CHPITEAU.DE

Wiesbadener Weihnachtscircus 2023/24
www.weihnachtscircuswiesbaden.de ; 145 Showfotos

Wiesbaden, 28. Dezember 2023: Es hätte eine der großen Sensationen dieses Winters werden sollen: Zur 10. Ausgabe des Wiesbadener Weihnachtscircus der Familie Roberto und Nadja Frank („Circus Alberti“) sollte Hynek Navratil aus Tschechien seine große Raubtierdressur mit 14 Löwen präsentieren. Jedoch untersagten die Behörden den Auftritt, weil Navratil verschiedene Vorgaben nicht einhalten konnte. Letztendlich ist es der Familie Frank gelungen, als Ersatz eine Exotennummer zu verpflichten und insgesamt ein trotz aller Umstände schönes Jubiläumsprogramm auf die Beine zu stellen.

Realisieren ließ sich die zweite große Überraschung, die die Franks für dieses Gastspiel bereithielten: ein neues Chapiteau, pünktlich in Italien angefertigt. Der Viermaster mit 34 Metern Durchmesser bietet in den Logen und auf dem Schalensitzgradin rund 1200 Plätze. Das moderne Dekor in weiß sowie zwei Blautönen sorgt für einen schönen Anblick.


Zeltanlagen mit dem fabrikneuen Chapiteau

„Tradition mit Fortschritt gemischt und für die Zukunft aufgefrischt“ verspricht eine Ansage im Opening, in welchem der Weihnachtsmann aus seinem Buch liest und die junge Artistin Samantha Frank am Luftring schwebt. „Diamonds are forever“ liefert die musikalische Begleitung. Auch Schneemann Olaf, die vier Tänzerinnen des Balletts „Energy Dancers“ und Sängerin Svetlana Silineviča kommen in der ausführlich gestalteten Eröffnungsszenerie zum Einsatz.


Cayenne Frank und Michael Báďo Klaus-Wolf, Roberto Frank

Gleich für Schwung sorgen Michael Báďo Klaus-Wolf und seine Partnerin Cayenne Frank mit ihren Kubusjonglagen. Mal abwechselnd, mal gemeinsam und mal synchron lassen sie die Metallwürfel kreisen, dies beispielsweise auf der ausgestreckten Hand oder auf der Stirn. Ein gewinnendes Lächeln darf auch nicht fehlen. Direktor Roberto Frank stellt einen Viererzug Ponys vor, die verschiedene Lauffiguren absolvieren und über Hürden springen. Zur Erheiterung des Publikums jagt eines der Tiere einen Jungen aus der Circusfamilie einmal um die Manege herum, im Gang zwischen Logen und Tribüne hindurch. Mit einem Solosteiger findet die Nummer ihren Abschluss.


Gordon, Nadja und John-Harry Frank

Nachdem der ursprünglich angekündigte Tomito, bekannt aus dem Saisonprogramm 2023 des Schweizer Circus Harlekin, doch nicht zur Verfügung steht, liegt die Clownerie in den Händen der Familie Frank. Die Junioren Gordon und John-Harry Frank spielen als Auguste zunächst schön den Klassiker rund um die nicht vorhandene Eintrittskarte. Direkt im Anschluss geht es dann ums „kaputte Fahrwerk“ bei einem der Nachwuchs-Komiker, und schließlich folgt auch noch eine Box-Szene. Ihre Mutter Nadja gibt den seriösen Part und führt ansonsten in äußerst eloquenter Weise mit ihren Moderationen durch die Show. Es wäre jedoch sicherlich abwechslungsreicher und unterhaltsamer gewesen, die drei verschiedenen Entrees übers Programm zu verteilen anstatt diese en bloc zu spielen.


