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Great Christmas Circus 2024/25
www.great-christmas-circus.de ; 146 Showfotos

Frankfurt am Main, 14. Dezember 2024: Bello Nock dürfte derzeit eine der bekanntesten Persönlichkeiten in und um Frankfurt sein. Sein Konterfei hängt an unzähligen Stellen im Stadtbild, ziert es doch die attraktiven Plakate des Great Christmas Circus für seine Produktion 2024/25. Mit der Verpflichtung des US-amerikanischen Starclowns ist der Familie Wille ein echter Coup gelungen. Damit nicht genug. Im Programm findet sich mit der Schleuderbrett-Truppe Amaraa ein aktueller Gewinner eines Silbernen Clowns in Monte Carlo. Ein weiteres Highlight ist die Sieben-Personen-Pyramide auf dem Hochseil der Robles.

Für Sensationen ist also gesorgt bei der elften Ausgabe dieser noch vergleichsweise jungen Circusproduktion zum Jahreswechsel. Hinzu kommen weitere engagierte attraktive Darbietungen sowie Nummern, die von Mitgliedern der Direktionsfamilie absolviert werden.


Zeltanlagen des Great Christmas Circus

Gespielt wird im imposanten eigenen Chapiteau, das außen in den Farben Blau und Weiß gehalten ist und im Inneren Platz für rund 2.200 Zuschauer auf blauen Klappsitzen bietet. Das Vorzelt ist weihnachtlich dekoriert und bietet kulinarische Genüsse für nahezu alle Geschmäcker. Nähert man sich der Circusstadt in der Dunkelheit, erstrahlt diese im Lichterglanz. Unzählige Ketten mit Glühbirnen, der beleuchtete Frontzaun sowie der Kassenwagen bilden ein stimmungsvolles Ensemble.


Bello und Annaliese Nock

Kaum sind der Epilog, das Opening und die erste artistische Nummer vorbei, purzelt ein bunter Würfel aus Stoff in die Manege. Heraus kommt Bello Nock, die blonden Haare waagerecht nach oben frisiert. Da ist also leibhaftig jener Clown, dessen Gesicht alle Gäste im Rund schon einmal gesehen haben. Im Nu macht er sich daran, die Herzen des Premierenpublikums zu gewinnen. Zunächst als aufgeblasener XXL-Artist, der fröhlich herumspringt und sogar einen einarmigen Handstand beherrscht. Meine Lieblingsnummer von Bello Nock ist das Pfeil-und-Bogen-Spiel mit Luftballons, das er mithilfe einer Zuschauerin aufführt. Eine wunderbare Grundidee, die genial umgesetzt wird. Der Clown hat dabei immer das richtige Timing und bindet seine Mitspielerin professionell ein. Für seine Eskapaden auf dem Todesrad wählt Bello Nock aber mit Tochter Annaliese einen Profi als Partnerin. Hier paart sich artistisches Können mit herrlicher Komik. Zunächst eher zufällig in das riesige Hamsterrad geraten, zeigt er bald durchaus waghalsige Stunts. Ferner sehen wir den Spaßmacher in einem Klatschspiel mit dem Publikum.


Truppe Amaraa

Aus zwei Frauen und elf Männern besteht die Truppe Amaraa. In folkloristischen Kostümen beschließen deren Mitglieder mit Höchstleistungen am Schleuderbrett die Spielfolge. Der Auftritt des Ensembles aus der Mongolei folgt einer durchgehenden Choreographie in der Tradition seiner Heimat. Zu den Spitzentricks gehören Sprünge zum Vier-Personen-Hoch und in einen auf einer Perchestange fixierten Sessel. Ein Sessel ist auch das Ziel beim letzten Höhenflug. Dieser bildet letztendlich die vierte Etage einer waghalsigen Konstruktion, die von mehreren Artisten mithilfe von Stangen gebildet wird. Voller Dynamik ist der erste Einsatz der Truppe Amaraa. In moderner Aufmachung wirbeln sie in allen denkbaren Varianten des Seilspringens durch die Manege. Sogar zu dritt übereinander hüpfen die Akteure über das rotierende Tau. Es gibt nichts, was diese Akrobaten nicht können. Das wunderbare Orchester unter der Leitung von Petru Haruta intoniert dazu treibend den Hit „Dschingis Khan“. Überhaupt werten die Instrumentalisten das Programm mit ihrem Spiel hervorragend auf. Zumindest bei den Nummern, die live begleitet werden. Ein echter Gewinn, zumal eine Sängerin dabei ist.


