Schneeweiß mit
schwarzen Ornamenten sind sowohl der große Viermaster als auch
das passende Vorzelt. Dieses wurde nun durch eine bogenförmige
Leuchtschrift mit dem Unternehmensnamen über dem Dach ergänzt.
Wunderbar dekoriert präsentiert sich das Vorzelt, umfangreich
ist das Angebot an Speisen und Getränken. Edel wirkt das
Ambiente im Chapiteau mit seiner Sitzeinrichtung aus
Schalensitzen. In den drei ansteigenden Logenreihen sind sie
zusätzlich gepolstert.
  
Steven
Carroli und Emi Velkova, Charlotte Alexis, Abraham Dereje
Für die Regie
haben die Produzenten Manuel Fischer und Sarah Zinnecker
wiederum Louis Knie jun. verpflichtet. Seine typische
Handschrift wird gleich im Opening deutlich, wenn sich Totti
Alexis am Schminktisch in der Manege in einen Clown
verwandelt, dies inmitten der Dolly Power Dancers, der
Tanzformation im „Bingo“-Stil aus dem Hause Louis Knie.
Ebenfalls machen wir hier gleich Bekanntschaft mit Sängerin
Lolita, dem Orchester auf dem Artisteneingang in geschmackvollem
Rot sowie dem starken Lichtdesign. Wie der Programmauftakt
erzählt auch Steven Carroli bei seiner Einradnummer eine kleine
Geschichte. Als Koffer-Page wünscht er sich von seiner Kollegin
– Lebensgefährtin Emi Velkova – einen Kuss und erhält diesen
schlussendlich auch. Dazwischen springt er auf dem Einrad Seil
und mit drei Keulen jonglierend über die Treppenstufen seines
Requisits. Er auf dem Postament, die Partnerin am Boden lassen
in Passings sechs Keulen fliegen. Schließlich wechselt er aufs
Hochrad und befördert mit einem Fuß und gezieltem Schwung
Untertassen und Tassen auf seinen Kopf und stapelt sie dort
aufeinander. Zum Abschluss kickt er einen Teelöffel geschickt in
die oberste der drei Tassen. Während Totti der liebenswerte
Spaßmacher ist, gibt seine Frau Charlotte die seriöse
Weißclownin. Mit ihrer Armbrust möchten sie ihren
Wilhelm-Tell-Schuss auf einen Apfel abgeben – dieser besteht aus
einem roten Luftballon. Durch allerlei Missgeschicke platzen
mehrere der „Äpfel“ noch vor dem Auslösen der Waffe, so dass
Sohn Charlie immer neue bringen muss. Bis tatsächlich der letzte
verfügbare Apfel im Einsatz ist und das Spiel nun gelingen muss.
Es folgt ein erstes artistisches Highlight: Abraham Dereje fasziniert uns mit seinen blitzschnellen
Bouncing-Jonglagen. Nicht nur sein Outfit erinnert an Michael
Jackson, auch die musikalische Begleitung stammt vom King of
Pop. So lässt er drei Bälle hinter dem Rücken gegen den Boden
springen, sieben bei gleichzeitigen Balancen auf einem
Basketball und neun gegen zwei im schrägen Winkel zueinander
stehende Platten, dies auch mit verbundenen Augen noch sicher.
 
Duo
Skywalker Salazar, Familie Alexis
Verletzungsbedingt
kann das Duo Skywalker Salazar nicht sein vollständiges
Repertoire zeigen. So bleibt es bei den Deckenläufen „upside
down“ von Partnerin und Partner an zwei Stangen mit
Fußschlaufen; auf die spektakulären Sprünge des Herrn von Trapez
zu Trapez müssen wir jedoch verzichten. In ihrer nächsten Szene
erleben wir (fast) die ganze Familie Alexis, denn außer Totti
und Charlotte wirken auch die beiden Söhne Charlie und Maxim
mit. Es geht um eine Deluxe-Trompete und deren von jedem
gewünschten Ort in die Manege zurückkehrendes Echo.
  
Emi Velkova,
Sandro Montez, Truppe Acro
Dann geht es
wieder in die Luft. Emi Velkova präsentiert im weißen Kostüm und
an weißen Tüchern eine klassisch-schöne Kür, bei der sie ihre
Kraft und ihre Beweglichkeit demonstriert. Fröhlich und rasant
ist die Hundenummer von Sandro Montez. Die besten
Freunde des Menschen zeigen hier insbesondere ihr
Sprungvermögen. Mal springen sie durch Ringe, die der
sympathische Tierlehrer in der Hand hat, mal über mehrere
Artgenossen und mal durch einen Reifen, den ein Artgenosse in
der Schnauze hält. Traditionelle Akrobatik aus Marokko bringt
die Truppe Acro an den Rhein. In der genretypischen Abfolge
türmen sich die sieben jungen Herren zunächst zu Pyramiden, bis
schließlich der Untermann sechs Partner auf einmal trägt. Auf
diese im Wortsinn starke Leistung folgen Sprünge und Salti durch
die Manege. Damit geht es in die Pause.
 