Roman Silinevich, Energy Dancers, Fernando Frank

Wie Robin Hood erscheint Roman Silinevich, wenn er in entsprechender Kostümierung mit Pfeil und Bogen schießt. Zunächst steht er dabei auf einer Leiter und bringt mit seinen Pfeilen Luftballons zum Platzen. Zurück am Boden, schießt er auf weitere Ballons, die nun von seiner Partnerin Svetlana gehalten werden – erst mit der Hand, dann mit dem Mund. Spannend, wie er anschließend mit verbundenen Augen auf einen Ballon zielt. Seine Partnerin gibt mit einem Glöckchen einen akustischen Hinweis, wo der Zielpunkt ist. Schlusstrick ist das Ausschießen einer Kerze, das im dritten Anlauf gelingt. Im Sambarhythmus und mit Kostümen à la Karneval in Brasilien leitet das Ballett über zu den Tierdressuren von Fernando Frank. Er präsentiert – als Ersatz für die Löwen – Tierdressuren aus dem Circus Hallygally. Auch hierbei wird es exotisch. Zunächst erleben wir zwei Stachelschweine, die eine Runde durch die Manege und über die Piste drehen. Auf sie folgen drei Dromedare. An ihren Decken im Zebra-Look sind verschiedenfarbige Bänder befestigt, die hinauf zur Zeltkuppel führen. Durch die Lauffiguren der Tiere entsteht aus den Bändern ein Zopf. Als nächstes kommen Pferde hinzu, unter anderem zu Pirouetten und Gegenlauf, und schließlich dürfen wir über zwei große Rinder staunen. Als Da Capo zeigt ein Schecke Steiger und Knicks.


Caroline Niemen, Duo Rippe Ales

Als geheimnisvolle Schöne präsentiert sich Caroline Niemen longengesichert am Trapez. Fers- und Zehenhang am ruhenden Requisit, dann Abfaller, Kniehang und eine Art Rolle am schwingenden Requisit sind nur Beispiele für das breite Repertoire der enorm durchtrainierten Frau. Für Nervenkitzel vor der Pause sorgt das Duo Rippe Ales auf dem Todesrad mit genretypischen Tricks wie Blindlauf und Seilspringen, aber auch mit seltener gezeigten Aktionen wie dem Klettern über die Achse des Requisits zur anderen Seite.


Caroline Niemen, Michael Báďo Klaus-Wolf, Aljosha Coatti

Zum Auftakt des zweiten Programmteils empfängt uns wiederum das Ballett in glamourösen, rot-weißen Kostümen mit Puscheln. Damit ist der Boden bereitet für die klassischen Antipodenspiele von Caroline Niemen. Unter anderem lässt sie eine Walze über ihre Füße tanzen, während sie gleichzeitig drei Bälle mit den Händen jongliert. Dann hält sie mit Händen und Füßen vier Bälle in der Luft und lässt zum Abschluss effektvoll ein Feuerrad kreisen. Auch Michael Báďo Klaus-Wolf versteht sich wunderbar aufs Jonglieren, dies jedoch ausschließlich mit den Händen. Erst schickt er bis zu sieben Bälle auf variantenreiche Touren. Bei der Jonglage mit fünf Ringen hält er auch noch einen Ball mit dem Kopf in Bewegung. Später gelingt es ihm, die Ringe an einem Haken zu platzieren, der an einer von ihm balancierten Stirnperche befestigt wird. Im weiteren Verlauf der starken und vielseitigen Nummer jongliert er auch noch mit drei Keulen und einem Ring gleichzeitig, mit bis zu sieben Keulen und bis zu neun Ringen. In einer weiteren Clownsszene mit Mitspielern aus dem Publikum wird die „Opéra“ gespielt. Aljosha Coatti beeindruckt am Chinesischen Masten mit ausdauernden Passagen ohne abzusetzen und mit kraftvollen Haltepositionen. Sich nur mit den Beinen haltend, rutscht er in mehreren Abschnitten – sich zwischendurch immer wieder fangend – den Masten hinunter. Für den Schlusstrick legt er den ganzen Weg auf einmal zurück, den Kopf voran, die Arme hinter dem Rücken, nur knapp über dem Boden stoppend.


Energy Dancers, Trio Rippes Ales, Svetlana Silineviča

Das Todesrad-Duo Rippes Ales erweitert sich für die Schlussnummer zum Trio, dies durch eine Partnerin. Wiederum wird für Nervenkitzel gesorgt, nunmehr auf dem Hochseil. Zum Repertoire gehören unter anderem eine Fahrradfahrt, Rückwärtsrolle, der Blindlauf der Partnerin, der Sprung über den auf dem Seil kauernden Partner, der freie Stand auf einem Stuhl sowie die Dreierpyramide mit Longensicherung der Oberfrau. Sängerin und Ballett geben dem Finale seinen glamourösen Rahmen.

Auch ohne die ursprünglich angekündigte Raubtiernummer bieten die Franks wie gesagt ein attraktives Programm, das vom Publikum mit großem Applaus gewürdigt wird. Es gewinnt nach der Pause noch einmal richtig an Fahrt. Für die nächsten zehn und alle weiteren Jahre des Wiesbadener Weihnachtscircus wünschen wir der Familie von Roberto und Nadja Frank weiterhin viel Erfolg.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Moll (Show), Stefan Gierisch (Zeltanlagen)