CHPITEAU.DE

Würzburger Weihnachtscircus 24/25
www.circus-krone.de ; 193 Showfotos

Würzburg, 12. Dezember 2024: Eine Hitparade bekannter "Lieblingsnummern", aber auch eine großartige Überraschung mit den Dschigiten-Reiterinnen Nagaika Tribe erwartet uns beim 3. Würzburger Weihnachtscircus des Circus Krone. Insgesamt bietet die gelungene Show großen traditionellen Circus und wiederum eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Die Reihen im „blauen Dom der Freude“ sind zur Abendpremiere sehr gut gefüllt. Dabei blicken die Zuschauer diesmal nicht auf den prachtvollen Artisteneingang, der zur Sommersaison 2019 geschaffen wurde.

Vielmehr kommt nun wieder die Showtreppe zum Einsatz, die mehr als ein halbes Jahrhundert lang den Innenraum des Krone-Chapiteaus geprägt hat. Allerdings nur zum Teil: Genutzt werden die Stufen von der Manege bis zur erhöhten Bühne; es fehlt die zweite Treppe, die früher von dort noch weiter nach oben führte. Da kein Ballett zur Verfügung steht, ist sie auch verzichtbar. Zudem gab es vor 2019 noch einen hohen blauen Vorhang, der die gesamte Showtreppe verdecken konnte. Auch dieser wird nicht mehr verwendet. Neben dem gigantischen Chapiteau und der eindrucksvollen Prunkfassade wirkt die frühere Zookasse des Unternehmens als Ticketschalter ein wenig verloren. Des Rätsels Lösung: Der neue Artisteneingang wie auch die große „Cassa“ werden beim 1. Rosenheimer Weihnachtscircus benötigt, der ebenfalls vom Hause Krone ausgerichtet wird. So sind in dieser Saison, den festen Bau in München eingerechnet, erstmals nach Jahren wieder „drei komplett verschiedene, internationale Circusprogramme“ der Marke Krone zu erleben, nun freilich teilweise gleichzeitig anstatt im monatlichen Wechsel in der bayerischen Landeshauptstadt.


Opening, Familie Faltyny

„Farbenspiel“ war das Motto der letzten Wintersaison im Kronebau. Aus dieser Produktion übernommen wurden – natürlich aufs aktuelle Ensemble angepasst – das Konzept von Opening und Finale. Und zwar mit einem Charivari, in dem alle Artisten Kostproben ihres Könnens demonstrieren, beispielsweise Alexander Lichner an den Strapaten. Im vorderen Teil der Manege lassen die fünf jungen Frauen der Mongoljingo-Truppe die Hula-Hoop-Reifen kreisen. So entsteht, gemeinsam mit den Beiträgen des übrigen Ensembles, insgesamt ein wirbelnd buntes „Farbenspiel“. Es folgen Emil und Vlasta Faltyny und ihre drei Kinder – die Töchter Adriana und Vanessa sowie Sohn Emil junior – mit ihrer temporeichen Gruppenjonglage. Auch im Zwei-Personen-Hoch lassen die sympathischen und attraktiven Akteure die Keulen fliegen, auf hohen Einrädern tun Vater und Sohn dies mit Ringen, die ihnen von den drei Damen zugeworfen werden. Die Stimmung steigt, wenn Emil Faltyny nach zweimaligem, gespieltem Scheitern letztendlich alle Ringe fängt, die ihm Frau und Kinder in schneller Abfolge zuspielen.


Laura Urunova, Berty Balder mit Sebastian Reich und Zuschauerin, Martyn Chabri

Laura Urunova dirigiert ihre quirligen Hunde durch die gleiche Trickfolge wie im Saisonprogramm 2024 des Zirkus Charles Knie, nun aber wieder mit dem fantasievollen, farbenfrohen Kostüm im Circusstil statt im jugendlichen Jeanslook. Die Tiere beherrschen unter anderem Seil- und Reifenspringen, laufen auf den Hinterbeinen und formieren sich zur Polonaise, wobei sie von einem Mitspieler aus dem Publikum angeführt werden. Viel zu lachen bietet der 3. Würzburger Weihnachtscircus, denn das clowneske Fach ist mit Berty Balder einerseits sowie Steve und Jones Caveagna andererseits doppelt besetzt. Einem etwas kuriosen Regie-Einfall folgend, sorgt Balder mit seinen Reprisen im ersten Programmteil bis zur Pause für gute Laune, während die Caveagnas die zweite Halbzeit übernehmen. Jedenfalls üblicher wären abwechselnde Auftritte. Wie wir es von Clown Berty kennen, muss bei seinen witzigen und sympathischen Reprisen immer wieder der gleiche Zuschauer aus der ersten Reihe mitmachen. Am Premierenabend ist dies ein Prominenter, der bundesweit bekannte Bauchredner Sebastian Reich aus Würzburg. Er hat mit Bertys frechem Vogel-Strauß zu kämpfen, darf sich mit einer Zuschauerin im Limbo-Tanz probieren und mit einer weiteren Dame aus dem Publikum flirten, während Berty ein Bild malt. Zu den eingangs erwähnten „Lieblingsnummern“ gehört sicher auch die einzigartige Darbietung von Martyn Chabri, die in glamouröser Weise Kostümillusionen und musikalische Elemente an Wassertrommel, Saxophon, Xylophon und Flaschenorgel miteinander kombiniert. Sie wechselt nicht nur ihre Kleider, sondern auch vom kurzen Blondschopf zur langen Mähne. Dabei begeistert sie mit ihrer tollen, mitreißenden Ausstrahlung.


Sven Jahn-Munoz und Mongoljingo-Truppe, Duo Garcia, Truppe Ordonez

„Farbenspiel“ soll nach vorliegenden Informationen auch das Motto des Saisonprogramms 2025 beim Circus Krone sein – vielleicht bietet die nun folgende Nummer ja einen Vorgeschmack auf das, was uns erwartet. Hier zelebrieren die fünf Damen der Mongoljingo-Truppe Luftakrobatik an Tüchern, wobei jede Stoffbahn eine andere Farbe hat. Sie umrahmen damit Sven Jahn-Munoz, der in der Mitte der Manege kraftvoll an den Strapaten arbeitet, beispielsweise mit einem Wirbel, Auf- und Abwickeln an den schmalen Bändern sowie zwölf kraftvollen Überschlägen in Serie. Begleitet wird dieses Schaubild von einem stimmungsvollen, spanischen Song. Das Publikum reagiert hörbar begeistert. Schon häufig haben wir Vicky und Pablo Garcia mit ihrer ikonischen Luftsensation an der kreisenden Rakete erleben dürfen, aber nur einmal – vor zwölf Jahren im Kronebau – in der humorvollen Variante mit einem roten Propellerflugzeug. Nun wurde dieses wieder aus dem Hangar geholt. Mit vielen Gags, aber auch riskanten Tricks wie einem Nackenwirbel wird hier die Geschichte erzählt, wie das Flugzeug mit dem Musical-Kindermädchen „Mary Poppins“ als Passagierin, aber ohne Pilot abhebt – und letzterer doch noch versucht an Bord zu gelangen, freilich unter reichlich Widrigkeiten. Uns ist letztendlich die spannungsgeladenere Oiginalversion mit Rakete lieber. Erinnerungen an das Krone-Tourneeprogramm um 1990 kommen schließlich bei der Pausennummer auf, denn wohl erstmals seit mehr als 30 Jahren wird wieder eine große BMX-Halfpipe im Krone-Chapiteau errichtet – diesmal sogar zwei Halfpipes nebeneinander, die durch eine Mittelplattform miteinander verbunden sind. Das monströse Requisit wird in Querrichtung hinter der Manege und vor der Showbühne aufgestellt, die Showtreppe hierfür kurzerhand beiseite geräumt. Nun erleben wir von den Akteuren der Truppe Ordonez ein wahres Festival an Sprüngen, Pirouetten und sogar Salti auf und mit den Sportfahrrädern. Sven Jahn-Munoz als Sprechstallmeister und Clown Berty leiten gemeinsam und humorvoll zur Pause über.


Steve und Jones Caveagna, Mongoljingo-Truppe, Alexander Lichner

Zur Eröffnung des zweiten Programmteils begrüßt uns dann, maximal extrovertiert und sympathisch, Clown Steve Caveagna. In der Loge entdeckt der Typ mit dem markanten Outfit mit kurzer Hose, Kniestrümpfen, rotem offenem Hemd über dem T-Shirt und Stachelfrisur sogleich seine „Oma“. Begleitet wird er von seinem Bruder Jones. Typisch für die beiden ist, wie sie ihren in der Struktur traditionellen Reprisen und Entrees mit Smartphone-Unterstützung einen modernen Twist geben. Dies zum Beispiel beim Musikal-Entree, bei dem Jones sein Können auf Instrumenten beweisen und Steve Musik vom Handy abspielen will. Mit ihren Dating-Apps auf den Mobiltelefonen machen sie ganz speziellen Erfahrungen. Ganz nebenbei ist Steve ein fantastischer Diabolojongleur. Bis zu vier von ihnen hält er in der Luft. Häufig zu erleben sind Kontorsionsnummern, bei denen die Solo-Artistin – oder der Solo-Artist – am Ende einen Bogenschuss mit den Füßen auslöst. Die Mongoljingo-Truppe beherrscht dieses Prinzip hoch fünf: Das Quintett nutzt dazu ein Podium mit zwei darauf angebrachten, erhöhten Plattformen und gegenüber drei Zielscheiben. In immer neue Posen formen sie ihre Körper, um unterschiedliche Bogenschüsse durch Geschicklichkeit der Zehen zielgenau zu platzieren. Mal schießen sie gemeinsam fünf Pfeile gleichzeitig, mal tragen sie zusammen eine der Akteurinnen, die den Schuss auslöst. Alexander Lichner schwebt zunächst im Mundstand auf dem Washingtontrapez von der Kuppel gen Boden. Dann erklimmt er in kräftezehrender Weise ein Seil, um ans Trapez zu gelangen. Zu den Spitzentricks gehört, wie er sich am schwingenden Trapez vom Knie- in den Fersenhäng gleiten lässt. Schlussendlich hält er sich nur noch an einer Ferse. Noch spektakulärer der Sturz aus einer gehockten Position auf der Trapezstange in den Fershang, wieder am schwingenden Requisit. Im Zahnhangwirbel am schwingenden Trapez geht es zum Abschluss dieser außergewöhnlichen, furiosen Darbietung zurück zum Boden. Nicht wenige Besucher spenden ihm an diesem Abend im Stehen Applaus.


Hubert Fella, Emil Faltyny, Nagaika Tribe

Nach Bauchredner Sebastian Reich hat an diesem Abend noch ein weiterer Prominenter seinen Auftritt in der Krone-Manege: Reality-TV-Star Hubert Fella („Hot oder Schrott – Die Allestester“) darf einen der Papageien von Laura Urunova auf seinem ausgestreckten Arm landen lassen und einen anderen auf Händen tragen. Auch bei Krone begeistert Laura Urunova nicht nur mit ihren farbenprächtigen Aras, einem Kakadu und Sonnensittichen, sondern auch mit ihrem Charme und ihrer wunderbaren Ausstrahlung. Immer wieder faszinierend ist es, wenn die Aras stolz ihre Runden unterm Zeltdach drehen und anschließend auf den Händen der Tierlehrerin landen. Ein riesiger, bunter, mit Pailletten besetzter Papagei ziert ihr Kostüm. Immer wieder gerne sehen wir auch Emil Faltyny mit seinen Balancen auf der freistehenden Leiter. Bei seinem Schlusstrick stehen die beiden Stufenleitern, die er besteigt, auf einer Art runder Wippe, so dass sich das Konstrukt bei jedem Schritt bedrohlich von einer zur anderen Seite neigt. Aus dieser Position kickt er auch noch einen Fußball in die Ecke des Metallkubus‘, den er mittels einer Stange über dem Kopf balanciert. Nach all den bekannten Circusstars schließt das Programm mit einer Nummer, die Deutschlandpremiere feiert und die wir auch im Ausland zuvor noch nie gesehen haben. Die fünf bildschönen, langhaarigen Damen von Nagaika Tribe widmen sich der Dschigitenreiterei, einem ansonsten vorwiegend männlich dominierten Genre. Dieses bürsten sie zugleich gegen den Strich, denn sie präsentieren sich ganz cool, ohne martialische Gesten, ohne wildes Geschrei. Keine folkloristischen, sondern mystische Elektro-Klänge begleiten das Trickrepertoire, das viele bekannte Elemente umfasst. Jeweils im vollen Galopp werden kopfüber hängend Tücher vom Boden aufgenommen, wird auf- und abgestiegen oder quer zum Pferderücken liegend geritten. Und vieles anderes mehr. Spitzentrick ist die Umrundung eines Pferdebauchs. Bravo, Bravissimo!

Zum Finale kommt das Ensemble zur Flaggenparade die Showtreppe hinunter in die Manege. Die bunten, wehenden Fahnen sowie die farbenfrohen Schals, die jeder Artist am Ende in die Höhe hält, schaffen nochmal ein „Farbenspiel“. Das starke und unterhaltsame, flüssig ablaufende Programm wird mit Standing Ovations gefeiert. Neben dem Lichtdesign ist auch noch das hervorragend spielende Orchester erwähnenswert. Zu den aufmerksamen Zuschauern an diesem Abend gehört auch die Direktionsfamilie mit Jana Mandana Lacey-Krone, Ehemann Martin Lacey jun., dem gemeinsamen Sohn Alexis und Martins Bruder Thomas Lacey. Ganz zu Beginn hatte Martin Lacey das Publikum, gemeinsam mit einer Vertreterin des Lokalfernsehens, herzlich willkommen geheißen. Und ein Wiedersehen beim 4. Würzburger Weihnachtscircus in einem Jahr angekündigt. Wir sind gerne wieder dabei.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Moll