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Würzburger Weihnachtscircus 22/23
www.circus-krone.de ; 159 Showfotos

Würzburg, 15. Dezember 2022: Das war eine doppelte Premiere in der Geschichte des Circus Krone. Jedenfalls ist nicht erinnerlich, dass es bereits einmal einen Weihnachtscircus im Zelt gegeben hätte, parallel zur Winterspielzeit im festen Bau in München. Auch ein Programm ohne Wildtiere – nur mit Pferden, einem Pony und einem Hund – wurde so wohl noch nicht gezeigt. Letzteres war offenkundig die Voraussetzung, um mit der Stadtverwaltung einig zu werden über eine mehrjährige Zusammenarbeit. Insgesamt bot der erste Würzburger Weihnachtscircus eine Variation über Krones Saisonprogramm 2022.

Auf dem recht zentral gelegenen Festplatz Talavera ist das bekannte große Zelt einschließlich der Fassade aufgebaut. Der Schriftzug „Mandana“, der auf das Saisonprogramm verweist, ist jedoch mit roten Platten kaschiert, die den Schriftzug „Würzburger Weihnachtscircus“ tragen. Links und rechts verdecken stattliche Weihnachtsbäume zudem die Bilder von Direktorin Jana Mandana Lacey-Krone mit einem Pferd und ihres Mannes Martin Lacey jun. mit einem Löwen. Als Vorzelt wird, wie schon im Verlauf der Saison 2019, der frühere Elefantenstall genutzt, der zu diesem Zweck eine neue Plane – außen blau, innen rot – anstelle der cremefarbenen erhalten hatte. Die Einrichtung mit Weihnachtsbaum in der Mitte, farbigen Bändern und Lichterketten an der Decke, Teppichboden, nostalgischen Wagen und der Circusgastronomie wirkt einladend und liebevoll gestaltet. Schon beim Einlass spielt das Orchester unter der Leitung von Oleksandr Krasyun, das uns später auch durch die Show begleitet. Bei der festlichen Abendpremiere begrüßen Daniel Pesch, Moderator beim Regionalfernsehen TV Mainfranken, und Direktor Martin Lacey jun. das Publikum. Die wenigen Ansagen übernimmt ansonsten Maximilian Siemoneit-Barum.


Opening, Truppe Khadgaa

Fürs Opening sorgt eine achtköpfige Formation der Truppe Bingo gemeinsam mit den Komikern Toni Alexis, Mister Lorenz und Weißclown Adrien. Dazu gesellen sich Mitglieder der Truppe Mustafa Danguir, die in Weihnachtspullovern Salti und andere Sprünge schlagen. Erst „Jingle Bells“, dann der Bingo-Song „Circus“ liefern die musikalische Begleitung. Sechs Herren und zwei Damen der Truppe Khadgaa machen anschließend beim Seilspringen Stimmung. Da springen drei Artisten in Liegestütz-Position aufeinander gestapelt, da wird im Drei-Personen-Hoch und in Kombination mit Handvoltigen das Seil überquert. Als Zugabe liefert einer der mongolischen Artisten eine Art Breakdance-Einlage auf der Vorbühne zwischen Manege und Logen.


Duo Stipka, Mister Lorenz, Truppe Bingo

Zu den Elementen, die aus der Mandana-Originalproduktion 2019 erhalten geblieben sind, gehört die große, rote Geschenkkiste. Dieser entspringt eine Bingo-Artistin in einem Pierrot-Kostüm, womit ein altes Krone-Plakat zum Leben erweckt wird. Aus der Box holt sie zwei Spielzeugpferde hervor und präsentiert diese. Dazu passend zelebriert das Duo Stipka sein Pas de Deux auf den Rücken von zwei Friesenhengsten. Es gipfelt im freien Stand von Eliane Stipka auf dem Kopf ihres Mannes Daniel. Wieder sind die Bingos an der Reihe, bringen erneut jugendlichen Spirit und einen modernen Touch in die Show. Nun mit den Handständen von zwei jungen Artisten, die von fünf Tänzerinnen zu rockiger Musik begleitet werden. Für sein Glockenspiel setzt Mister Lorenz auf die Mitwirkung von vier Mitspielern in den Logen; zwei weitere Zuschauer dürfen zu ihm in die Manege kommen. An diese stellt der Clown erhöhte Anforderungen.


