Realisieren ließ sich die zweite große Überraschung, die die
Franks für dieses Gastspiel bereithielten: ein neues Chapiteau,
pünktlich in Italien angefertigt. Der Viermaster mit 34 Metern
Durchmesser bietet in den Logen und auf dem Schalensitzgradin
rund 1200 Plätze. Das moderne Dekor in weiß sowie zwei Blautönen
sorgt für einen schönen Anblick.

Zeltanlagen mit dem fabrikneuen Chapiteau
„Tradition
mit Fortschritt gemischt und für die Zukunft aufgefrischt“
verspricht eine Ansage im Opening, in welchem der Weihnachtsmann
aus seinem Buch liest und die junge Artistin Samantha Frank am
Luftring schwebt. „Diamonds are forever“ liefert die
musikalische Begleitung. Auch Schneemann Olaf, die vier
Tänzerinnen des Balletts „Energy Dancers“ und Sängerin Svetlana
Silineviča kommen in der ausführlich gestalteten
Eröffnungsszenerie zum Einsatz.
 
Cayenne Frank und
Michael Báďo Klaus-Wolf,
Roberto Frank
Gleich für
Schwung sorgen Michael Báďo Klaus-Wolf und seine Partnerin
Cayenne Frank mit ihren Kubusjonglagen. Mal abwechselnd, mal
gemeinsam und mal synchron lassen sie die Metallwürfel kreisen,
dies beispielsweise auf der ausgestreckten Hand oder auf der
Stirn. Ein gewinnendes Lächeln darf auch nicht fehlen. Direktor
Roberto Frank stellt einen Viererzug Ponys vor, die verschiedene
Lauffiguren absolvieren und über Hürden springen. Zur
Erheiterung des Publikums jagt eines der Tiere einen Jungen aus
der Circusfamilie einmal um die Manege herum, im Gang zwischen
Logen und Tribüne hindurch. Mit einem Solosteiger findet die
Nummer ihren Abschluss.

Gordon, Nadja und
John-Harry Frank
Nachdem
der ursprünglich angekündigte Tomito, bekannt aus dem
Saisonprogramm 2023 des Schweizer Circus Harlekin, doch nicht
zur Verfügung steht, liegt die Clownerie in den Händen der
Familie Frank. Die Junioren Gordon und John-Harry Frank spielen
als Auguste zunächst schön den Klassiker rund um die nicht
vorhandene Eintrittskarte. Direkt im Anschluss geht es dann ums
„kaputte Fahrwerk“ bei einem der Nachwuchs-Komiker, und
schließlich folgt auch noch eine Box-Szene. Ihre Mutter Nadja
gibt den seriösen Part und führt ansonsten in äußerst eloquenter
Weise mit ihren Moderationen durch die Show. Es wäre jedoch
sicherlich abwechslungsreicher und unterhaltsamer gewesen, die
drei verschiedenen Entrees übers Programm zu verteilen anstatt
diese en bloc zu spielen.
  
Roman Silinevich, Energy
Dancers, Fernando Frank
Wie Robin
Hood erscheint Roman Silinevich, wenn er in entsprechender
Kostümierung mit Pfeil und Bogen schießt. Zunächst steht er
dabei auf einer Leiter und bringt mit seinen Pfeilen Luftballons
zum Platzen. Zurück am Boden, schießt er auf weitere Ballons,
die nun von seiner Partnerin Svetlana gehalten werden – erst mit
der Hand, dann mit dem Mund. Spannend, wie er anschließend mit
verbundenen Augen auf einen Ballon zielt. Seine Partnerin gibt
mit einem Glöckchen einen akustischen Hinweis, wo der Zielpunkt
ist. Schlusstrick ist das Ausschießen einer Kerze, das im
dritten Anlauf gelingt. Im Sambarhythmus und mit Kostümen à la
Karneval in Brasilien leitet das Ballett über zu den
Tierdressuren von Fernando Frank. Er präsentiert – als Ersatz
für die Löwen – Tierdressuren aus dem Circus Hallygally. Auch
hierbei wird es exotisch. Zunächst erleben wir zwei
Stachelschweine, die eine Runde durch die Manege und über die
Piste drehen. Auf sie folgen drei Dromedare. An ihren Decken im
Zebra-Look sind verschiedenfarbige Bänder befestigt, die hinauf
zur Zeltkuppel führen. Durch die Lauffiguren der Tiere entsteht
aus den Bändern ein Zopf. Als nächstes kommen Pferde hinzu,
unter anderem zu Pirouetten und Gegenlauf, und schließlich
dürfen wir über zwei große Rinder staunen. Als Da Capo zeigt ein
Schecke Steiger und Knicks.
 
