Im Mittelpunkt der
Werbung stehen Fumagalli und Bruder sowie Clownspartner Daris
Huesca. Die beiden populären Spaßmacher wollen in Köln ihren
Abschied vom Entertainment feiern. So zumindest der Stand zum
Start der Kommunikation. Die beiden sind das Gesicht der
Produktion.

Chapiteau
So sind sie auch
auf großen Bannern rund um das Chapiteau zu sehen. Dieses steht
wieder an der Zoobrücke, umgeben von Straßen. Was nicht
ungünstig ist, denn so ist eine gute Anbindung gegeben und
Anwohnerbeschwerden wegen Lärm sind de facto ausgeschlossen. Im
Inneren bekommt man von alldem nichts mit. Das Vorzelt ist
aufwendig dekoriert und bietet allerlei Gaumenfreuden. Im
Chapiteau schließt sich ein Gradin mit Klappsitzen an die drei
Reihen Loge an. Ganz oben stehen Balkonlogen für die Gäste zur
Verfügung. Gespielt wird auf einer erhöhten Rundbühne. Die Ränge
sind an diesem zweiten Adventssonntag bestens gefüllt. Die
Zuschauer wissen inzwischen, was sie an ihrem Weihnachtscircus
haben. Zudem ist das Gastspiel wieder professionell vorbereitet.
Schon vor der ersten Vorstellung wurde eine einwöchige
Verlängerung angesetzt.
  
Polina
Karvouskaya, Tai An Acrobatic Troupe, Duo Monastyrsky
So haben noch mehr
Menschen die Gelegenheit, das Programm zu erleben. Eröffnet
wird dieses - nach den einleitenden Worten von Ringmaster Markus Köllner - von den Damen des Balletts. In traumhaften Kostümen
tanzen sie ihre erste Choreographie. Über ihren Köpfen schwebt
Polina Karvouskaya. Die Artistin versteht sich auf die Kunst des
Zopfhangs. Mit akrobatischen Posen verwöhnt sie das Auge. Die
langen Federn am Kopfschmuck sind so etwas wie das Markenzeichen
für Diabolospiele von weiblichen Formationen aus China. Acht
Jongleusen der Tai An Acrobatic Troupe beherrschen diese Kunst
virtuos. Mal im Solo, ganz besonders aber in immer wieder neuen
Gruppierungen des gesamten Ensembles lassen sie die Doppelkegel
fliegen. Es entstehen wunderschöne Bilder, die ein hohes Können
erfordern. Vom mittleren Aufgang des Gradins begrüßen Fumagalli
und Daris die Gäste im Chapiteau und werden begeistert
aufgenommen. Im Zusammenspiel mit Markus Köllner lassen sie
sodann ein Halstuch durch den Raum wandern. Auf Kostümwechsel in
kürzester Zeit versteht sich das Duo Monastyrsky. Alexander und
Tatiana ziehen sich auf offener Bühne um und niemand kann
erahnen, wie sie es in dieser enormen Geschwindigkeit schaffen.
Ihre Quick Change-Illusionen enden mit dem Tausch eines Kleides
im Glitterregen.
  
Leonid
Belyakov, Memory of Times, Maksim Khelmut und Iuri Kharchenko
Dank Lenoid
Belyakov kommen wir in den Genuss von Tierdarbietungen. Fünf
Hunde verschiedener Rassen begleiten ihn bei seinem ersten
Auftritt. Die Vierbeiner sind höchst motiviert und zeigen mit
Freude, was sie gelernt haben. Beispielsweise den Sprung durch
einen Reifen oder das Laufen auf den Vorderbeinen. Dank Vincent
Vignaud findet der nächste Tanz des Balletts zwischen
Schneeflocken statt. Der Magier lässt immer mehr kleine
Papierschnipsel aus seinen Händen „erscheinen“. Zu einem
akrobatischen Pas de Deux in Weiß werden die Jonglagen von Olena
Skrypets und Dimitrii Salov. „Memory of Times“ ist ihre Kür
betitelt, in der sie gekonnt mit Bällen jonglieren. Ihr Auftritt
folgt einer durchgehenden Inszenierung, die an das klassische
Ballett angelehnt ist. Ausdrucksstark lässt das Paar Akrobatik
und Tanz verschmelzen. Kabinettstückchen mit Peitsche und
Pistole erleben wir beim Ausflug in den Wilden Westen mit
Fumagalli und Daris. Einzigartig ist die Nummer von Maksim
Khelmut und Iuri Kharchenko. Ich kann mich nicht erinnern, schon
einmal zwei Männer am Vertikalseil gesehen zu haben. Ihre
Darbietung ist an den Nouveau Cirque angelehnt. Die Tricks sind
ungemein kreativ und stark. Ein neuartiges Erlebnis, das
fasziniert.
  
Vincent
Vignaud, Leonid Belyakov, Liaocheng Acrobatic Troupe
Neuheiten hat auch
Vincent Vignaud mit nach Köln gebracht. So überraschen der
Franzose und seine vier Magic Girls bei ihrer Rückkehr nach
einem Jahr mit komplett anderen Illusionen. Gleich zum Auftakt
wird ein Motorrad auf die Bühne gezaubert. Die Damen erscheinen
sodann in einem großen, durchsichtigen Quader. Besonders
gestaltet ist das Verschwinden des Magiers aus einer unter die
Kuppel gezogenen Kiste. Diese Nummer hat man schon des Öfteren
gesehen, aber noch nie so spektakulär. In die folgende Pause
geht es mit Fumagalli und Daris. Danach gehört die
Aufmerksamkeit des Publikums noch einmal Leonid Belyakov. Er
überrascht mit einem witzigen Zusammenspiel mit einem besonders
gelehrigen Hund. Dieser hält ihm etwa die Zeitung oder posiert
mit ihm für ein Selfie. Das Klauen von Wurststückchen meistert
der clevere Vierbeiner, obwohl er vermeintlich angeleint ist.
Die elfköpfige Liaocheng Acrobatic Troupe wird vom Ballett
angekündigt. Die Herren beherrschen exzellent die Jonglage mit
Strohhüten. Dabei bilden sie immer neue Formationen, in denen
sie die Kopfbedeckungen durch die Luft fliegen lassen. Sie
schaffen eindrucksvolle lebende Kunstwerke voller Dynamik. Unter
anderem bauen sie Pyramiden oder Menschentürme. Akrobatische
Sprünge sind ebenfalls dabei.
  
Sabrina
Aganier und Tymofii Chemko, Alex und Lisa, Liaocheng Acrobatic
Troupe
Nach dieser
offensiven Demonstration der Lebensfreude wird es romantisch.
Sabrina Aganier und Tymofii Chemko erzählen eine poetische
Liebesgeschichte am Luftring. Die Lovestory in Weiß ist genauso
traumhaft wie riskant. Denn viele ihrer Tricks erfordern neben
einem hohen Können auch eine besondere Portion Mut. Insbesondere
jene, bei denen sie sich auf die Kraft ihrer Zähne verlassen.
Auch hier wird der versierte Circusbesucher mit vielen
neuartigen Kunststücken verwöhnt. Ein Klassiker ist das
Bienchen, für das Fumagalli wie kein anderer Manegenkomiker
steht. Gemeinsam mit Sohn Niko und Daris macht er sich auf die
feucht-fröhliche Suche nach Honig, der dann auch reichlich
verteilt wird – ins Gesicht der Mitspieler und Richtung
Publikum. Auch beim gefühlt hundertsten Zuschauen ist dieses
Entree ein großer Spaß. Alle Akteure sind mit großer Spielfreude
bei der Sache. Clownerie par excellence. In schicken goldenen
Kleidern tanzt das Ballett, um kurz danach die Bühne an Alex und
Lisa Shpyn weiterzugeben. Das sympathische Duo kombiniert
Hand-auf-Hand-Akrobatik mit gewagten Sprüngen. Alex trägt seine
Partnerin im Handstand auf einem Arm oder balanciert Lisa im
Einarmer auf seinem Kopf. Wenn er sie in die Luft schleudert,
kann sie sich darauf verlassen, nach ihren Flügen wieder sicher
aufgefangen zu werden. Auf einer Matte landen die Akteure der
Liaocheng Acrobatic Troupe nach ihren gewaltigen Sätzen durch
Reifen mit verschiedenen Durchmessern, die zudem in
verschiedenen Höhen fixiert sind. Immer höher geht es hinaus,
bis schließlich ein Turm aus sieben Ringen gebaut ist. Einer der
Artisten springt nahezu ohne Anstrengung mit dem Kopf voraus
hindurch. Choreographische Elemente lockern die Trickfolge auf.
Zu einem großen Fest gerät das Finale. Das Ballett startet, dann
ziehen alle Mitwirkenden des beeindruckenden Ensembles ein, um
sich ausführlich zu verabschieden. Das Publikum applaudiert
frenetisch im Stehen. Nach dem zweiten Aufzug gehört die Bühne
Fumagalli. Der Clown darf die letzten Ovationen der Zuschauer
ganz alleine genießen. |