Hans Suppmeier, Truppe Non Stop

Hans Suppmeier präsentiert acht Araberschimmel aus dem Marstall des Circus Krone in einer klassischen, gut laufenden Freiheitsdressur. Als Da Capo dirigiert er mit einem Augenzwinkern vier Korbpferde zu Melodien aus „Mary Poppins“. Ein vorwitziger Hund sowie jeweils ein Pony und ein Pferd als Steiger bilden den Abschluss der Nummer. Auf unterhaltsame Weise repariert Mister Lorenz im Zuschauereingang auf der freistehenden Leiter eine Straßenlaterne, unterstützt von der Truppe Bingo und in Kombination mit einem kleinen Striptease. Die erste Programmhälfte vollendet die Truppe Non Stop – drei Herren und eine Dame – auf zwei Trampolinen mit einem Plexiglas-Haus in der Mitte. Ihre Sprünge und Salti werden ausgiebig beklatscht. Besonders gut kommt an, wie sich die weibliche Partnerin in liegender Position in enorme Höhe katapultieren lässt. Mit einer heiteren Vorstellung des gastronomischen Angebots leiten Mister Lorenz und die Bingos in die Pause über.


Hans Suppmeier, Truppe Mustafa Danguir, Toni Alexis

In der Pause wird das doppelte Todesrad der Truppe von Mustafa Danguir aufgebaut. Das hochwertige, silbern glänzende Requisit wirkt eindrucksvoll und leistet einen wichtigen Beitrag dazu, im Verlauf der Vorstellung die gewaltigen Dimensionen des Krone-Chapiteaus auszufüllen. Eine weitere Besonderheit ist eine solch große Formation in dieser Disziplin. Letztendlich besetzen sechs Männer und zwei Frauen alle möglichen Positionen in den Laufkesseln und auf den Außenseiten der Räder. Während die Truppe im Januarprogramm 2020 des Circus Krone noch den Lauf übers Rad im Zwei-Mann-Hoch und einen doppelten Seitwärtssalto bot, bleibt es nunmehr bei den üblichen Tricks wie Blindlauf, Seilspringen und Sprüngen in recht solider Ausführung. Nachdem sich Mister Lorenz am Rande der Manege auf amüsante Art als Kraftjongleur produziert und sich beispielsweise aus einer Klopapier-Kette "entfesselt", ist diese frei für die Hohe Schule von Hans Suppmeier. Gut gelaunt und zur Eröffnungsmusik des Knie-Jubiläumsprogramms 2019 wird klassische Reitkunst in hervorragender Weise zelebriert, begleitet von einer Tänzerin der Bingos. Nachdem in Würzburg auf Martin Laceys großartige Raubtiernummer verzichtet werden muss, wurde Clown Toni Alexis mit Ehefrau Jeannette verpflichtet - dies ist die wesentlichste Änderuung gegenüber dem Saisonprogramm. Gemeinsam mit Weißclown Adrien blödelt sich das Ehepaar durch eine lose Abfolge von Gags, natürlich nicht ohne den legendären Schlachtruf „Ahoi“ und das gemeinsame Singen von „Glory Halleluja“ mit dem Publikum. Die Bingos sorgen mit der Pierrot-Dame und zwei weiteren Akteurinnen für einen poetischen Prolog zum großen Entree.


Truppe Bingo, Truppe Mustafa Danguir, Anastasia und Mykailo

Und nochmals folgt ein Doppelpack „Bingo“: Zunächst wird ein akrobatisches Potpourri dargeboten, in dem Sven Jahn-Munoz und seine Lebensgefährtin Lena Gurtovaya ihre Strapatennummer bis hin zum Genickhangwirbel zeigen, während zwei Artistinnen ihr Können am Luftring und auf dem Schlappseil demonstrieren, letzteres auch mit Jonglagen. Sinnliche Momente schaffen Anastasia und Mykailo mit ihrer starken Partnerakrobatik einschließlich verschiedener Wurfelemente zu einem französischen Chanson („Je t’aime comme ça“). Starker Applaus ist der Lohn. Für die Schlussnummer ist wiederum die Truppe Mustafa Danguir zuständig, nun auf dem Hochseil. Die Artisten bieten Sprünge über drei auf dem Seil kauernde Personen, Seilspringen, ein doppeltes Zwei-Personen-Hoch sowie die Dreierpyramide mit zwei Fahrrädern. Anstelle der Sieben-Personen-Pyramide werden am Premierenabend zwei Dreierpyramiden hintereinander auf dem Seil gelaufen. Es fehlt also die Person auf der dritten Ebene.

Das Finale offenbart nochmal die hohe Zahl der Mitwirkenden in diesem Programm, zu dem insgesamt vier Truppen gehören. Durch die zahlreichen Zwischenspiele wird für einen flüssigen Ablauf gesorgt. Nachdem sich der erste Würzburger Weihnachtscircus im weiteren Verlauf zu einem großen Erfolg entwickelte, hat der Circus Krone für den kommenden Winter bereits eine Neuauflage angekündigt. So könnte hier in den kommenden Jahren eine neue Tradition entstehen.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Moll