Caroline Niemen,
Duo Rippe Ales
Als
geheimnisvolle Schöne präsentiert sich Caroline Niemen
longengesichert am Trapez. Fers- und Zehenhang am ruhenden
Requisit, dann Abfaller, Kniehang und eine Art Rolle am
schwingenden Requisit sind nur Beispiele für das breite
Repertoire der enorm durchtrainierten Frau. Für Nervenkitzel vor
der Pause sorgt das Duo Rippe Ales auf dem Todesrad mit
genretypischen Tricks wie Blindlauf und Seilspringen, aber auch
mit seltener gezeigten Aktionen wie dem Klettern über die Achse
des Requisits zur anderen Seite.
  
Caroline Niemen, Michael Báďo Klaus-Wolf, Aljosha Coatti
Zum
Auftakt des zweiten Programmteils empfängt uns wiederum das
Ballett in glamourösen, rot-weißen Kostümen mit Puscheln. Damit
ist der Boden bereitet für die klassischen Antipodenspiele von
Caroline Niemen. Unter anderem lässt sie eine Walze über ihre
Füße tanzen, während sie gleichzeitig drei Bälle mit den Händen
jongliert. Dann hält sie mit Händen und Füßen vier Bälle in der
Luft und lässt zum Abschluss effektvoll ein Feuerrad kreisen.
Auch Michael Báďo Klaus-Wolf versteht sich wunderbar aufs
Jonglieren, dies jedoch ausschließlich mit den Händen. Erst
schickt er bis zu sieben Bälle auf variantenreiche Touren. Bei
der Jonglage mit fünf Ringen hält er auch noch einen Ball mit
dem Kopf in Bewegung. Später gelingt es ihm, die Ringe an einem
Haken zu platzieren, der an einer von ihm balancierten
Stirnperche befestigt wird. Im weiteren Verlauf der starken und
vielseitigen Nummer jongliert er auch noch mit drei Keulen und
einem Ring gleichzeitig, mit bis zu sieben Keulen und bis zu
neun Ringen. In einer weiteren Clownsszene mit Mitspielern aus
dem Publikum wird die „Opéra“ gespielt. Aljosha Coatti
beeindruckt am Chinesischen Masten mit ausdauernden Passagen
ohne abzusetzen und mit kraftvollen Haltepositionen. Sich nur
mit den Beinen haltend, rutscht er in mehreren Abschnitten –
sich zwischendurch immer wieder fangend – den Masten hinunter.
Für den Schlusstrick legt er den ganzen Weg auf einmal zurück,
den Kopf voran, die Arme hinter dem Rücken, nur knapp über dem
Boden stoppend.
  
Energy Dancers,
Trio Rippes Ales, Svetlana
Silineviča
Das
Todesrad-Duo Rippes Ales erweitert sich für die Schlussnummer
zum Trio, dies durch eine Partnerin. Wiederum wird für
Nervenkitzel gesorgt, nunmehr auf dem Hochseil. Zum Repertoire
gehören unter anderem eine Fahrradfahrt, Rückwärtsrolle, der
Blindlauf der Partnerin, der Sprung über den auf dem Seil
kauernden Partner, der freie Stand auf einem Stuhl sowie die
Dreierpyramide mit Longensicherung der Oberfrau. Sängerin und
Ballett geben dem Finale seinen glamourösen Rahmen. |