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Krefelder Weihnachtscircus 2022/23
www.krefelder-weihnachtscircus.de ; 106 Showfotos

Krefeld, 29. Dezember 2022: Dieser 9. Krefelder Weihnachtscircus ist ungemein liebevoll und aufwendig gestaltet. Das gilt für die Show ebenso wie für das Ambiente. Insgesamt drei Zelte in rot-gelb, den Hausfarben des Circus Probst, stehen für die Besucher auf dem Sprödentalplatz bereit. Der erste Zweimaster beherbergt die Kasse, im zweiten findet sich die Restauration, es folgt das Chapiteau mit vier Hauptmasten. Schon das Äußere ist festlich geschmückt. Im Inneren überzeugt vor allen Dingen der mittlere Bereich. Dieser ist fast schon verschwenderisch weihnachtlich dekoriert.

An einer Vielzahl von Ständen gibt es neben kulinarischen Köstlichkeiten aller Art auch Merchandising-Artikel. Tische mit Stühlen laden zum Verweilen ein. Speisen und Getränke können entspannt genossen werden. Im Chapiteau dann das von den Tourneen des Circus Probst vertraute Bild, ergänzt um weihnachtliche Dekoration. Im Zentrum steht der bekannte Artisteneingang mit der erhöhten Bühne in der Mitte und dem Orchesterpodium darüber. Sechs Musiker sorgen darauf für wunderbare Livemusik. Gerade in diesem Winter keine Selbstverständlichkeit.


Blick auf die Zeltanlagen des Krefelder Weihnachtscircus

Nachdem es in Krefeld zunächst Shows im Stil der Probst-Sommerprogramme gab, drückte Mathijs te Kiefte den Produktionen seinen Stempel auf. Inzwischen obliegen die Inszenierungen, wie schon seit längerer Zeit in Gelsenkirchen, Anett Simmen. „Surprise!“ heißt die neu für Krefeld entwickelte Show. Und diese ist grandios gelungen, ungemein mitreißend, schlichtweg begeisternd.


Johanna Kliss und die Probst-Dance-Crew

Die Story ist naturgemäß einfach gehalten. Eine gestresste Managerin braucht eine Auszeit vom Job. Durch eine Tür betritt sie die bunte Welt des Circus, taucht in sie ein. Eine jüngere Ausgabe ihrer selbst begleitet sie dabei. Zum Auffrischen der Kindheitserinnerungen bringt ihr alter Teddybär ihr ein Tagebuch. Diese Geschichte ihrer Erlebnisse in der Welt des Circus sowie ihrer eigenen Biografie wird zwischen den Auftritten von Artisten, Clowns und Tierlehrern erzählt. Die Hauptperson verkörpert die Schauspielerin und Sängerin Johanna Kliss. Sie hat ein sympathisches Auftreten und eine wunderbare Stimme. Mit dieser intoniert sie zumeist bekannte, eingängige Melodien wie „Lass jetzt los“ aus Film und Musical „Die Eiskönigin“. Oder aber „Die Schöne und das Biest“ aus dem gleichnamigen Bühnenstück. Das zugehörige Biest wird von einem Ensemblemitglied verkörpert. Ein mehrköpfiges Ballett, die Probst-Dance-Crew, ist ebenfalls Teil der Inszenierung. In unterschiedlichen Kostümen sorgen die Tänzerinnen für große Bilder. Dabei wird geschickt zwischen Manege und Zuschauereingang gewechselt, was dem flüssigen Ablauf der Show entgegenkommt. Natürlich wird auch auf ein ausgefeiltes Lichtdesign großen Wert gelegt.


Viktoria Malinovska, Deborah Maloku, Scott Bovelander

Nachdem wir gemeinsam mit der Protagonistin in die Circuswelt gelangt sind, gehört der artistische Auftakt Viktoria Malinovska. Für die Schülerin der Circusakademie in Kiew ist es das erste Engagement ihrer Karriere. An den Aerial Loops, also den Luftschlaufen, zeigt sie eine harmonische Kür mit anspruchsvollen Tricks wie dem Spagat ohne Zuhilfenahme der Hände. Deborah Maloku erleben wir gleich zweimal. In Auftritt Nummer eins lässt sie die Requisiten auf ihren Füßen tanzen. Walzen, Bälle und eine illuminierte Stange jongliert sie bei ihren Antipodenspielen. Eine Vielzahl von Ringen rotieren bei ihrer Hula Hoop-Darbietung um die verschiedensten Körperteile. Zum Schluss bekommt sie immer mehr davon zugeworfen, um alle mit den Hüften in Schwung zu halten. Am Beginn seines Auftritts steht Scott Bovelander als E-Gitarrist im Licht der Spots. Doch schnell geht es weiter zu seinem eigentlichen Metier, den Bouncing-Jonglagen. Bis zu sieben Bälle hält er dabei zwischen seinen Händen und einer Plattform am Boden virtuos in Bewegung. Auch die Showeinlagen kommen beim smarten Niederländer nicht zu kurz.


