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Circus Krone - Winter 2024/25
www.circus-krone.de ; 194 Showfotos

München, 22. März 2025: Mit Wintercircus mal drei erfreut der Circus Krone in der Spielzeit 2024/25 seine Fans. Ganz so wie vor der Pandemie-bedingten Zwangspause und doch vollkommen anders. Statt drei Programmen im Kronebau gibt es jetzt drei verschiedene Shows an drei unterschiedlichen Standorten. Zum dritten Mal öffnete der Würzburger Weihnachtscircus seine Zelte. In Rosenheim wurde Premiere gefeiert. Die weitaus längste Tradition haben natürlich die Produktionen in München. Wie schon seit über 100 Jahren wurden im Stammhaus am ersten Weihnachtsfeiertag die Pforten geöffnet.

Dies für die neue Show „Freestyle“, die bis zum 6. April gespielt wird. Sie ist, wie man das bei Krone erwartet, dem klassischen Circus verpflichtet. Gleichzeitig setzt sie durchaus innovative Impulse. Viele Tiere sind genauso dabei wie starke artistische Darbietungen – bekannte und weniger bekannte. Dazu witzige Clowns und ein Bingo-Ensemble. Das alles verpackt in eine schöne, flüssig ablaufende Gesamtinszenierung. Dazu spielt das wunderbare Orchester unter der Leitung von Oleksander Krasyun. Das fulminante Lichtdesign hat einmal mehr Celestino Munoz kreiert.


Francesco, Opening mit Bingo, Triple Breath

Schon vor dem eigentlichen Beginn sucht ein Herr im bunten Anzug seinen Platz und treibt dabei Späße mit einzelnen Zuschauern. Es ist Francesco (Brunaud). Der Clown war bereits im vergangenen Winter hier engagiert und darf nun mit neuen Auftritten Heiterkeit verbreiten. Nach der musikalischen Ouvertüre begrüßt Ringmaster Nikolai Tovarich im Frack und mit Zylinder das Publikum. Das Opening gestaltet eine Formation des Circus-Theater Bingo. Wie gewohnt in einer dynamischen Mischung aus Tanz und Akrobatik in kreativen Kostümen. Da zeigt ein Duo auf einer runden Plattform Rollschuhartistik, da sehen wir jeweils eine junge Dame an Tüchern und Trapez, da werden variantenreich Handstände zelebriert. Kurz, der Circus wird gefeiert, die Zuschauer werden in seine Welt entführt. Ein fulminanter Einstieg in den Nachmittag also. Währenddessen ist bereits das Hochseil mit den zugehörigen, reich verzierten Plattformen aufgebaut. Darauf erleben wir Triple Breath. Das Trio aus Usbekistan hat sich im Januar eine kleine Auszeit genommen, um am Internationalen Circusfestival von Monte Carlo teilzunehmen. Dort wurde ihre Darbietung mit einem Bronzenen Clown ausgezeichnet. Triple Breath setzen auf Folklore und innovative Tricks. Jalil Jalilov, Abror Khurramov und Dinora Yuldosheva starten gleich mit einem Lauf im Drei-Personen-Hoch. Einzigartig ist die letzte Überquerung des Seils. Die Dame macht in der oberen Etage einen Spagat, ihre Unterschenkel befinden sich jeweils auf einem Metallgestell. Die unteren Enden halten die hintereinander gehenden Herren mit dem Gebiss fest, während sie ihre Partnerin so von einer Plattform zur anderen balancieren. Auch die Einradfahrt im zwei Personen-Hoch hat das Trio im Repertoire. Zwischen diesen und weiteren Kunststücken gibt es kleinere, originelle Einlagen. Beim Abbau des Apparats führt Clown Francesco ein Lied mit einem Jungen aus dem Publikum auf.


Anton Monastyrsky, Jana Mandana Lacey-Krone, Trio Tony Tonitos

Einer der wenigen männlichen Vertreter des Genres Hula Hoop ist Anton Monastyrsky. Dabei hat er seinen ganz eigenen, kraftvollen Stil entwickelt. So lässt er etwa im Handstand Ringe um seine Füße rotieren. Ebenfalls baut er Sprünge in seine Nummer ein. Aber auch Klassiker sind dabei, wie das Drehen von insgesamt vier Reifen um Beine und Hände, während Monastyrsky auf einem Fuß steht. Sein trainierter Oberkörper ist ein zusätzlicher Hingucker. Die Tony Tonito Clowns dürfen sich kurz vorstellen. Doch aus ihrem Wunsch, einen Kuchen zu backen, wird zumindest vorerst nichts. Stattdessen erleben wir Jana Mandana Lacey-Krone. Die Direktorin reitet die Hohe Schule. Dies zunächst auf einem Lipizzanerhengst, dann auf dem Rücken eines Andalusiers. Anspruchsvolle Schrittfolgen präsentiert sie souverän und sympathisch. Die ohnehin schon abwechslungsreich gestaltete Reiterei bekommt durch die Einbeziehung von sieben Tänzerinnen aus dem Bingo-Ensemble eine zusätzliche Aufwertung. So entstehen wunderbare Bilder edler Reitkunst. Eher grobschlächtig geht es zu, wenn das Trio Tony Tonitos in der Manege eine Wasser- und Schaumschlacht veranstaltet. Vater Tony und seine Söhne Yeray und Bryan kommen weiß-rot geschminkt, mit roten Nase und Kochoutfits daher. Die – nur sehr rudimentär vorhandene – Handlung spielt in einer Küche. Dort sorgen die Spanier für reichlich feucht-fröhliche Action. Auch das Publikum läuft Gefahr, Teil des Spiels zu werden. Doch die letztendlich in Mitleidenschaft gezogene Dame gehört ganz offensichtlich dazu. Ein ausgelassener Spaß, insbesondere für die Kinder.


Flying Lucky Hell, Duo Medel, Hans-Ludwig Suppmeier

Aus Lucky Hell wurde Flying Lucky Hell. Die blonde Australierin begeistert nach wie vor als Schwertschluckerin, doch arbeitet sie die meisten ihrer Tricks in der Luft. An schwarzen Bändern lässt sie sich Richtung Kuppel ziehen. Dort schwebt sie dann, etwa im Spagat, mit einem Schwert im Rachen. Zwei große Schwerter schluckt sie am Boden. Für den spektakulären Abschluss geht es wieder nach oben. Dann lässt sie ein rot leuchtendes Schwert durch ihren Mund verschwinden. Männliche Hand-auf-Hand-Duos sind aktuell nicht eben eine Rarität. Doch der Circus Krone hat neue Gesichter dieser Disziplin nach München geholt. Antonio Medel und Victor Castillo bilden seit 2010 das Duo Medel. Die beiden Mexikaner haben Standards, aber auch Neues im Repertoire. So den von Victor auf die Hände von Antonio gesprungenen Flic Flac. Antonio ruht dabei auf einer Art Stuhl mit ausladenden Beinen. Zunächst nach hinten gelehnt, richtet sich Antonio sodann mit seinem Partner auf den Händen auf in den Stand. Damit beenden die Modellathleten ihren Auftritt, der durchaus auch als Pausennummer funktionieren würde. Doch der erste Teil ist damit noch nicht zu Ende. Hans-Ludwig Suppmeier betritt „in zivil“ das Scheinwerferlicht. Im Zusammenspiel mit vier Schimmeln demonstriert er, wie die verschiedenen Elemente einer Freiheitsdressur funktionieren. Sprich, wie der Trainer seine Pferde mit Stimme, Peitsche und Körpersprache dirigiert. Dabei erleben wir Auszüge einer solchen Vorführung. Danach verlassen Mensch und Tier die Manege. Sogleich werden vier große Körbe auf dem Sägemehl platziert. Hans-Ludwig Suppmeier präsentiert, jetzt im eleganten Kostüm, drei Korbpferde. Als Zugabe springt ein Hund über die geflochtenen Ringe und ein Friese läuft vorwärts auf den Hinterbeinen. Alles in allem sicher eine spannende Variante für eine Pferdefreiheit. Ich persönlich hätte lieber eine klassische Präsentation erlebet, zumal der Trainingsaspekt später im Programm nochmal aufgegriffen wird. Zudem hätte ich nichts gegen eine größere Gruppe von Tieren gehabt.


Sky Angels, Alexis Lacey-Krone und Martin Lacey junior

Begleitet von Bingo-Mitgliedern beweist Elisa Cussadie ihre Beweglichkeit, wenn sie ihren Körper in einen durchsichtigen Würfel zwängt. Spektakulär wird es mit den Sky Angels. Das Duo aus Usbekistan gewann 2017 in Monte Carlo einen Goldenen Clown. Insbesondere die unglaublichen Tricks mit den Zähnen überzeugten damals die Jury und begeistern nun die Gäste im Kronebau. Die Kür an den Strapaten von Kristina Vorobeva und Rustem Osmanov erhält mit Queens „The Show Must Go On“ die passende, eindringliche Musikbegleitung. Nach dieser dramatischen Liebesgeschichte mit viel Nervenkitzel geht es dann wirklich in die Pause. Der zweite Teil beginnt mit einem Debüt der besonderen Art: Alexis Lacey-Krone, der Sohn von Jana Mandana Lacey-Krone und Martin Lacey junior, tritt zum ersten Mal vor Publikum im Raubtierkäfig auf. Dies tut der 17-jährige gemeinsam mit seinem Vater. Zunächst vermitteln sie zusammen mit einem Golden Tabby Tiger, wie die Ausbildung der großen Katzen verläuft. Der junge Tiger wird mit viel Fleischbelohnung etwa dazu animiert, sich auf einer Spiegelkugel hinzusetzen. Danach kommen die Routiniers herein. Sprich, jene Gruppe, die Martin Lacey junior aufgebaut hat und schon seit einigen Jahren präsentiert. Diese besteht aus zwei Tigern und einer großen Anzahl Löwen. Vater und Sohn führen diese nun gemeinsam vor. Alexis Lacey-Krone ist bei Weitem nicht nur Statist, vielmehr leitet er die Löwen mit viel Engagement zu den verschiedenen Tricks an. Dies tut er wenig überraschend im Stil seines Lehrmeisters, an den auch sein Kostüm erinnert. Klare Kommandos und eine vertraute Kommunikation mit den Vierbeinern sorgen dafür, dass die anspruchsvolle Dressurfolge wie am Schnürchen abläuft. Sogar von einem Löwen lässt sich Alexis überspringen. Die letzten Sequenzen zeigt Martin Lacey junior dann alleine. Dank der Verwendung eines Mikrofons wird dabei auch immer das Publikum eingebunden. Den frenetischen Schlussapplaus nehmen Vater und Sohn gemeinsam entgegen. Wunderbar zu sehen, welch ein Talent der Nachwuchs zeigt. Die nächste Generation macht sich auf den Weg. Und das in einem auf Tradition bedachten Haus wie dem Circus Krone.


Elisa Cussadie, Christopher Eötvös und Magic Girls

Während Käfigabbau und Auslegen des Holzbodens unterhalten die Bingo-Artisten die Zuschauer mit Tanz. Zwei Herren aus dem Auditorium dürfen sogleich in die Manege, um dort die von Clown Francesco angeführte Band zu komplettieren. Dabei steht ein Schlagzeug im Mittelpunkt, aber auch andere Instrumente kommen zum Einsatz. Gesangliche Qualitäten sind ebenfalls gefragt. Im Mittelpunkt steht aber natürlich der Spaß. Prachtvolle Papageien hat Elisa Cussadie mit nach München gebracht. Aras und ein Kakadu zeigen, wie gelehrig diese Vögel sind. Unter Anleitung ihrer bildhübschen Trainerin fliegen sie etwa durch Reifen oder machen Umschwünge an Stangen. Besonders beeindruckend sind die ausdauernden Runden, die sie unter dem Dach des Gebäudes fliegen. Im Zusammenspiel mit seinen sechs Magic Girls lässt uns Christopher Eötvös staunen. Der Spross der bekannten ungarischen Circusfamilie verblüfft uns mit Großillusionen. Gleich zu Beginn erscheint er aus einem mit Nebel gefüllten Glasgefäß. Eine seiner Partnerin zerteilt er vermeintlich in sieben gleichgroße Stücke, um sie kurz darauf wieder quicklebendig aus dem Apparat zu holen. Auch die von mehreren Stangen durchbohrte Dame übersteht das Experiment unverletzt. Zur Verblüffung des Publikums entsteigen danach gleich mehrere Partnerinnen der Kiste. Kreative Kostüme und eine formvollendete Präsentation runden die Zaubereien ab.

Pavel Valla Bertini, Ordonez Bikers

Fahrräder spielen beiden den beiden letzten Darbietungen die zentrale Rolle. Auf Einräder hat sich Pavel Valla Bertini spezialisiert. Darauf fährt er rasant durch die Manege, nimmt locker die Treppenstufen zu einem Podest und springt mal eben auf ein seitlich davon platziertes Trampolin. Das macht der in England geborene Artist mit tschechischen Wurzeln sowohl auf einem herkömmlichen Einrad als auch auf einem mit drei Rädern übereinander. Richtig spektakulär gerät das Ende seines Auftritts. Dann begibt sich der 35-Jährige in 9,40 Meter Höhe. 17 Rädern befinden sich übereinander angeordnet unter ihm, nur das unterste steht auf dem Boden. Auf diesem unglaublichen Konstrukt fährt er eine Runde durch die Manege. Bei einem Kurzauftritt reiten die Mitglieder des Trio Tony Tonitos auf Stoffpferden. Derweil wird hinter ihnen eine Rampe aufgebaut. Diese dient den fünf BMX-Fahren des Team Ordonez für spektakuläre Sprünge. Die Zweirad-Profis lassen keine Waghalsigkeit aus und spielen so mit den Nerven des Publikums, das begeistert mitgeht. Bei den Stunts geht es Schlag auf Schlag, was der Show nochmal ordentlich Dynamik gibt.


Finale

Diese kennzeichnet auch das Finale, welches von den Bingo-Artisten eröffnet wird. Schnell schließen sich die weiteren Mitwirkenden an, um sich in einer ausführlichen Choreografie von den begeistert applaudierenden Zuschauern zu verabschieden. In der Mitte steht die Direktionsfamilie, Nikolai Tovarich spricht die Schlussworte. Die letzte Szene gehört Elisa Cussadie und ihrem blauen Papagei. Nachdem sie beide von den BMX-Fahrern umkreist wurden, posieren sie vor der Rampe.

Mit „Freestyle“ erfüllt der Circus Krone einmal mehr die Erwartungen seines Stammpublikums vortrefflich. Hier wird noch richtiger Circus im großen Stil gespielt, ergänzt um neue Impulse. Ein abwechslungsreiches, starkes Programm, das auch den Tieren viel Platz gibt. Zudem ist der Kronebau eine einzigartige Spielstätte, ein Besuch dort immer wieder ein besonderes Erlebnis. Ganz besonders in Erinnerung wird in diesem Winter das Manegendebüt von Alexis Lacey-Krone bleiben. Der Nachwuchs überzeugt auf ganzer Linie und lässt Großes erwarten. Beste Aussichten also für die Zukunft des Circus Krone.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch