Dass der Weihnachtscircus im
Nordosten von Baden-Württemberg gut etabliert ist, zeigen die
zum Vorstellungsbeginn gut besetzten Zuschauerreihen in der Loge
und auf der Tribüne. Zu dieser Zeit haben die Besucher das
Vorzelt mit seinem breiten gastronomischen Angebot bereits
passiert. Nach einem poetischen Prolog, der vom Weihnachtstraum
eines kleinen Jungen handelt, empfängt uns das Ensemble mit
einem bunten Opening.
 
Opening, Svetlana und
Dimitri
Direktionssohn Samuel Frank
besingt gekonnt die „Jingle Bells“, und Artistin Jasmina Wolfova
begrüßt das hochverehrte Publikum auf sehr charmante Weise und
im paillettenbesetzten, roten Glitzerkleid. Nachdem sie mit
ihrer Familie bereits im vierten Winter in Folge bei den Franks
engagiert ist, hat sie sich in dieser Saison aus Gründen der
Abwechslung für die Rolle der Moderatorin entschieden. Zum
Jubiläumsprogramm „20 Jahre Crailsheimer Weihnachtscircus“ in
einem Jahr möchte sie gemeinsam mit ihrem Mann Josef auch wieder
eine akrobatische Nummer zeigen. Ein Neuzugang sind dagegen
Svetlana und Dimitri, die zunächst ihre Luftnummer an den
schwarz-roten Tuch-Strapaten zeigen. In den gleichen Farben sind
die Kostüme des sympathischen Duos gestaltet. Abwechselnd
übernehmen beide die tragende Rolle. Zum Abschluss kreiselt sie
im Genickhangwirbel. Die Schlaufe, an der sie dabei hängt, hält
auch der Partner nur mit dem Nacken.
  
Samuel, Leonardo und
Selina Frank
Direktor Wolfgang Frank legt Wert
darauf, dass nicht nur engagierte Artisten auftreten, sondern
auch die eigene Familie in der Manege steht. Auf diese Weise
habe das Publikum Winter für Winter seine Kinder aufwachsen
sehen und eine Bindung zum Crailsheimer Weihnachtscircus
entwickelt. Und so freuen wir uns über das Wiedersehen mit
Samuel Frank, der wieder einmal seine Jonglagen präsentiert. Neu
ist, dass Jasmina Wolfova hier als seine elegante Assistentin
agiert. Samuel Franks Requisiten sind fünf Bälle, jeweils drei
Keulen und Strohhüte, sechs Ringe und drei Fackeln. Begleitet
wird er von live gespielter, fetziger Latin Music. Überhaupt
trägt die hauseigene Kapelle, so wie das schöne Licht, sehr zum
Gelingen der Vorstellung bei. Nach der Popcorn-Reprise mit Clown
Monti Belloni - vom Circus Belloni aus Österreich - ist Samuels älterer Bruder Leonardo Frank an der
Reihe. Er hat sich der Tierdressur verschrieben und stellt
zunächst vier Miniponys in einer flotten Laufarbeit vor. Unter
anderem demonstrieren die Tiere ihr Talent als Hürdenspringer.
Dritte im Bunde der Direktions-Kinder ist Selina Frank, die die
Hula-Hoop-Reifen um Arme, Beine und Körper kreisen lässt. Dabei
hat sie ihre Nummer ansprechend im spanischen Stil gestaltet.
 
Manuela Wolfova, Perry
Pedersen und Dani Jahn
Tochter des Artistenpaares
Jasmina und Josef Wolf ist dagegen Manuela Wolfova. Sie hat sich
eine schöne Kür am Luftring erarbeitet, bei der sie vom
„Farbenspiel des Winds“ musikalisch begleitet wird. Auch das
Kostüm der bildhübschen Nachwuchs-Artistin ist an das
Pocahontas-Thema angepasst. Nachdem der kleine Franklin in
seiner Reprise einen Stofflöwen zum „Reifensprung“ animiert hat,
wird es Zeit für echte Tiere und die Reklamenummer dieser
Saison. Perry Pedersen und ihr Ehemann Dani Jahn haben ihre
beiden stattlichen patagonischen Seelöwen Teddy und Scooby mit
nach Crailsheim gebracht. Zugeworfene Bälle zurückschlagen,
Trompete spielen oder Ringe drehen und fangen – die beiden Tiere
haben einiges drauf. Zwei Kinder aus dem Publikum dürfen hautnah
dabei sein. Mit dieser wunderbaren Vorführung geht es in die
Pause.
  
Chloé Tomovi, Leonardo
Frank, Monti Belloni
Während der Unterbrechung wird
das Drahtseil aufgebaut, auf dem Chloé Tomovi aus Frankreich zu
Beginn der zweiten Programmhälfte ihre Kunst zeigt. So jongliert
sie mit drei Keulen oder lässt insgesamt drei Ringe um den
linken Arm und das linke Bein kreisen, während sie auf einer
Leiter steht. Am Ende rotieren fünf Ringe um ihre beiden Arme
und den linken Fuß; gleichzeitig balanciert sie mit dem rechten
Fuß auf dem Seil und hält zwischen den Zähnen ein Gestell mit
Kugeln darauf. Der ganze Stolz von Leonardo Frank ist der
braun-weiße Viererzug Araberpferde, den er sehr gekonnt
dirigiert. Aus dem Gegenlauf heraus drehen die schönen Tiere
Pirouetten, weitere ansprechende Lauffiguren kommen hinzu. Einer
der Schimmel zeigt erst Temperament als Steiger und dann Ruhe,
wenn er den Kopf zwischen den Vorderbeinen durchdrückt, dabei
mit den vorderen Hufen auf einem Podest stehend. Mit seiner
Variante der berühmten Filmszene sorgt Komiker Monti Belloni für
Heiterkeit. Er selbst gibt den Kameramann und Regisseur, ein
Gast aus dem Publikum darf die Filmklappe auslösen, und dazu
kommt - unter Mitwirkung von weiteren Zuschauern - die
Geschichte einer Dame zwischen Mann und Rivale. Ergänzend zum
üblichen Ablauf hat sich Monti Belloni einen eigenständigen
Schluss-Gag überlegt.
  
Svetlana und Dimiti, Duo
Tomovi, Wolfgang Frank
Zumindest für Svetlana geht es am
Vertikalseil ein zweites Mal in die Luft, unter anderem zu
verschiedenen Posen. Ihr Partner Dimitri bleibt diesmal am Boden
und dreht das Seil, so dass wir über die extrem schnellen Wirbel
seiner Partnerin staunen können, dies unter anderem im
Genickhang. Mit dramatischen Worten über die Gefahren dieses
Genres kündigt Direktor Wolfgang Frank die Todesrad-Nummer des
Duos Tomovi an. Die geringe Höhe des Chapiteaus erlaubt es
leider nicht, die Außenseite des Requisites zu nutzen. Es
verfügt über einen Laufkessel, in dem Matey und Chloé Tomovi
abwechselnd agieren. Sie wagt den Blindlauf im Rad, er einen
Salto und springt aus respektabler Höhe vom Rad auf eine Matte
am Boden. Hervorzuheben wäre noch das hohe Tempo, mit dem sich
das Rad bei den Aktionen dreht. So verfehlt die Nummer ihre
Wirkung nicht. Mit seinem Trompetenspiel leitet Wolfgang Frank
das stimmungsvolle Finale mit dem gesamten Ensemble ein, das
Samuel Frank später mit dem live gesungenen „Crazy little thing
called love“ beschließt. |