenden vom Publikum. Fast alle Zuschauer erheben sich zu Standing Ovations.

Die Münchner sind ganz offensichtlich sehr froh, ihren Circus Krone wiederzuhaben. Umgekehrt sieht es genauso aus. Glückliche Gesichter bei den Akteuren im Manegenrund. Der Anfang ist gemacht. Hoffen wir, dass es weiter bergauf geht. Hoffen wir, dass vielleicht noch in dieser Spielzeit eine höhere Maximalauslastung möglich ist. Hoffen wir, dass wieder Gastspiele mit dem Chapiteau in wirtschaftlich sinnvollen Größenordnungen möglich sind. Hoffen wir, dass ordentlich Geld in die Circuskasse kommt. Und freuen wir uns schon jetzt auf die Premiere der kommenden Winterspielzeit am ersten Weihnachtsfeiertag. Dann vor vollem Haus und mit drei verschiedenen Programmen bis Anfang April. Hoffentlich!

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Text und Fotos: Stefan Gierisch