Duo Anabi, Torres Truppe

Sechs Meter lang ist der Chinese Pole, an dem das Duo Anabi seine Künste zeigt. In flotter Geschwindigkeit geht es die Stange hinauf und herunter. Dazu gibt es originelle, eigenständige Tricks. Statt der angekündigten zwei Paare erleben wir mit Game of Passion ein Trio. Zwei der Akteure zeigen Akrobatik an zwei gegenüberliegenden, miteinander verbundenen Reckstangen, der dritte Mitstreiter ist Teil der südamerikanischen Choreographie. In diese eingebettet sind starke Umschwünge und Sprünge. Die Luftnummer an Tüchern von The Roses wird ergänzt um Zopfhang. Die drei Damen und der Herr kreieren so raumgreifende Bilder unter der Kuppel. Es ist ein Schauspiel in blau und weiß. Mit bis zu fünf Fahrern gleichzeitig jagt die Torres Truppe auf Motorrädern durch eine große Stahlgitterkugel. Die letzten Runden drehen die Kolumbianer mit beleuchteten Maschinen in der Dunkelheit. Damit setzen sie den furiosen Schlusspunkt vor dem Finale.


Gerd Koch, Pavel Boyarinov, Ignat und Serafim

Wie schon 2019 sind Marietta und Gerd Koch mit ihren Hunden sowie Papageien nach Krefeld gereist. Gemeinsam präsentieren sie eine lebhafte, abwechslungsreiche Dressurdarbietung. Die gepflegten Tiere arbeiten mit sichtbarer Freude ihr umfangreiches Repertoire. Ihre Trainer sind wie immer mit großem Engagement bei der Sache. Ziegen und Esel gehören zur Haustierrevue der Familie Probst, die ebenfalls von Marietta und Gerd Koch vorgeführt wird. Eine besondere Überraschung bietet die Besetzung der Sparte Clownerie. Hier gibt es ein Wiedersehen mit Pavel Boyarinov. 2008 war er bei Knie in der Schweiz engagiert und 2016/17 beim Weltweihnachtscircus. Natürlich hat er seinen noch von damals bekannten Stoffelefanten nach wie vor im Artistengepäck. Das Tier spaziert munter umher und spritzt mit Wasser, bis ihm die Energie ausgeht. Als auch das Aufziehen mit einem Schlüssel nichts mehr nutzt, kommt der unter dem Elefantenkostüm versteckte Hund zum Vorschein. Mit dieser und weiteren Szenen sorgt Pavel Boyarinov für den eher leisen, poetischen Humor. Um das lautere Lachen kümmern sich seine Söhne Ignat und Serafim. Auch sie haben ein sehr gepflegtes, sympathisches Auftreten. Aber sie setzen mehr auf Gags. Etwa wenn der eine den anderen als Statue aus Stein meißelt und am Ende dessen bestes Stück mit einem Blatt bedeckt. Turbulent geht es zu, wenn der ältere dem jüngeren Bruder das Musizieren verbietet und ihm die immer wieder neuen Instrumente wegnimmt.

Beim weihnachtlichen Finale halten die Mitwirkenden Kerzen in den Händen, ein Stern wird unter die Kuppel gezogen. So, wie wir mit der Hauptfigur der Inszenierung die Circuswelt betreten haben, verlassen wir sie nun wieder. Dies höchst zufrieden, beschwingt und einfach nur glücklich. Was die Familie Probst, Anett Simmen und das gesamte Team hier auf die Beine gestellt haben, ist schlcihtweg fantastisch. Einzig im artistischen Bereich bleibt noch etwas Luft nach oben. Aber das ist im Hinblick auf das zehnjährige Jubiläum im kommenden Winter vielleicht gar nicht so ungeschickt.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch