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Main-Tauber Weihnachtscircus 24/25
www.mt-weihnachtscircus.de ; 210 Showfotos

Bad Mergentheim, 30. Dezember 2024: Kurzweilig, voller Schwung und Tempo in Szene gesetzt, präsentiert sich das Jubiläumsprogramm des Main-Tauber Weihnachtscircus. Es ist die fünfte Auflage dieser Produktion, seit ihrem Start im Winter 2018/19 unter der Verantwortung des jungen Direktors Rudi Bauer stehend. Ihm ist das Kunststück gelungen, in einer Stadt mit knapp 25.000 Einwohnern im am dünnsten besiedelten Landkreis Baden-Württembergs einen großen Weihnachtscircus dauerhaft zu etablieren. Freilich um den Preis, das seitdem kein anderer Circus mehr den Volksfestplatz nutzen durfte.

Auch zwei Jahre Unterbrechung, bedingt durch die Corona-Pandemie, konnten den Erfolg nicht schmälern. Während andere Veranstalter mehrere Weihnachtscircusse an unterschiedlichen Orten abhalten, haben sich Rudi Bauer und sein Team ein weiteres Standbein in der gleichen Stadt geschaffen: den “Winterzauber” im Schlosshof, mit Eisbahn, Karussell und Hüttendorf. Hier lassen sich von November bis Januar Glühwein und Gegrilltes, Süßes und Herzhaftes genießen. Nur einen Spaziergang durch den Kurpark entfernt liegt der Volksfestplatz, auf dem wiederum die eindrucksvollen, weiß-gelben Zeltanlagen des nicht mehr reisenden Circus Universal Renz aufgeschlagen sind und in weihnachtlichem Schmuck erstrahlen.


Opening mit Dolly Power Dancers und Jimmy Folco, Los Ortiz

Kein Geringer als Louis Knie jun. hat die Show in Szene gesetzt. Im Opening sehen wir, wie sich Jimmy Folco vom vermeintlichen Logengast in einen Clown verwandelt, dies am Schminktisch in der Mitte der Manege, umringt von den Tänzerinnen und Tänzern der „Dolly Power Dancers“, der Tanzformation im Bingo-Style aus dem Hause Louis Knie. Zum dritten Mal verpflichtet wurde David Paschke, der als Sprechstallmeister im roten Frack gewohnt formvollendet durch das Programm führt. „Wir beginnen da, wo andere aufhören!“, wird die Hochseilnummer der Truppe Ortiz von ihm verheißungsvoll angekündigt. Auf- und Abgang übers Schrägseil, der Sprung über einen und über zwei Partner, Seilspringen, ein doppeltes Zwei-Personen-Hoch, Dreierpyramide mit Stuhl und die in der Werbung herausgestellte Siebener-Pyramide – bei der die Dame an der Spitze allerdings zusätzlich zum Luftkissen am Boden per Longe gesichert ist – gehören zum Repertoire. Eine sehr originelle, neue Reprise hat sich Jimmy Folco erarbeitet. Im Dialog mit David Paschke wird diese im Zuschauereingang gespielt. „Das Publikum liebt mich“, ist sich der Clown sicher. Komiker und Moderator motivieren das Publikum gemeinsam zu den Reaktionen, die Jimmy bei seinen Auftritten für erwartbar hält: stürmischen Applaus, Standing Ovations und schließlich „Jimmy, I love you“-Rufe.


Skating Senna, Nicole Berousek, Sergei Malinovsky

Bei seiner Rollschuhnummer absolviert das Duo Senna, der Brasilianer Samyr und seine ukrainische Partnerin Anastasiia Savych, eine relativ kompakte Trickfolge bis hin zum Genickhangwirbel. Dass die hübsche Blondine recht groß ist, macht die Arbeit in dieser Disziplin sicherlich nicht einfacher. Anschließend sorgen die Dolly Power Dancers mit ihrem „Wischmopp-Ballett“ für Ordnung in der Manege. Rasant geht es weiter mit der Hundedressur, die Nicole Berousek zu fröhlicher Musik in die Manege bringt. Ihr halbes Dutzend Vierbeiner wirkt sehr gelehrig, egal ob bei diversen Sprüngen oder der Polonaise zum Abschluss. Sergei Malinovsky beeindruckt uns mit seiner kraftvollen Akrobatik am Flying Pole. Mal hält der junge Mann mit dem muskulösen Oberkörper sich nur mit den Beinen, dann nur mit der Schulter und dem angewinkelten rechten Arm am Requisit. Zum Schlusstrick springt er vom Boden an die Stange und hält sich daran, in einem Blackout verschwindend.


Gottani Warrriors, Jimmy Folco, Nicole Berousek

Auf die Dunkelheit folgt Licht, denn für das Jubiläumsprogramm hat Rudi Bauer einen seiner persönlichen Favoriten der letzten Jahre nochmals engagiert: die Gottani Warriors mit ihrer Lasershow. Yuri Gottani und Ehefrau Aurelie erzählen dabei mit Lichtstrahlen die Geschichte eines Duells. Interessante Effekte, eindrucksvolle Bilder und viele technische Raffinessen kennzeichnen diese Darbietung, die zu den stärksten des modernen Genres gehört. Spannung wird abgelöst von Entspannung, wenn Jimmy Folco im großen Planschbecken seinen amüsanten Kampf gegen einen Hai ausficht. Den Pferdeblock vor der Pause leitet Nicole Berousek ein. Begleitet von einer Tänzerin, die die Schritte des Rosses nachempfindet, nehmen wir sie als stolze, elegante Reiterin auf einem prächtigen Friesen wahr.


Louis Knie, Dolly Power Dancers

Dann gehört die Manege Louis Knie, der sechs Schimmel in einer Freiheitsdressur mit klassischen Lauffiguren vorstellt, unter anderem dem Gegenlauf. Als die Tiere sich aufreihen, um Zuckerstücken zur Belohnung zu erhalten, möchte eines sich ein weiteres Mal anstelen. Mit einem Augenzwinkern wird dies quittiert, ebenso wie die ganze Nummer mit leichter Hand vorgeführt wird. Bei den abschließenden Steigern erleben wir braune Hengste, dies einzeln und zu zweit. Für die Unterbrechung empfiehlt uns David Paschke den Besuch der umfangreichen Gastronomie im Vorzelt wie auch die Lektüre des sehr ansprechend gestalteten Programmheftes. Hälfte zwei wird wiederum mit einem großen Opening eröffnet: Während uns die vier Mädels und zwei Jungs der Dolly Power Dancers in silbern glänzenden Kostümen mit einem energiegeladenen Tanz sowie Seilspringen erfreuen, zeigt über ihnen Andrea Navratilova traditionelle Figuren der Arbeit am Vertikalseil.


Nicole Berousek, Joey Nix und Assistentin, Jimmy Folco und David Paschke

Jimmy Folco hat sich derweil in einen Indianerhäuptling mit großem Federschmuck verwandelt. Er hält hier eine Zeitung in der Hand, die von David Paschke mit der Peitsche zerteilt wird. Dabei hilft Jimmy mit beherztem Reißen ein klein wenig nach. In ihrer temporeichen Hula-Hoop-Nummer lässt Nicole Berousek weniger die Reifen um Körper, Arme und Beine rotieren, sondern zelebriert vor allem einen wild-dynamischen Tanz, in dem sie auch mit den Reifen jongliert. Ein wenig zu gut meint es die Lichtregie nicht nur an dieser Stelle mit dem Einsatz von Theaternebel – zeitweilig ist die junge Tschechin nur noch schemenhaft zu erkennen. Dass man manches nicht so genau sehen soll, gehört bei einer Illusionsshow selbstverständlich hinzu. Zum Jubiläum steht der Kreativdirektor des Main-Tauber-Weihnachtscircus, Joey Nix, wieder einmal selbst in der Manege. Dies mit dem passenden Künstlernamen Joey Grand, denn Großillusionen sind sein Metier. Da erscheint er selbst wie aus dem Nichts, da verschwinden seine Assistentinnen und kehren zurück, nachdem sie zuvor scheinbar von brennenden Speeren durchbohrt werden. Neu im Repertoire hat er jenen Trick, bei dem er einer vollständig mit Wasser gefüllten Glasbox entkommt, in der sich nun die Partnerin wiederfindet, ebenso gefesselt wie zuvor er. Nachdem der Manegenteppich nun ohnehin schon nass ist, hat Jimmy Folco freie Bahn für sein Wasser-Entree, dies im kongenialen Zusammenspiel mit David Paschke. Da bleibt kein Auge trocken. Bei einem „Spiel um 1000 Euro“ soll Jimmy zunächst einen Ball in einem Trichter fangen; letztendlich wird er ausgetrickst und bekommt einen Becher Wasser in die Hose gekippt. Beim Versuch, auf gleiche Weise einen Requisiteur zu foppen, scheitert Jimmy grandios.


Jimmy Navratil, Truppe White Angels, Duo Ortiz

Grandios ist auch das Können von Jimmy Navratil. Das großartige Nachwuchstalent jongliert mit jeweils bis zu fünf Fußbällen und Tennisschlägern und begeistert dabei mit toller Ausstrahlung. Er sucht und findet den Kontakt zum Publikum - definitiv ein Highlight dieses Programms. Ganz neu zusammengestellt wurde vom Hause Louis Knie eine große Schleuderbrett-Attraktion: Bei den „White Angels“ lässt sich die blonde Fliegerin beispielsweise zum Stand auf einer Fieberglasstange katapultieren, die von vier Herren im doppelten Zwei-Personen-Hoch gehalten wird. Den Abschluss bildet später der Sprung zum Fünf-Personen-Hoch mit Stange. Nachdem sich ein Akteur der neuen Truppe leider verletzt hat, dürfen wir an diesem Abend über prominenten Ersatz staunen: Marius Marton, viele Jahre bekanntes Gesicht in der Truppe Jozsef Richter und somit Gold-Gewinner in Monte Carlo, wagt verschiedene hohe Sprünge zur Matte. Zusammen mit den Dolly Power Dancers wird die Darbietung in eine ganz große, schwungvolle und mitreißende Shownummer verwandelt. Dafür hat die 2023 für den Schweizer National-Circus geschaffene Darbietung der Truppe Zola, musikalisch wie choreographisch, unverkennbar die Vorlage geliefert. Besonderes Pech hatte die Direktion mit der Schlussnummer, denn nach einem Unfall in der Probenphase kann der Hauptakteur auf dem Todesrad während des gesamten Gastspiels nicht auftreten. Zwar ist es gelungen, innerhalb kürzester Zeit einen Ersatz-Artisten aus Südamerika einzufliegen, doch diese spontan kreierte Version des „Duo Ortiz“ fällt naturgemäß weniger spektakulär aus, auch wenn Blindlauf und Sprünge auf dem Außenrad geboten werden. Dennoch applaudiert das Publikum tosend.

Im Finale schließlich wird das Ensemble mit Standing Ovations gefeiert. Rudi Bauer und sein Team werden dies als Ansporn sehen, ihr stets wachsendes Publikum auch in den kommenden Jahren mit hochwertigen Circushows zu unterhalten und weitere Jubiläen in Bad Mergentheim anzusteuern.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Moll