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Kölner Weihnachtscircus 2024/25
www.koelner-weihnachtscircus.de ; 150 Showfotos

Köln, 8. Dezember 2024: Beim 9. Kölner Weihnachtscircus steht kein Artist alleine auf der Bühne. Das Duo ist hier quasi die Minimalbesetzung, die in den verschiedensten Disziplinen zu erleben ist. Zwei große chinesische Truppen bilden die Grenze nach oben. Die Quantität stimmt bei diesem Programm also, die Qualität ebenso. Die Produzenten Katja und Ilja Smitt haben eine spannende und durchaus harmonische Show zusammengestellt. Die zahlreichen Höhepunkte werden nicht zuletzt dank des Balletts und eines starken Lichts ansprechend in Szene gesetzt.

Im Mittelpunkt der Werbung stehen Fumagalli und Bruder sowie Clownspartner Daris Huesca. Die beiden populären Spaßmacher wollen in Köln ihren Abschied vom Entertainment feiern. So zumindest der Stand zum Start der Kommunikation. Die beiden sind das Gesicht der Produktion.


Chapiteau

So sind sie auch auf großen Bannern rund um das Chapiteau zu sehen. Dieses steht wieder an der Zoobrücke, umgeben von Straßen. Was nicht ungünstig ist, denn so ist eine gute Anbindung gegeben und Anwohnerbeschwerden wegen Lärm sind de facto ausgeschlossen. Im Inneren bekommt man von alldem nichts mit. Das Vorzelt ist aufwendig dekoriert und bietet allerlei Gaumenfreuden. Im Chapiteau schließt sich ein Gradin mit Klappsitzen an die drei Reihen Loge an. Ganz oben stehen Balkonlogen für die Gäste zur Verfügung. Gespielt wird auf einer erhöhten Rundbühne. Die Ränge sind an diesem zweiten Adventssonntag bestens gefüllt. Die Zuschauer wissen inzwischen, was sie an ihrem Weihnachtscircus haben. Zudem ist das Gastspiel wieder professionell vorbereitet. Schon vor der ersten Vorstellung wurde eine einwöchige Verlängerung angesetzt.


Polina Karvouskaya, Tai An Acrobatic Troupe, Duo Monastyrsky

So haben noch mehr Menschen die Gelegenheit, das Programm zu erleben. Eröffnet wird dieses - nach den einleitenden Worten von Ringmaster Markus Köllner - von den Damen des Balletts. In traumhaften Kostümen tanzen sie ihre erste Choreographie. Über ihren Köpfen schwebt Polina Karvouskaya. Die Artistin versteht sich auf die Kunst des Zopfhangs. Mit akrobatischen Posen verwöhnt sie das Auge. Die langen Federn am Kopfschmuck sind so etwas wie das Markenzeichen für Diabolospiele von weiblichen Formationen aus China. Acht Jongleusen der Tai An Acrobatic Troupe beherrschen diese Kunst virtuos. Mal im Solo, ganz besonders aber in immer wieder neuen Gruppierungen des gesamten Ensembles lassen sie die Doppelkegel fliegen. Es entstehen wunderschöne Bilder, die ein hohes Können erfordern. Vom mittleren Aufgang des Gradins begrüßen Fumagalli und Daris die Gäste im Chapiteau und werden begeistert aufgenommen. Im Zusammenspiel mit Markus Köllner lassen sie sodann ein Halstuch durch den Raum wandern. Auf Kostümwechsel in kürzester Zeit versteht sich das Duo Monastyrsky. Alexander und Tatiana ziehen sich auf offener Bühne um und niemand kann erahnen, wie sie es in dieser enormen Geschwindigkeit schaffen. Ihre Quick Change-Illusionen enden mit dem Tausch eines Kleides im Glitterregen.


Leonid Belyakov, Memory of Times, Maksim Khelmut und Iuri Kharchenko

Dank Lenoid Belyakov kommen wir in den Genuss von Tierdarbietungen. Fünf Hunde verschiedener Rassen begleiten ihn bei seinem ersten Auftritt. Die Vierbeiner sind höchst motiviert und zeigen mit Freude, was sie gelernt haben. Beispielsweise den Sprung durch einen Reifen oder das Laufen auf den Vorderbeinen. Dank Vincent Vignaud findet der nächste Tanz des Balletts zwischen Schneeflocken statt. Der Magier lässt immer mehr kleine Papierschnipsel aus seinen Händen „erscheinen“. Zu einem akrobatischen Pas de Deux in Weiß werden die Jonglagen von Olena Skrypets und Dimitrii Salov. „Memory of Times“ ist ihre Kür betitelt, in der sie gekonnt mit Bällen jonglieren. Ihr Auftritt folgt einer durchgehenden Inszenierung, die an das klassische Ballett angelehnt ist. Ausdrucksstark lässt das Paar Akrobatik und Tanz verschmelzen. Kabinettstückchen mit Peitsche und Pistole erleben wir beim Ausflug in den Wilden Westen mit Fumagalli und Daris. Einzigartig ist die Nummer von Maksim Khelmut und Iuri Kharchenko. Ich kann mich nicht erinnern, schon einmal zwei Männer am Vertikalseil gesehen zu haben. Ihre Darbietung ist an den Nouveau Cirque angelehnt. Die Tricks sind ungemein kreativ und stark. Ein neuartiges Erlebnis, das fasziniert.


