Für
Sensationen ist also gesorgt bei der elften Ausgabe dieser noch vergleichsweise jungen Circusproduktion zum Jahreswechsel.
Hinzu kommen weitere engagierte attraktive Darbietungen sowie
Nummern, die von Mitgliedern der Direktionsfamilie absolviert
werden.

Zeltanlagen des Great Christmas Circus
Gespielt
wird im imposanten eigenen Chapiteau, das außen in den Farben
Blau und Weiß gehalten ist und im Inneren Platz für rund 2.200
Zuschauer auf blauen Klappsitzen bietet. Das Vorzelt ist
weihnachtlich dekoriert und bietet kulinarische Genüsse für
nahezu alle Geschmäcker. Nähert man sich der Circusstadt in der
Dunkelheit, erstrahlt diese im Lichterglanz. Unzählige Ketten
mit Glühbirnen, der beleuchtete Frontzaun sowie der Kassenwagen
bilden ein stimmungsvolles Ensemble.
  
Bello
und Annaliese Nock
Kaum sind
der Epilog, das Opening und die erste artistische Nummer vorbei,
purzelt ein bunter Würfel aus Stoff in die Manege. Heraus kommt
Bello Nock, die blonden Haare waagerecht nach oben frisiert. Da
ist also leibhaftig jener Clown, dessen Gesicht alle Gäste im
Rund schon einmal gesehen haben. Im Nu macht er sich daran, die
Herzen des Premierenpublikums zu gewinnen. Zunächst als
aufgeblasener XXL-Artist, der fröhlich herumspringt und sogar
einen einarmigen Handstand beherrscht. Meine Lieblingsnummer von
Bello Nock ist das Pfeil-und-Bogen-Spiel mit Luftballons, das er
mithilfe einer Zuschauerin aufführt. Eine wunderbare Grundidee,
die genial umgesetzt wird. Der Clown hat dabei immer das
richtige Timing und bindet seine Mitspielerin professionell ein.
Für seine Eskapaden auf dem Todesrad wählt Bello Nock aber mit
Tochter Annaliese einen Profi als Partnerin. Hier paart sich
artistisches Können mit herrlicher Komik. Zunächst eher zufällig
in das riesige Hamsterrad geraten, zeigt er bald durchaus
waghalsige Stunts. Ferner sehen wir den Spaßmacher in einem
Klatschspiel mit dem Publikum.

Truppe
Amaraa
Aus zwei
Frauen und elf Männern besteht die Truppe Amaraa. In
folkloristischen Kostümen beschließen deren Mitglieder mit
Höchstleistungen am Schleuderbrett die Spielfolge. Der Auftritt
des Ensembles aus der Mongolei folgt einer durchgehenden
Choreographie in der Tradition seiner Heimat. Zu den
Spitzentricks gehören Sprünge zum Vier-Personen-Hoch und in
einen auf einer Perchestange fixierten Sessel. Ein Sessel ist
auch das Ziel beim letzten Höhenflug. Dieser bildet letztendlich
die vierte Etage einer waghalsigen Konstruktion, die von
mehreren Artisten mithilfe von Stangen gebildet wird. Voller
Dynamik ist der erste Einsatz der Truppe Amaraa. In moderner
Aufmachung wirbeln sie in allen denkbaren Varianten des
Seilspringens durch die Manege. Sogar zu dritt übereinander
hüpfen die Akteure über das rotierende Tau. Es gibt nichts, was
diese Akrobaten nicht können. Das wunderbare Orchester unter der
Leitung von Petru Haruta intoniert dazu treibend den Hit
„Dschingis Khan“. Überhaupt werten die Instrumentalisten das
Programm mit ihrem Spiel hervorragend auf. Zumindest bei den
Nummern, die live begleitet werden. Ein echter Gewinn, zumal
eine Sängerin dabei ist.
 
