Der ist für uns nur echt mit
der Eisenbahn im großen Opening und viel Las-Vegas-Flair – mit
den beiden beleuchteten Showtreppen links und rechts des
Artisteneingangs, den sechs Tänzerinnen des Shad Performance
Showballetts, dem achtköpfigen Orchester unter der Leitung von
Andrey Parfonov und strahlendem Licht aus dem Hause Flashlight
Showtec.
  
Opening, Sofiia Latiuk,
Johnny Mentero
Die Eisenbahn trägt wie gewohnt
den Weihnachtsmann im Rentierschlitten auf ihrem Dach, und aus
den Waggons winken viele Mitglieder des großen Ensembles. Dazu
tanzt das Ballett in kecken Weihnachtsfrau-Kostümen, und die
sowohl ausstrahlungs- als auch stimmstarke, seit Jahren bewährte
Sängerin Karen McDawn empfängt uns mit heißem Rock’n‘Roll.
Stimmungsvoll wird es gleich bei der Tuchakrobatik von Sofiia
Latiuk, zu der sie von einem geflügelten Pferd aus startet,
begleitet vom live gesungenen Lady-Gaga-Hit „Hold my Hand“. Die
umfangreiche Trickfolge umfasst Abfaller, Abwickler,
Kreiseldrehungen auch kopfüber, Spagat zwischen den Tüchern und
anderes mehr. Auf die bezaubernde junge Dame folgt ein Herr, der
sich in ironischer Weise als Angebertyp und vermeintlicher
„Latin Lover“ präsentiert, umworben von den Damen des Balletts.
So ist seine Cyrrad-Nummer immerhin originell aufgemacht, auch
wenn wir seine Drehungen und Wendungen als nicht sonderlich
stark empfinden. Er tritt hier unter dem Namen Johnny Mentero
auf; im Saisonbetrieb „Zirkus des Horrors“ der Familie Sperlich
war der Künstler noch unter dem Namen Johnny Cognetti vertreten.
  
Joakim, Claudia Rapolli,
Merrylu Casselly
Eine große Freude ist das
Wiedersehen mit den originellen und sympathischen Clowns Bonbon
und Tiina mit ihren beiden erwachsenen Kindern Julia und Joakim.
Ihre witzigen Szenen sind überaus kreativ gestaltet und kommen
ganz ohne Publikumsbeteiligung aus. In der ersten Reprise wird
ein entlaufener Gorilla gejagt. Zwischendurch hat Joakim
Oberwasser und reitet im Safari-Look auf dem Rücken der
Tierfigur; später gerät Bonbon selbst in einen von dem
Menschenaffen getragenen Käfig. Ein artistisches Ausrufezeichen
setzt Claudia Rapolli auf dem Drahtseil. Die 14-jährige
Nachwuchsartistin – frisch preisgekrönt beim European Youth
Circus in Wiesbaden – gefällt nicht nur mit ihrem überaus
liebenswerten Auftreten und sichtbarer Freude am Tun, sondern
auch mit einem starken Repertoire. Dazu gehören beispielsweise
eine Art Rad, das vorwärts und sogar rückwärts geschlagen wird,
Spagat, Pirouetten und der Sprung durch einen brennenden, mit
Messern gespickten Reifen. Mit einem Country-Song und dem
Ballett als Cowgirls wird die Bettpferd-Nummer von Merrylu
Casselly eingeleitet. In bekannter Weise soll Cyrano eine Hürde
überwinden, was letztendlich nur seine Trainerin selbst tut.
Bevor es zum Schlafen geht, soll das Ross ordnungsgemäß
gewaschen werden. Allerdings wird Cyrano in der
„Pferdewaschanlage“ zu heiß gebadet und läuft scheinbar zum
Minipony ein, das sich dann ins gemachte Bett legt und sich die
Decke überzieht. Auf diesen heiteren Moment folgt eine Freiheit
mit nun fünf Ponys, die von Merrylu Casselly auf charmante Weise
vorgestellt werden. Sie absolvieren Lauffiguren, drehen sich auf
Postamenten oder laufen zwischen den Beinen der Vorführerin
hindurch.
  
Bonbon und Tiina, Duo
Rapolli, Truppe Banquinbar
Tiina baut mit Julia und Joakim
das Netz auf, in das Bonbon als „menschliche Kanonenkugel“
befördert werden soll. Obwohl das Kanonenrohr mit reichlich
Schießpulver gestopft wird, geht die amüsante Szene natürlich
anders aus als avisiert. Wenn Helena Rapolli mit Keulen
jongliert, steht Ehemann Antonin hinter ihr und greift
effektvoll in die Wurfmuster ein, ohne dass eines der Requisiten
zu Boden geht. Im Solo sendet er bis zu fünf schwarze Fußbälle
in die Luft und fängt sie wieder. Stürmisch wird der Applaus,
wenn Helena von den Schultern auf den Kopf ihres Partners
steigt, während beide mit Keulen jonglieren. Die sich dramatisch
steigernde Musikbegleitung und ein effektvoll verkaufter
Scheinsturz tragen enorm zur Wirkung bei. Die kolumbianische
Truppe Banquinbar – fünf Herren in Kostümen in leuchtendem rot,
blau und gelb – sowie eine Dame – präsentiert Handvoltigen mit
Salto bis ins Drei-Personen-Hoch.
  
Bonbon, Avital und Jochen
Pöschko, Merrylu Casselly und Siegfried Sperlich
Für Heiterkeit sorgt nochmals
Bonbon mit einer „Dressurnummer“ der besonderen Art: Seine
freundliche Schildkrötenfigur möchte er zu einem Sprung durch
einen Feuerreifen animieren, doch das ferngesteuerte, voll
bewegliche „Tier“ quittiert dies nur mit einem Kopfschütteln.
Zudem eignet sich ihr Panzer wunderbar, um darauf Xylophon zu
spielen. Dies lockt eine weitere Schildkröte an, die wir als „Rapperin“
erleben. Vor der Pause richtig platziert ist die spektakuläre
Schwungtrapez-Nummer von Avital und Jochen Pöschko. In weiten,
raumgreifen Flügen schwingen beide durch die Zeltkuppel, zeigen
schwierige Hand- und Fußwechsel und beeindrucken, wenn die
Partnerin nach einem Sprung nur Bein-an-Bein gefangen wird. Mit
einem Rückwärtsalto von der Trapezstange, nach dem Jochen
Pöschko seine Frau an den Beinen wieder fängt, findet die
Darbietung ihren Abschluss. Zum Beginn des zweiten Programmteils
überraschen Siegfried Sperlich und seine Lebensgefährtin Merrylu
Casselly mit einer neuen, im spanischen Stil gestalteten
Darbietung. Dabei reitet er im schwarzen Livree mit goldenen
Verzierungen die Hohe Schule, während sie dazu im roten Kleid
tanzt oder das Pferd zu Knicks und Steiger anleitet. Dies alles
ist als Lovestory gestaltet, in der die Dame von ihrem Verehrer
eine rote Rose überreicht bekommt, und wird wunderbar vom
Ballett in ebenfalls roten Kostümen und mit passenden Hüten
umrahmt.
  
Bonbon und Tiina, Cesar
Pindo, Azizov und Makhmudov
Was sich besonders mit den Namen
von Bonbon und Tiina verbindet, das ist natürlich ihr berühmtes
Federball-Entree. Nachdem Bonbon sich einen kräftigen Schluck
„Zaubertrank“ gönnt, gewinnt das witzige sportliche Match der
beiden deutlich an Fahrt. Ein weiteres bekanntes Gesicht,
besonders dank seiner Engagements im Zirkus Charles Knie, ist
Extrem-Klischnigger Cesar Pindo. Neu für uns hingegen ist sein
Auftreten im Indianer-Sytyle. Zunächst sorgen seine Verrenkungen
noch für hörbares Amüsement, dann zunehmend auch für ungläubiges
Raunen und manches Schaudern. Denn der Ecuadrioner faltet seinen
Körper so kompakt zusammen, dass er in eine kleine, gläserne
Kiste passt. Darin verharrt er lange Sekunden. Partnerakrobatik
zu krachender Rockmusik, vorwiegend Hand-auf-Hand und
Hand-auf-Kopf, haben die beiden Usbeken Azizov und Makhmudov mit
nach Karlsruhe gebracht. Sie arbeiten in schwarzen Hosen und
weißen Hemden mit Hosenträgern. Zum Abschluss wagt der Obermann
einen Pirouettesprung von den Händen zu den Händen des Partners.
  
Truppe Banquinbar, Fly
Diggerz, Finale
Nochmal stellt sich die Truppe
Banquinbar vor, nunmehr am Russischen Barren. Zwei Mitglieder
agieren als Untermänner, die beiden anderen Herren sowie die
Dame als Flieger. Insgesamt werden für unseren Geschmack nur
einige wenige Tricks und dafür viel Tanz dazwischen geboten,
auch wenn der abschließende Doppelsalto mit Pirouette natürlich
eindrucksvoll ist. Quasi schockverliebt waren wir, als wir vor
zwei Jahren im Offenburger Weihnachtscircus erstmals die
fantastische Nummer der „Fly Diggerz“ aus Japan erleben durften.
Mit fünf Jungs und einem Mädel ist die Formation nun nach
Karlsruhe gereist. „Double Dutch“ nennt sich die von ihnen
beherrschte Seilspring-Technik, bei der zumeist zwei Seile
gegenläufig gedreht werden – teils so schnell, dass das Auge
kaum folgen kann. Und dies, während die übrigen Akteure hindurch
springen, tanzen und Salti schlagen. Im fliegenden Wechsel lösen
die Artisten sich beim Seildrehen und Springen ab. Groß
zelebriert wird nochmals das Finale, mit Sängerin Karen McDawn
in einem weißen Kleid mit weit ausladender Schleppe und den
sechs Tänzerinnen in jeweils andersfarbigen, edel beleuchteten
Federkostümen. Die Abschiedsworte spricht Moderator Giovanni
Biasini im eleganten weißen Anzug. Gemeinsam mit
Direktionstochter Monika Sperlich hat er auch wieder Regie
geführt. |