Vincent Vignaud, Leonid Belyakov, Liaocheng Acrobatic Troupe

Neuheiten hat auch Vincent Vignaud mit nach Köln gebracht. So überraschen der Franzose und seine vier Magic Girls bei ihrer Rückkehr nach einem Jahr mit komplett anderen Illusionen. Gleich zum Auftakt wird ein Motorrad auf die Bühne gezaubert. Die Damen erscheinen sodann in einem großen, durchsichtigen Quader. Besonders gestaltet ist das Verschwinden des Magiers aus einer unter die Kuppel gezogenen Kiste. Diese Nummer hat man schon des Öfteren gesehen, aber noch nie so spektakulär. In die folgende Pause geht es mit Fumagalli und Daris. Danach gehört die Aufmerksamkeit des Publikums noch einmal Leonid Belyakov. Er überrascht mit einem witzigen Zusammenspiel mit einem besonders gelehrigen Hund. Dieser hält ihm etwa die Zeitung oder posiert mit ihm für ein Selfie. Das Klauen von Wurststückchen meistert der clevere Vierbeiner, obwohl er vermeintlich angeleint ist. Die elfköpfige Liaocheng Acrobatic Troupe wird vom Ballett angekündigt. Die Herren beherrschen exzellent die Jonglage mit Strohhüten. Dabei bilden sie immer neue Formationen, in denen sie die Kopfbedeckungen durch die Luft fliegen lassen. Sie schaffen eindrucksvolle lebende Kunstwerke voller Dynamik. Unter anderem bauen sie Pyramiden oder Menschentürme. Akrobatische Sprünge sind ebenfalls dabei.


Sabrina Aganier und Tymofii Chemko, Alex und Lisa, Liaocheng Acrobatic Troupe

Nach dieser offensiven Demonstration der Lebensfreude wird es romantisch. Sabrina Aganier und Tymofii Chemko erzählen eine poetische Liebesgeschichte am Luftring. Die Lovestory in Weiß ist genauso traumhaft wie riskant. Denn viele ihrer Tricks erfordern neben einem hohen Können auch eine besondere Portion Mut. Insbesondere jene, bei denen sie sich auf die Kraft ihrer Zähne verlassen. Auch hier wird der versierte Circusbesucher mit vielen neuartigen Kunststücken verwöhnt. Ein Klassiker ist das Bienchen, für das Fumagalli wie kein anderer Manegenkomiker steht. Gemeinsam mit Sohn Niko und Daris macht er sich auf die feucht-fröhliche Suche nach Honig, der dann auch reichlich verteilt wird – ins Gesicht der Mitspieler und Richtung Publikum. Auch beim gefühlt hundertsten Zuschauen ist dieses Entree ein großer Spaß. Alle Akteure sind mit großer Spielfreude bei der Sache. Clownerie par excellence. In schicken goldenen Kleidern tanzt das Ballett, um kurz danach die Bühne an Alex und Lisa Shpyn weiterzugeben. Das sympathische Duo kombiniert Hand-auf-Hand-Akrobatik mit gewagten Sprüngen. Alex trägt seine Partnerin im Handstand auf einem Arm oder balanciert Lisa im Einarmer auf seinem Kopf. Wenn er sie in die Luft schleudert, kann sie sich darauf verlassen, nach ihren Flügen wieder sicher aufgefangen zu werden. Auf einer Matte landen die Akteure der Liaocheng Acrobatic Troupe nach ihren gewaltigen Sätzen durch Reifen mit verschiedenen Durchmessern, die zudem in verschiedenen Höhen fixiert sind. Immer höher geht es hinaus, bis schließlich ein Turm aus sieben Ringen gebaut ist. Einer der Artisten springt nahezu ohne Anstrengung mit dem Kopf voraus hindurch. Choreographische Elemente lockern die Trickfolge auf. Zu einem großen Fest gerät das Finale. Das Ballett startet, dann ziehen alle Mitwirkenden des beeindruckenden Ensembles ein, um sich ausführlich zu verabschieden. Das Publikum applaudiert frenetisch im Stehen. Nach dem zweiten Aufzug gehört die Bühne Fumagalli. Der Clown darf die letzten Ovationen der Zuschauer ganz alleine genießen.

Einer der prominentesten Clowns unserer Zeit, große Truppen, spannende Akrobatik im Duo, außergewöhnliche Illusionen und Dressuren mit Hunden – diese neunte Ausgabe des Kölner Weihnachtscircus lässt keine Wünsche offen. Zudem setzt sie spannende neuartige Akzente. Kein Wunder also, dass die Produktion inzwischen fest zum Kalender der Events in der Domstadt gehört. Und im kommenden Winter wird bereits der erste runde Geburtstag gefeiert.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch