Dieser
steht nun auf dem Schützenplatz in Hannover. Im Freien ist der
bekannte Barwagen platziert, im zweimastigen Vorzelt der
luxuriöse Toilettenwagen mit den berühmten „Schüttelautomaten“
und die bekannte Kasse. Ebenso wie gehabt ist die Restauration
im Hauptzelt zwischen Rundleinwand und Tribüne untergebracht.
Bei „No Limits“ standen die beiden Blöcke des Gradins links und
rechts einer 40 Meter langen „Straße“. Nun wurden die
Gradinblöcke in der Mitte geteilt und auseinandergerückt, um
einer „Querstraße“ Platz zu machen. So wurde ein „Fadenkreuz“
als Bühne geschaffen. Die Show beginnt mit einer Art
„Militärparade“. In schwarzer Hose, weißem Hemd und Sakko
marschieren zwei Artistengruppen in strengen Formationen über
die Bühne. „Antreten zur großen Herausforderung“, so könnte man
diese Choreographie wohl deuten, die ohne Musikbegleitung
abläuft.
Fasttrack, Nicolai
Kuntz, Ira Rizaeva und James Jean Michellety
Der
riesige Raum des Spielzelts gehört dann zunächst Nikolai Kuntz
für seine bekannte, leistungsstarke Schwungtrapez-Nummer zur
bewährten Musik, für die er kürzlich beim Nachwuchsfestival in
Monte Carlo Silber erhielt.
Mit einer
Pirouette vom Fersenhang in den Kniehang am still hängenden
Trapez geht es los. Dann werden in rasanter Abfolge Salti,
Pirouetten und Abfaller am weit ausschwingenden Trapez geboten.
Nach diesem Solo-Act stehen bei der anschließenden Darbietung 18
junge Männer und Frauen einer großen Truppe aus Russland – die
später in verschiedensten Nummern auftreten – auf der Bühne. Das
komplette Bühnen-Fadenkreuz wird mit Fasttrack-Trampolinen
ausgelegt, auf denen schnelle, äußerst dynamische Sprünge und
Salti gezeigt werden. Dies geschieht sowohl auf der langen
„Hauptstraße“, als auch über kreuz. Dazu läuft zum ersten Mal an
diesem Abend Rammstein-Musik, konkret „Moskau“. Ira Rizaeva war
viele Jahre lang mit wechselnden Darbietungen Teil der Flic
Flac-Shows. Nun hat sie gemeinsam mit Benno Kastein bei „Exxtrem“
Regie geführt – und wiederum eine neue Nummer kreiert. Mit ihrem
neuen Partner James Jean Micheletty zeigt sie Passing-Jonglagen
mit bis zu acht Keulen und sieben großen Reifen. Beide stehen
sich dabei auf den sich hebenden und senkenden Plattformen von
zwei Gabelstaplern gegenüber. Im zweiten Teil der Nummer finden
beide zwischen Jonglagen mit drei Keulen, die sie hin- und her
werfen, noch Zeit für einen Striptease. Die Sprünge der
russischen Truppe von einer Russischen Schaukel gehen
anschließend „quer“ durchs Zelt. Das Requisit steht in einer
Öffnung des Gradins, in der gegenüberliegenden hängt ein großes
Netz. Darin landen die Akteure – begleitet von vielen „Ahhs“ und
„Ohhs“ – nach ihren hohen Salti und Sprüngen. Wirkungsvoll sind
auch die Überschläge mit der Schaukel.
Tatjana
Kastein, Nicolai Kuntz, Larissa Kastein
En bloc
folgen drei Darbietungen der „Flic Flac-Junioren“ Tatjana und
Larissa Kastein sowie ihres jungen Onkels Nicolai Kuntz. Bei
seiner Diaboloshow hat Kuntz in der Bühnenmitte die nicht
einfache Aufgabe, alle vier Blöcke der Tribüne „bespielen“ zu
müssen. Diese löst er gut. Erst ein, dann zwei Diabolos lässt er
zunächst in kleinen, komplexen Mustern über die Schnüre tanzen
und dann hoch hinauf bis unter die Zeltkuppel fliegen. Zum
Abschluss jongliert er kurz mit drei herkömmlichen und
anschließend, im Dunkeln, mit leuchtenden Diabolos. Tatjana
Kastein stellt einmal mehr eine komplett neu choreographierte
Version ihrer Handstandkünste vor. Dabei wechseln sich berührend
schöne, zarte Streichermusik und härtere Töne ab. Diesmal sehen
wir Tatjana Kastein umworben von vier Männern. Über deren Rücken
läuft sie zum einen Paar Handstäbe; später rollt sie sich über
ihre Körper zum zweiten Paar Stäbe. Sie schließt mit Handständen
auf den ausgestreckten Armen ihrer Partner. Die Stange für
Larissa Kasteins erotisch-lasziven und kraftvollen Poledance
wurde auf das Führerhaus eines gewaltigen Traktors montiert.
Selbiger zieht anschließend auch das Metallgestell auf Rollen
auf die Bühne, auf welchem die gewaltige Motorradkugel mit 6,50
Meter Durchmesser ruht. Drei, fünf und sieben Fahrer auf
kreuzenden Bahnen rasten bei der Premiere – unter riesigem Jubel
– durch die Kugel. Laut Flic Flacs Pressetexten sollen es bis zu
zehn Fahrer werden. Sprecherin Meike Schütte erzählte auf
Nachfrage, dass die Kugel ein Eigenbau des Hauses Flic Flac und
größer als andere Modelle sei. Die Fahrer müssten sich erst noch
aneinander und an das nagelneue Requisit gewöhnen. Schließlich
sei es der Anspruch von Benno Kastein gewesen, keine fertigen
Nummern zu engagieren, sondern nur Artisten mit ihrem Können.
Sämtliche Darbietungen sollten dann speziell für „Exxtrem“
entwickelt werden. Die Show ist insofern sicher kein fertiges
Produkt, sondern „Work in Progress“, wird sich noch deutlich
weiterentwickeln. In Vorbereitung befindet sich auch die
doppelte Todesradnummer. Dabei sollen zwei ebenfalls selbst
gebaute Räder mit außergewöhnlich großen Laufkesseln parallel
nebeneinander stehen. So sollen Sprünge von einem zum anderen
Rad möglich werden. Dazu müssen die beiden Räder synchron, in
gleicher Geschwindigkeit, bewegt werden. Noch laufe das Training
für diese Darbietung. „Hinten angestellt“ worden seien darüber
hinaus die Pläne für eine Kanonenschuss-Nummer, zumal es auch
diese – wenn überhaupt – nur als Eigenkreation geben werde.
"Höllenfahrt" auf
Inlinern und BMX-Rädern
In der
Pause wird ein gewaltiges Requisit eingerichtet: eine 15 Meter
hohe Rampe, gleich einer Skisprungschanze, die in einer Art
Halfpipe mündet. Von ganz oben rasen mehrere Hasardeure auf
BMX-Rädern und Inlineskates in die Tiefe, durch die Halfpipe,
werden in die Luft katapultiert und landen – nach
Rückwärts-Salto auf dem BMX-Rad oder Pirouette auf Inlinern –
auf einer schrägen Rampe, schießen hinunter in den
Auslaufbereich. Dazu wird der Suizid-Song „Spring“ von Rammstein
gespielt. Tatsächlich kommen die Inliner nach der Landung ins
Schlittern und Straucheln. Diese „exxtreme“ Nummer ist eine
gefahrvolle Angelegenheit. Einen schönen Kontrast hierzu bildet
die Einlage einer Artistin am Luftring, während die
Schanzenspringer sich noch einmal, für einen zweiten Durchgang,
in die Höhe begeben. Zu Beginn der Schanzennummer saust übrigens
ein „Weißer Hai“ – als Stofftier – zur passenden Filmmusik die
Rampe hinab. Einer der wenigen Momente der Show, in denen Humor
aufblitzt. Es sei eine bewusste Entscheidung gewesen, zunächst
keinen Komiker zu engagieren, sagte Sprecherin Meike Schütte auf
Nachfrage. „Das Grundthema der Show ist die Gefahr, die wir in
den Mittelpunkt stellen wollten.“
Hand auf Hand,
Trompolin, Luftring
Zum Abbau
der Schanzenkonstruktion – sie wird wieder unters Zeltdach
gezogen – gibt es noch mal Kontorsionen am Luftring und später
Gesang von Sänger Frank Fabry. Er ist aus der letzten Flic
Flac-Tourneeshow „Artgerecht“ bekannt. Bereits am Premierentag
gelingen die Wechsel der Großrequisiten in der gesamten Show
überraschend zügig. Als nächstes wird ein großes, zweistöckiges
Haus mit Tür- und Fensteröffnungen in die Mitte der Bühne
gefahren. Von diesem senken sich vier Trampoline auf die Äste
der Kreuzung ab. „Puff“ steht gut lesbar auf allen Seiten des
Turms. Aufreizende Damen in roter Wäsche umgarnen hier die
(vornehmlich) Herren, die von den Trampolinen aus mit Sprüngen
und Salti in die Öffnungen des Hauses und auf sein Dach
springen. Mehmded Mehmedov und Iuliia präsentieren daraufhin
eine Nummer an Tüchern, zunächst mit dem Herrn als Porteur bei
verschiedenen Voltigen. Dann umkreisen sich beide in schönen
Figuren an je einem Tuch. Auf dem Boden wiederum treffen
zwischen brennenden Ölfässern zwei „Banden“ aufeinander, die
miteinander im Streit stehen. Die beiden Anführer Dmitry
Makrushin und Dmytro Tarasenko (letztes Jahr im „Horror-Circus“)
„bekämpfen“ sich in einer starken Hand-auf-Hand-Nummer. Gleich
zum Beginn zeigt der Untermann eine Pirouette im Sitzen, während
der Partner im Einarmer auf seinen Kopf balanciert.
Schlussnummer sind wiederum, wie bei „No Limits“, die
waghalsigen Motorrad-Springer. Zwar nicht „über Kreuz“, wie
ursprünglich angekündigt, aber doch mit äußerst spektakulären
Tricks zeigen sie ihr Können. Wenn die Beine im Flug in die Luft
gerissen und die Füße auf dem Lenker abgestellt werden, wenn
sich die Akteure nur noch am Sattel festhalten oder die Maschine
gleich ganz loslassen, wenn sie Salti mitsamt dem Gefährt
schlagen oder das Motorrad absichtlich „ins Trudeln“ gebracht
wird, dann sind die Publikumsreaktionen fast unbeschreiblich.
Fliegende
Motorräder
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