Flying
Martini, Totti Alexis
Auch Hälfte zwei
beginnt – nach dem Weihnachtsmedley von Sängerin Lolita – mit
einer Truppennummer, nun aber in der Luft. Die Flying Martini
haben unter anderem gleich zwei Dreifache im Repertoire. Die
herkömmliche Version wird von einer Frau gesprungen - an diesem
Nachmittag leider zweimal hintereinander mit Landung im Netz.
Einwandfrei gelingt dagegen der dreifache Salto in der
gestreckten Variante. Diese absolute Rarität des Genres
beherrscht Michael Martini. Die Passage bildet den Abschluss der
Trickfolge. Den Netzabbau überbrückt Totti Alexis, der auf der
Tribüne das Publikum zum Mitsingen animiert. Seine
Entertainer-Qualitäten sind nahezu einmalig.
  
Robi
Berousek, Adem Dance Crew, Magic Eötvös
Ein guter
Bekannter seit vielen Jahren ist Robi Berousek. Gewohnt
temporeich balanciert er auf der freistehenden Leiter. Seine
Drehungen und Wendungen bleiben spektakulär. Nur einmal wechselt
er das Requisit, von der herkömmlichen Kombination aus Holmen
und Sprossen zu einem hohen Konstrukt mit Plattform am oberen
Ende. Seine Tochter Sara assistiert ihm. Auf diesen Klassiker im
typischen Zirkusstil folgt eine Nummer moderner Machart, die
zuletzt auch im Saisonprogramm des Circus Roncalli vertreten
war. Beim Auftritt der Adem Dance Crew gelangt ein Einbrecher in
eine Kunstausstellung. Dort macht er Selfies mit den Skulpturen
von Charlie Chaplin, einem Pharao und einem Samurai. Bald
beginnen die Ausstellungsstücke ein Eigenleben und beeindrucken
mit modernen Tanzchoreographien im Robo-Style – und der
Einbrecher im Streifenshirt demonstriert seine Fähigkeiten als
Klischnigger. Vom Circus Louis Knie zusammengestellt wurde die
Großillusions-Show „Magic Eötvös“. Die Requisiten stellt die
Familie Eötvös, aus den Reihen der Dolly Power Dancers übernimmt
Ksenia die Rolle der Magierin, die anderen fünf jungen Frauen
geben die Assistentinnen. So wird eine Reihe attraktiver
Illusionen groß verkauft. Da erscheint die Zauberin aus dem
Nichts, nur um gleich darauf eines der Girls auf Minimalmaß zusammenzuschieben. Drei weitere Damen entsteigen in
verblüffender Weise einem kleinen Käfig, eine wird scheinbar von
Schwertern, eine andere von brennenden Stäben durchbohrt.
Eindrucksvoll wirkt auch die scheinbar leere Box, in der eine
Artistin erst als Schatten und dann ganz real auftaucht.
  
Tony
Frébourg, Vioris Zoppis, Finale mit Lolita und Dolly Power
Dancers
Eine der
bekanntesten und originellsten Szenen von Totti Alexis ist jene,
in der er auf Fliegenjagd geht und letztendlich selbst zum
Insekt wird. Hier darf auch Töchterchen Juliette Dolores
mitwirken. Während wir uns in den vergangenen Saisons immer
wieder über diesen wunderbaren Komiker amüsieren durften, vor
Bonn beispielsweise im Dresdner Weihnachtscircus, sind wir Tony
Frébourg einige Jahre lang nicht mehr begegnet. Doch von seiner
Klasse hat er in dieser Zeit nichts verloren. Noch immer ist er
ein Spitzenkönner seines Faches, der im asiatisch inspirierten
Outfit ausdauernd bis zu vier Diabolos in der Luft hält. Ein
weiterer, ganz starker Auftritt folgt mit Vioris Zoppis. Er
kombiniert zwei Genres: Am Boden zeigt er Equilibristik im
flachen Wasser, das durch einen wenige Zentimeter hohen Ring am
Boden am Wegfließen gehindert wird. In der Luft glänzt er mit
seinen Strapaten-Flügen. Spagat in allen Variationen ist seine
Spezialität. Beeindruckend, wie er im Seitspagat den Oberkörper
nach vorne neigt und sich wieder aufrichtet. Temperamentvoll
seine Abfaller und Überschläge. Dass er dabei nass ist, erhöht
zum einen den Schwierigkeitsgrad der Übungen; zum anderen
schaffen die sprühenden Tropfen auch sinnliche Momente. |