Truppe
Robles, Helena Polach
Mucksmäuschenstill hingegen ist es im Chapiteau, wenn die
Mitglieder der Robles in einer Pyramide aus allen sieben
Personen über das Hochseil laufen. Erst wenn alle
Balancekünstler die sichere Plattform erreicht haben, entlädt
sich der frenetische Applaus des Publikums. Zuvor haben uns die
Robles bereits mit Seilspringen, einer Dreier-Pyramide auf
Fahrrädern und Spagat auf dem gespannten Draht begeistert. Hinzu
kommen weitere Tricks, die keinerlei Wünsche offenlassen. Mit
Fußballjonglagen sorgt Helena Polach für Schwung. Ungeheuer
gewinnend lässt die Blondine bis zu fünf Bälle gleichzeitig
durch die Luft fliegen. Auch eine geringere Anzahl der
Requisiten jongliert sie virtuos oder lässt sie auf ihren
Fingerspitzen kreisen. Mit Mikrofonen hat es hingegen ihr
Partner Michael Olivares zu tun. Im pinken Anzug versucht sich
der Komiker als Sänger und hat mit allerlei Widrigkeiten zu
kämpfen. Der Mikrofonständer wechselt die Höhe und bewegt sich
sogar selbständig durch die Manege. Gleich mehrere Mikrofone
fliegen scheinbar schwerelos um ihn herum. Und der Künstler
versucht in all dem Chaos eine gute Figur zu machen.
  
Danny
Luftman, Ursula Rossi und Carlos Tribertis, Krasimir Vasov
Auf eine
besondere Variante der Jonglage hat sich Danny Luftman
spezialisiert. Der Portugiese lässt Bumerangs durch die Luft
fliegen, um sie danach geschickt wieder aufzufangen. Im Kostüm
eines Fantasywesens verwendet er dafür die Variante mit drei
Armen. Seine Wurfgeschosse nehmen ganz eigene Flugbahnen und
sorgen für neuartige Eindrücke. Unzählige Reifen lässt Ursula
Rossi um ihren Körper rotieren. Diese nimmt sie vom Boden auf
oder bekommt sie zugeworfen. Ihre Hula Hoop-Nummer beschließt
sie in der Luft. Während sie mehrere Ringe mit ihrer Hüfte in
Bewegung hält, wird sie Richtung Kuppel gezogen. Bekannt ist
Ursula Rossi aber besonders für Rollschuhakrobatik auf hoher
Plattform. Dabei ist nun Carlo Tribertis ihr Partner. Als Joker
und Harley Quinn fegen die beiden über eine runde Plattform und
wagen dabei allerlei riskante Manöver bis hin zum
Genickhangwirbel. Einen besonders spektakulären Trick hat auch
Krasimir Vasov mit nach Frankfurt gebracht. Er zelebriert den
Handstand auf einem Schwert. Mithilfe eines speziellen
Metallteils hält er sich auf dessen Spitze im Gleichgewicht.
Weiter gehören zu seinem Auftritt verschiedene Kunststücke auf
einer Hand und auf zwei Händen. Auch das Rotieren im Kopfstand
beherrscht er bravourös. Vasov ist allerdings nur in den ersten
Vorstellungen dabei. Danach übernehmen die Fratelli Caveagna mit
ihrer Partnerakrobatik.
  
Natascha, Angel und Alfons Wille
Immer ein
Erlebnis sind die Pferdedressuren von Manuel Frank. In diesem
Winter begeistert er mit einem Achterzug, den er in einer
Freiheitsdressur präsentiert. Zu vier routinierten Friesen
kommen ebensoviele Palominos, die hier ihr Debüt vor Publikum
geben. Die anspruchsvolle Trickfolge läuft bereits wie am
Schnürchen. Die wunderschönen Tiere haben zudem edle Geschirre
und Decken. Dazu singt die Sängerin auf dem Gradin. Für mich
eines der Highlights der Show. Eröffnet wird der Pferdeblock mit
einer dreifachen Hohen Schule. Natascha Wille und ihre Nichte
Angel reiten diese zusammen mit einer Partnerin. Ein inzwischen
leider selten zu sehendes Bild, das das Trio sehr ansprechend
gestaltet. Dass Angel Wille sich nicht nur auf das Reiten
versteht, sondern auch eine wunderbare Stimme besitzt, darf sie
während des Abbaus des Todesrads mit einem Lied beweisen. Ihr
Bruder Alfons ist wiederum als Spaßmacher dabei. Vor dem Opening
verwandelt er sich vom Requisiteur in einem Clown und darf ganz
am Ende der Vorstellung die Manege mit Bello Nock verlassen.
Dazwischen erleben wir ihn als Zuschauer ohne Eintrittskarte,
beim Musizieren, das nicht erlaubt ist, und gemeinsam mit Michael Olivares bei der wundersamen Wanderung eines Halstuchs. Das
seriöse Pendant bildet dabei sein Vater Manuel Wille, der auch
das Programm moderiert. Gattin Jamena schließlich führt
schneeweiße Tauben vor. Die Tiere hat sie neu übernommen und so
ist die Präsentation bei der Premiere noch etwas zurückhaltend.
Zudem ist sie zwischen Vorhang und Manegenteppich nicht eben
optimal platziert. |