Truppe Robles, Helena Polach

Mucksmäuschenstill hingegen ist es im Chapiteau, wenn die Mitglieder der Robles in einer Pyramide aus allen sieben Personen über das Hochseil laufen. Erst wenn alle Balancekünstler die sichere Plattform erreicht haben, entlädt sich der frenetische Applaus des Publikums. Zuvor haben uns die Robles bereits mit Seilspringen, einer Dreier-Pyramide auf Fahrrädern und Spagat auf dem gespannten Draht begeistert. Hinzu kommen weitere Tricks, die keinerlei Wünsche offenlassen. Mit Fußballjonglagen sorgt Helena Polach für Schwung. Ungeheuer gewinnend lässt die Blondine bis zu fünf Bälle gleichzeitig durch die Luft fliegen. Auch eine geringere Anzahl der Requisiten jongliert sie virtuos oder lässt sie auf ihren Fingerspitzen kreisen. Mit Mikrofonen hat es hingegen ihr Partner Michael Olivares zu tun. Im pinken Anzug versucht sich der Komiker als Sänger und hat mit allerlei Widrigkeiten zu kämpfen. Der Mikrofonständer wechselt die Höhe und bewegt sich sogar selbständig durch die Manege. Gleich mehrere Mikrofone fliegen scheinbar schwerelos um ihn herum. Und der Künstler versucht in all dem Chaos eine gute Figur zu machen.


Danny Luftman, Ursula Rossi und Carlos Tribertis, Krasimir Vasov

Auf eine besondere Variante der Jonglage hat sich Danny Luftman spezialisiert. Der Portugiese lässt Bumerangs durch die Luft fliegen, um sie danach geschickt wieder aufzufangen. Im Kostüm eines Fantasywesens verwendet er dafür die Variante mit drei Armen. Seine Wurfgeschosse nehmen ganz eigene Flugbahnen und sorgen für neuartige Eindrücke. Unzählige Reifen lässt Ursula Rossi um ihren Körper rotieren. Diese nimmt sie vom Boden auf oder bekommt sie zugeworfen. Ihre Hula Hoop-Nummer beschließt sie in der Luft. Während sie mehrere Ringe mit ihrer Hüfte in Bewegung hält, wird sie Richtung Kuppel gezogen. Bekannt ist Ursula Rossi aber besonders für Rollschuhakrobatik auf hoher Plattform. Dabei ist nun Carlo Tribertis ihr Partner. Als Joker und Harley Quinn fegen die beiden über eine runde Plattform und wagen dabei allerlei riskante Manöver bis hin zum Genickhangwirbel. Einen besonders spektakulären Trick hat auch Krasimir Vasov mit nach Frankfurt gebracht. Er zelebriert den Handstand auf einem Schwert. Mithilfe eines speziellen Metallteils hält er sich auf dessen Spitze im Gleichgewicht. Weiter gehören zu seinem Auftritt verschiedene Kunststücke auf einer Hand und auf zwei Händen. Auch das Rotieren im Kopfstand beherrscht er bravourös. Vasov ist allerdings nur in den ersten Vorstellungen dabei. Danach übernehmen die Fratelli Caveagna mit ihrer Partnerakrobatik.


Natascha, Angel und Alfons Wille

Immer ein Erlebnis sind die Pferdedressuren von Manuel Frank. In diesem Winter begeistert er mit einem Achterzug, den er in einer Freiheitsdressur präsentiert. Zu vier routinierten Friesen kommen ebensoviele Palominos, die hier ihr Debüt vor Publikum geben. Die anspruchsvolle Trickfolge läuft bereits wie am Schnürchen. Die wunderschönen Tiere haben zudem edle Geschirre und Decken. Dazu singt die Sängerin auf dem Gradin. Für mich eines der Highlights der Show. Eröffnet wird der Pferdeblock mit einer dreifachen Hohen Schule. Natascha Wille und ihre Nichte Angel reiten diese zusammen mit einer Partnerin. Ein inzwischen leider selten zu sehendes Bild, das das Trio sehr ansprechend gestaltet. Dass Angel Wille sich nicht nur auf das Reiten versteht, sondern auch eine wunderbare Stimme besitzt, darf sie während des Abbaus des Todesrads mit einem Lied beweisen. Ihr Bruder Alfons ist wiederum als Spaßmacher dabei. Vor dem Opening verwandelt er sich vom Requisiteur in einem Clown und darf ganz am Ende der Vorstellung die Manege mit Bello Nock verlassen. Dazwischen erleben wir ihn als Zuschauer ohne Eintrittskarte, beim Musizieren, das nicht erlaubt ist, und gemeinsam mit Michael Olivares bei der wundersamen Wanderung eines Halstuchs. Das seriöse Pendant bildet dabei sein Vater Manuel Wille, der auch das Programm moderiert. Gattin Jamena schließlich führt schneeweiße Tauben vor. Die Tiere hat sie neu übernommen und so ist die Präsentation bei der Premiere noch etwas zurückhaltend. Zudem ist sie zwischen Vorhang und Manegenteppich nicht eben optimal platziert.

Keine Frage, Bello Nock ist der Star des Abends. Kaum ein Zuschauer, der nach der Premiere nicht vom genialen Clown begeistert ist. Er drückt dieser Show seinen Stempel auf, ohne sich selbst zu sehr in den Vordergrund zu stellen. So bleibt genug Raum für die weiteren Nummern, unter denen sich einige Highlights befinden. Alles zusammengefügt hat Regisseur Joseph Bouglione. In Summe ein starkes Programm. Frankfurt am Main kann sich glücklich schätzen, einen solchen Weihnachtscircus zu haben. In dieser Spielzeit sogar eine Woche länger als noch 2023/24.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch