Dies für die neue
Show „Freestyle“, die bis zum 6. April gespielt wird. Sie ist,
wie man das bei Krone erwartet, dem klassischen Circus
verpflichtet. Gleichzeitig setzt sie durchaus innovative
Impulse. Viele Tiere sind genauso dabei wie starke artistische
Darbietungen – bekannte und weniger bekannte. Dazu witzige
Clowns und ein Bingo-Ensemble. Das alles verpackt in eine
schöne, flüssig ablaufende Gesamtinszenierung. Dazu spielt das
wunderbare Orchester unter der Leitung von Oleksander Krasyun.
Das fulminante Lichtdesign hat einmal mehr Celestino Munoz
kreiert.
  
Francesco,
Opening mit Bingo, Triple Breath
Schon vor dem
eigentlichen Beginn sucht ein Herr im bunten Anzug seinen Platz
und treibt dabei Späße mit einzelnen Zuschauern. Es ist
Francesco (Brunaud). Der Clown war bereits im vergangenen Winter
hier engagiert und darf nun mit neuen Auftritten Heiterkeit
verbreiten. Nach der musikalischen Ouvertüre begrüßt Ringmaster
Nikolai Tovarich im Frack und mit Zylinder das Publikum. Das
Opening gestaltet eine Formation des Circus-Theater Bingo. Wie
gewohnt in einer dynamischen Mischung aus Tanz und Akrobatik in
kreativen Kostümen. Da zeigt ein Duo auf einer runden Plattform
Rollschuhartistik, da sehen wir jeweils eine junge Dame an
Tüchern und Trapez, da werden variantenreich Handstände
zelebriert. Kurz, der Circus wird gefeiert, die Zuschauer werden
in seine Welt entführt. Ein fulminanter Einstieg in den
Nachmittag also. Währenddessen ist bereits das Hochseil mit den
zugehörigen, reich verzierten Plattformen aufgebaut. Darauf
erleben wir Triple Breath. Das Trio aus Usbekistan hat sich im
Januar eine kleine Auszeit genommen, um am Internationalen
Circusfestival von Monte Carlo teilzunehmen. Dort wurde ihre
Darbietung mit einem Bronzenen Clown ausgezeichnet. Triple
Breath setzen auf Folklore und innovative Tricks. Jalil Jalilov,
Abror Khurramov und Dinora Yuldosheva starten gleich mit einem
Lauf im Drei-Personen-Hoch. Einzigartig ist die letzte
Überquerung des Seils. Die Dame macht in der oberen Etage einen
Spagat, ihre Unterschenkel befinden sich jeweils auf einem
Metallgestell. Die unteren Enden halten die hintereinander
gehenden Herren mit dem Gebiss fest, während sie ihre Partnerin
so von einer Plattform zur anderen balancieren. Auch die
Einradfahrt im zwei Personen-Hoch hat das Trio im Repertoire.
Zwischen diesen und weiteren Kunststücken gibt es kleinere,
originelle Einlagen. Beim Abbau des Apparats führt Clown
Francesco ein Lied mit einem Jungen aus dem Publikum auf.
  
Anton
Monastyrsky, Jana Mandana Lacey-Krone, Trio Tony Tonitos
Einer der wenigen
männlichen Vertreter des Genres Hula Hoop ist Anton Monastyrsky.
Dabei hat er seinen ganz eigenen, kraftvollen Stil entwickelt.
So lässt er etwa im Handstand Ringe um seine Füße rotieren.
Ebenfalls baut er Sprünge in seine Nummer ein. Aber auch
Klassiker sind dabei, wie das Drehen von insgesamt vier Reifen
um Beine und Hände, während Monastyrsky auf einem Fuß steht.
Sein trainierter Oberkörper ist ein zusätzlicher Hingucker. Die
Tony Tonito Clowns dürfen sich kurz vorstellen. Doch aus ihrem
Wunsch, einen Kuchen zu backen, wird zumindest vorerst nichts.
Stattdessen erleben wir Jana Mandana Lacey-Krone. Die Direktorin
reitet die Hohe Schule. Dies zunächst auf einem
Lipizzanerhengst, dann auf dem Rücken eines Andalusiers.
Anspruchsvolle Schrittfolgen präsentiert sie souverän und
sympathisch. Die ohnehin schon abwechslungsreich gestaltete
Reiterei bekommt durch die Einbeziehung von sieben Tänzerinnen
aus dem Bingo-Ensemble eine zusätzliche Aufwertung. So entstehen
wunderbare Bilder edler Reitkunst. Eher grobschlächtig geht es
zu, wenn das Trio Tony Tonitos in der Manege eine Wasser- und
Schaumschlacht veranstaltet. Vater Tony und seine Söhne Yeray
und Bryan kommen weiß-rot geschminkt, mit roten Nase und
Kochoutfits daher. Die – nur sehr rudimentär vorhandene –
Handlung spielt in einer Küche. Dort sorgen die Spanier für
reichlich feucht-fröhliche Action. Auch das Publikum läuft
Gefahr, Teil des Spiels zu werden. Doch die letztendlich in
Mitleidenschaft gezogene Dame gehört ganz offensichtlich dazu.
Ein ausgelassener Spaß, insbesondere für die Kinder.
  
Flying
Lucky Hell, Duo Medel, Hans-Ludwig Suppmeier
Aus Lucky Hell
wurde Flying Lucky Hell. Die blonde Australierin begeistert nach
wie vor als Schwertschluckerin, doch arbeitet sie die meisten
ihrer Tricks in der Luft. An schwarzen Bändern lässt sie sich
Richtung Kuppel ziehen. Dort schwebt sie dann, etwa im Spagat,
mit einem Schwert im Rachen. Zwei große Schwerter schluckt sie
am Boden. Für den spektakulären Abschluss geht es wieder nach
oben. Dann lässt sie ein rot leuchtendes Schwert durch ihren
Mund verschwinden. Männliche Hand-auf-Hand-Duos sind aktuell
nicht eben eine Rarität. Doch der Circus Krone hat neue
Gesichter dieser Disziplin nach München geholt. Antonio Medel
und Victor Castillo bilden seit 2010 das Duo Medel. Die beiden
Mexikaner haben Standards, aber auch Neues im Repertoire. So den
von Victor auf die Hände von Antonio gesprungenen Flic Flac.
Antonio ruht dabei auf einer Art Stuhl mit ausladenden Beinen.
Zunächst nach hinten gelehnt, richtet sich Antonio sodann mit
seinem Partner auf den Händen auf in den Stand. Damit beenden
die Modellathleten ihren Auftritt, der durchaus auch als
Pausennummer funktionieren würde. Doch der erste Teil ist damit
noch nicht zu Ende. Hans-Ludwig Suppmeier betritt „in zivil“ das
Scheinwerferlicht. Im Zusammenspiel mit vier Schimmeln
demonstriert er, wie die verschiedenen Elemente einer
Freiheitsdressur funktionieren. Sprich, wie der Trainer seine
Pferde mit Stimme, Peitsche und Körpersprache dirigiert. Dabei
erleben wir Auszüge einer solchen Vorführung. Danach verlassen
Mensch und Tier die Manege. Sogleich werden vier große Körbe auf
dem Sägemehl platziert. Hans-Ludwig Suppmeier präsentiert, jetzt
im eleganten Kostüm, drei Korbpferde. Als Zugabe springt ein
Hund über die geflochtenen Ringe und ein Friese läuft vorwärts
auf den Hinterbeinen. Alles in allem sicher eine spannende
Variante für eine Pferdefreiheit. Ich persönlich hätte lieber
eine klassische Präsentation erlebet, zumal der Trainingsaspekt
später im Programm nochmal aufgegriffen wird. Zudem hätte ich
nichts gegen eine größere Gruppe von Tieren gehabt.
 
Sky Angels,
Alexis Lacey-Krone und Martin Lacey junior
Begleitet von
Bingo-Mitgliedern beweist Elisa Cussadie ihre Beweglichkeit,
wenn sie ihren Körper in einen durchsichtigen Würfel zwängt.
Spektakulär wird es mit den Sky Angels. Das Duo aus Usbekistan
gewann 2017 in Monte Carlo einen Goldenen Clown. Insbesondere
die unglaublichen Tricks mit den Zähnen überzeugten damals die
Jury und begeistern nun die Gäste im Kronebau. Die Kür an den
Strapaten von Kristina Vorobeva und Rustem Osmanov erhält mit
Queens „The Show Must Go On“ die passende, eindringliche
Musikbegleitung. Nach dieser dramatischen Liebesgeschichte mit
viel Nervenkitzel geht es dann wirklich in die Pause. Der zweite
Teil beginnt mit einem Debüt der besonderen Art: Alexis
Lacey-Krone, der Sohn von Jana Mandana Lacey-Krone und Martin
Lacey junior, tritt zum ersten Mal vor Publikum im Raubtierkäfig
auf. Dies tut der 17-jährige gemeinsam mit seinem Vater.
Zunächst vermitteln sie zusammen mit einem Golden Tabby Tiger,
wie die Ausbildung der großen Katzen verläuft. Der junge Tiger
wird mit viel Fleischbelohnung etwa dazu animiert, sich auf
einer Spiegelkugel hinzusetzen. Danach kommen die Routiniers
herein. Sprich, jene Gruppe, die Martin Lacey junior aufgebaut
hat und schon seit einigen Jahren präsentiert. Diese besteht aus
zwei Tigern und einer großen Anzahl Löwen. Vater und Sohn führen
diese nun gemeinsam vor. Alexis Lacey-Krone ist bei Weitem nicht
nur Statist, vielmehr leitet er die Löwen mit viel Engagement zu
den verschiedenen Tricks an. Dies tut er wenig überraschend im
Stil seines Lehrmeisters, an den auch sein Kostüm erinnert.
Klare Kommandos und eine vertraute Kommunikation mit den
Vierbeinern sorgen dafür, dass die anspruchsvolle Dressurfolge
wie am Schnürchen abläuft. Sogar von einem Löwen lässt sich
Alexis überspringen. Die letzten Sequenzen zeigt Martin Lacey
junior dann alleine. Dank der Verwendung eines Mikrofons wird
dabei auch immer das Publikum eingebunden. Den frenetischen
Schlussapplaus nehmen Vater und Sohn gemeinsam entgegen.
Wunderbar zu sehen, welch ein Talent der Nachwuchs zeigt. Die
nächste Generation macht sich auf den Weg. Und das in einem auf
Tradition bedachten Haus wie dem Circus Krone.
 
Elisa
Cussadie, Christopher Eötvös und Magic Girls
Während Käfigabbau
und Auslegen des Holzbodens unterhalten die Bingo-Artisten die
Zuschauer mit Tanz. Zwei Herren aus dem Auditorium dürfen
sogleich in die Manege, um dort die von Clown Francesco
angeführte Band zu komplettieren. Dabei steht ein Schlagzeug im
Mittelpunkt, aber auch andere Instrumente kommen zum Einsatz.
Gesangliche Qualitäten sind ebenfalls gefragt. Im Mittelpunkt
steht aber natürlich der Spaß. Prachtvolle Papageien hat Elisa Cussadie mit nach München gebracht. Aras und ein Kakadu zeigen,
wie gelehrig diese Vögel sind. Unter Anleitung ihrer
bildhübschen Trainerin fliegen sie etwa durch Reifen oder machen
Umschwünge an Stangen. Besonders beeindruckend sind die
ausdauernden Runden, die sie unter dem Dach des Gebäudes
fliegen. Im Zusammenspiel mit seinen sechs Magic Girls lässt uns
Christopher Eötvös staunen. Der Spross der bekannten ungarischen
Circusfamilie verblüfft uns mit Großillusionen. Gleich zu Beginn
erscheint er aus einem mit Nebel gefüllten Glasgefäß. Eine
seiner Partnerin zerteilt er vermeintlich in sieben gleichgroße
Stücke, um sie kurz darauf wieder quicklebendig aus dem Apparat
zu holen. Auch die von mehreren Stangen durchbohrte Dame
übersteht das Experiment unverletzt. Zur Verblüffung des
Publikums entsteigen danach gleich mehrere Partnerinnen der
Kiste. Kreative Kostüme und eine formvollendete Präsentation
runden die Zaubereien ab.

Pavel Valla
Bertini, Ordonez Bikers
Fahrräder spielen
beiden den beiden letzten Darbietungen die zentrale Rolle. Auf
Einräder hat sich Pavel Valla Bertini spezialisiert. Darauf
fährt er rasant durch die Manege, nimmt locker die Treppenstufen
zu einem Podest und springt mal eben auf ein seitlich davon
platziertes Trampolin. Das macht der in England geborene Artist
mit tschechischen Wurzeln sowohl auf einem herkömmlichen Einrad
als auch auf einem mit drei Rädern übereinander. Richtig
spektakulär gerät das Ende seines Auftritts. Dann begibt sich
der 35-Jährige in 9,40 Meter Höhe. 17 Rädern befinden sich
übereinander angeordnet unter ihm, nur das unterste steht auf
dem Boden. Auf diesem unglaublichen Konstrukt fährt er eine
Runde durch die Manege. Bei einem Kurzauftritt reiten die
Mitglieder des Trio Tony Tonitos auf Stoffpferden. Derweil wird
hinter ihnen eine Rampe aufgebaut. Diese dient den fünf
BMX-Fahren des Team Ordonez für spektakuläre Sprünge. Die
Zweirad-Profis lassen keine Waghalsigkeit aus und spielen so mit
den Nerven des Publikums, das begeistert mitgeht. Bei den Stunts
geht es Schlag auf Schlag, was der Show nochmal ordentlich
Dynamik gibt.

Finale
Diese kennzeichnet
auch das Finale, welches von den Bingo-Artisten eröffnet wird.
Schnell schließen sich die weiteren Mitwirkenden an, um sich in
einer ausführlichen Choreografie von den begeistert
applaudierenden Zuschauern zu verabschieden. In der Mitte steht
die Direktionsfamilie, Nikolai Tovarich spricht die
Schlussworte. Die letzte Szene gehört Elisa Cussadie und ihrem
blauen Papagei. Nachdem sie beide von den BMX-Fahrern umkreist
wurden, posieren sie vor der Rampe. |