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Ulmer Weihnachtscircus 2024/25
www.ulmer-weihnachtscircus.de ; 175 Showfotos

Ulm, 3. Januar 2025: Mit dem Besuch des Ulmer Weihnachtscircus endete für die Redaktion von Chapiteau.de die Weihnachtscircus-Saison 2024/25. Die eigentliche Arbeit beginnt erst jetzt: aus zehntausenden Fotos die schönsten auswählen und für umfangreiche Galerien bearbeiten, die Eindrücke in ausführlichen Programmbesprechungen zusammenfassen, aus Bildern und Texten ansprechende Seiten bauen und diese publizieren – auf der Website selbst und mit Ankündigungen im Newsbereich und auf Facebook. Ein „Hobby“, das Freude macht, aber auch herausfordernd ist.

Umso schöner, wenn die Reaktionen der vielen Leserinnen und Leser zeigen, dass die Texte sehr gerne gelesen, die Bilder interessiert betrachtet werden. Wenn unsere Eindrücke der persönlichen Einschätzung dienen, ob man selbst angesichts der unglaublichen Vielfalt der Weihnachtsproduktionen die wichtigsten Shows gesehen hat oder im kommenden Winter seine eigene Reiseroute anpassen möchte. Alles zu sehen, über alles zu schreiben, von allem Fotos zu präsentieren ist ohnehin unmöglich. Doch klar ist auch: Ein so breites Angebot an ausführlichen Weihnachtscircus-Programmbesprechungen gibt es nur auf Chapiteau.de.


Zeltstadt auf dem Festplatz Friedrichsau

Auch als Reporter mit Kamera, Stift und Block steht für uns die Freude am Circus im Mittelpunkt. Natürlich muss eine gewisse journalistische Distanz möglich bleiben. Aber viele Circusbesuche sind auch Besuche bei Freunden. So wie bei Veno Mendes, dem Direktor des Ulmer Weihnachtscircus, und seiner Lebensgefährtin Jessica Heppenheimer. In ihrer Zeltstadt auf dem Festplatz Friedrichsau ist die Atmosphäre etwas rustikaler als anderswo, die Gestaltung der Vorstellung traditioneller. An die festlich erleuchtete Front schließt sich das Vorzelt mit seinen hölzernen Weihnachtsmarkt-Ständen an. Im Chapiteau mit seinem Sternenhimmel steht das Bankreihen-Gradin zur Verfügung, das wir einst im Circus Barelli kennenlernten.


Matthias Bergstaedt, Veno Mendes

Der umtriebige Circusmanager und Programmdirektor Matthias Bergstaedt übernimmt auch die Moderation, heißt das Publikum herzlich willkommen. In einer Flaggenparade stellt sich dann das gesamte Ensemble vor. „Simply the Best“ liefert die selbstbewusste musikalische Begleitung, live begleitet von den Musikern des „Ukrainischen Staatsorchesters“. Auch in diesem Winter eröffnet Veno Mendes die eigentliche Spielfolge mit der souveränen Vorführung eines Fünferzuges Friesen, die vom schwedischen Cirkus Olympia kommen.


Wang Hao, Wang Xiangyang

Größte Besonderheit im Vergleich zu den Programmen der vergangenen Jahr in Ulm ist das Engagement von fünf Artisten des „Chinesischen Nationalcircus“ von Raoul Schoregge. Den Auftakt machen zwei junge Herren mit einem Potpourri verschiedener Disziplinen. Wang Hao platziert auf einem Munddolch zunächst einen Luftballon, darauf eine Flasche Sekt. Mit einer Nadel bringt er den Ballon zum Platzen, so dass die Flasche auf den Dolch fällt und mit diesem gefangen und weiter balanciert wird. Sein Kollege Wang Xiangyang balanciert auch, auf einem Brett über einer Rola-Walze. Mit Schwung katapultiert er auf dem Brett abgestellte Schalen zu einem Stapel auf seinem Kopf - erst eine, dann zwei gleichzeitig und schließlich drei auf einen Schlag. Tasse und Teelöffel folgen. Dann ist wieder der freundliche und sympathische Wang Hao an der Reihe, nunmehr mit seinen Diabolos. Zwei von ihnen lässt er übers Seil tanzen. Wie in Schoregges Produktion „China Girl“ gibt es dazu Musik von David Bowie, hier „Let’s Dance“, allerdings live vom Orchester gespielt.


Fery Rivelino Clowns, Morgan Barbour, Tian Qiron

Dass es Clownstrios wie das von Fery Rivelino überhaupt noch gibt, ist schon erstaunlich. Die beiden Auguste agieren in übergroßen, farbenfrohen Anzügen und mit den typischen Perücken – oben Glatze, außenrum ein blonder Haarkranz. Auch die Schminke ist ganz traditionell. Dazu kommt ein klassischer Weißclown im eleganten Gewand. Die drei Spanier können nicht nur schön Musik spielen; in ihrer Boxschule mit übergroßen Handschuhen hagelt es auch „Backpfeifen“. Einer von ihnen legt am Ende einen flotten Tanz mit einer Puppe aufs Parkett. Die Kinder im Publikum kreischen vor Vergnügen. Nachdem die britische Artistin Freya Pellie im Laufe des Gastspiels bei einer Luftnummer abgestürzt ist und Knochenbrüche erlitten hat, erleben wir ihre Manegenpartnerin Morgan Barbour im Solo am Luftring. Die tätowierte junge Frau ist eher eine Vertreterin des modernen Circus. Ausdrucksstark zelebriert sie ihre kraftvollen Figuren an dem Requisit. Und wieder geht es nach Fernost. Zum Bowie-Song „Little China Girl“ dreht sich der chinesische Artist Tian Qiron um einen relativ niedrigen Masten, beeindruckt hierbei mit kräftezehrenden Flaggenpositionen. Nur das etwas abrupte Ende der Nummer überrascht.


Sun Qing Qing, Simon Bengtsson und Alexia Mendes, Steam Acrobatic Troupe

Besonders verzaubert hat uns der Auftritt von Sun Qing Qing, die scheinbar aus dem Nichts immer mehr und mehr Spielkarten erscheinen lässt und in die Luft wirft, bis sie sanft zu Boden fallen. Gefühlt einen Wimpernschlag, nachdem die vorherigen Karten aufgetaucht sind, erblicken wir bereits wieder neue. Das geschieht ganz locker und inmitten der vier hübschen Damen des ukrainischen Balletts Vatan, hier in fernöstlichen Kleidern mit Schirmen in der Hand. Am Ende ist quasi der ganze Mangenteppich mit unzähligen Karten bedeckt. Die Fery Rivelino Clowns, die im Wettstreit miteinander um die Reaktionen des Publikums buhlen, überbrücken den Aufbau für die nachfolgende Nummer. Direktionstochter Alexia Mendes und Direktionssohn Simon Bengtsson vom Cirkus Olympia führen gemeinsam die Ziegennummer des schwedischen Unternehmens vor. Die Tiere beweisen dabei auf unterschiedliche Weise ihre Geschicklichkeit, ob sie nun auf einer Rolle balancieren oder den Balkenlauf im Slalom um mehrere Stangen absolvieren. Während die Clowns musizieren, wird die Russische Schaukel errichtet, von der die Artisten der Steam Acrobatic Group in ein hohes, gespanntes Tuch springen – dies natürlich in Kombination mit Salti und Pirouetten. Auch ein kompletter Überschlag mit der Schaukel darf nicht fehlen.


Wang Hao, Wang Xiangyang und Li Dongsheng, Alexia Mendes, Morgan Barbour

Mit ihrer fröhlichen Hutjonglage und in verschiedenfarbigen Anzügen empfangen uns Wang Hao, Wang Xiangyang und Li Dongsheng zum Auftakt des zweiten Programmteils. Mal lässt einer allein die Hüte fliegen, mal schicken zwei Artisten sechs Hüte auf ihre Touren, mal gibt es Passings mit dem ganzen Trio und acht Hüten. Besonders effektvoll ist auch, wenn sie sich zu dritt, eng nebeneinander stehend, die Hüte abwechselnd auf die Köpfe setzen und weiterreichen. Zum Abschluss steht Wang Hao auf den Rücken seiner beiden Partner, während jeder mit drei Kopfbedeckungen jongliert. Was uns beim Ulmer Weihnachtscircus immer wieder gefällt, sind die kompakten Auftritte des Balletts. Es verzichtet auf langatmige Szenen, sondern geleitet die nächsten Künstler tanzend in die Manege und verschafft ihnen damit einen glamourösen Auftritt. Mit Engelsflügeln an den Rücken tun die vier Damen dies beim Auftritt der "Circusprinzessin“ Alexia Mendes, die im roten Ballkleid und zu fröhlicher Musik fünf Ponys paradieren lässt. Sie absolvieren Lauffiguren oder steigen mit den Vorderbeinen auf die Piste. Ein heiteres Tennismatch der besonderen Art präsentieren uns die Fery Rivelino Clowns, denn der Ball ist an einer langen Stange befestigt. Diese bewegt der Weißclown zwischen den Schlägern der beiden Auguste hin und her. Auch ihre zweite Luftnummer arbeitet Morgan Barbour nach dem Ausfall ihrer Partnerin im Solo. Dabei überzeugt sie mit dem Genickhangwirbel, mit akrobatischen Figuren an zwei kurzen Strapaten sowie kraftvollen Drehungen im Zahnhang.


Wang Xiangyang, Steam Acrobatic Troupe

Ein letztes Mal werden wir in das Reich der Mitte entführt. Denn Wang Xiangyang beherrscht nicht nur Akrobatik auf der Rola Rola und Hutjonglage, er kann auch eine Vielzahl ineinander verschachtelter Holzbänke auf seinem Kopf balancieren. Am Ende trägt er auf diese Weise ein wirklich erstaunliches Konstrukt auf der Schädeldecke. Mit ihrer Popcornreprise leiten die Fery Rivelino Clowns zur Schlussnummer über und verteilen den Mais-Snack dabei auch reichlich im Zuschauereingang. Dort liegt er auch noch, als später der Auslass beginnt. Doch richten wir unseren Blick vom Boden in die Höhe, denn flugs wurden zwei Trampoline und ein großes „Haus“ dazwischen aufgebaut. Dieses Konstrukt nutzt das Quintett der Steam Acrobatic Troupe für temperamentvolle Sprünge und Salti. Sie führen von den Trampolin zu den sechs Türen in der „ersten Etage“ des Hauses und bis hinaus aufs Dach. Auf immer wieder anderen Wegen werden die Positionen gewechselt und wird dabei ordentlich Stimmung gemacht. Mit sehr hohen Sprüngen in „liegender“ Position findet die Nummer ihren Abschluss.

Zum Finale strömt nochmal das gesamte Ensemble in die Manege und verabschiedet sich vom Publikum, nimmt den tosenden Applaus entgegen. Zur 15. Auflage ihres Ulmer Weihnachtscircus – der einst in Neu-Ulm begonnen hat und dann in die größere Nachbarstadt umgezogen ist – präsentieren die Macher rund um Veno Mendes, Jessica Heppenheimer und Matthias Bergstaedt ein gutes Jubiläumsprogramm. Ganz große Veränderungen hat Veno Mendes dann im kommenden Winter vor. Näheres dazu gibt es zu gegebener Zeit in den täglich aktuellen News von Chapiteau.de – dem zweiten Standbein dieses Online-Magazins neben den vielen Programmbesprechungen.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Moll