Auf dem
Rasenplatz in Bottrop, der letzten Station auf deutscher Seite, sind
die blau-gelben Zeltanlagen einladend aufgebaut. Ein imposanter Kassen-
und Durchgangswagen mit Circusmotiven bildet die Fassade. Rund um die
Zelte sind die großzügigen Paddocks für die Tiere des Unternehmens
errichtet. Wie in den Niederlanden üblich, ist das Gelände frei
zugänglich. Die Besucher nehmen das Angebot gerne an und suchen den
Kontakt zu den Tieren. Im Vorzelt erwartet die Besucher ein weiterer
großer Auflieger, der die Restauration beherbergt.
Das
eigentliche Hauptzelt, ein Viermaster mit Längskuppel, wird außer von dem
sechsreihigen Schalensitzgradin vor allem durch den mächtigen
Artisteneingang aus roter Gardine dominiert. Dahinter befindet sich ein
weiterer in dunklem Ton mit der Illumination einer Sternen-Optik. Auch
die Logen sind mit Stoff abgehangen. An den Masten finden sich
klassische Scheinwerfer, die ein warmes Licht projizieren, und vier
moderne Scanner. Die Musik kommt passend in angenehmer Lautstärke vom
Band. Das alles sorgt – neben den weitestgehend geschmackvollen
Kostümen und Livreen der Akteure – auch abseits der eigentlichen
Show, welche in diesem Jahr unter dem Motto „Smile“ steht, für einen
gelungenen Eindruck.
Franz Renz Jr., Skarlett Renz
Hauptattraktion
des Unternehmens sind drei indische Elefantendamen. Unter der Anleitung
von Franz Renz Jr. zeigen sie zum Abschluss des Programms eine
umfangreiche Arbeit. Neben Laufarbeit gehören auch das Hochsitzen und
Abliegen zum Ablauf, der von einem Big Mount beschlossen wird.
Auffällig und positiv zu erwähnen ist die viele Futterbelohnung der
Tiere in der Manege. Mit einem flott und variantenreich laufenden
Viererzug Araber samt Federbüscheln eröffnet Franz Renz Jr. auch die
Show. Gruppensteiger und diverse Da Capi beschließen den Auftritt. Auch
die weiteren Tierdarbietungen – besonders stark vertreten ist der
equestrische Anteil - werden von Mitgliedern der Familie
präsentiert. Bernardo Renz, der jüngste Spross in der Manege, lenkt
sechs Ponys durchs Rund und animiert eines der Tiere sogar zum Sitzen.
Anthony Renz kombiniert bei seinem Auftritt zwei Araber und zwei
Trampeltiere, die beispielsweise den Gegenlauf sowie einen Fächer
zeigen. Anschließend umrunden die Araber die auf Postamenten
stehenden Wüstenschiffe, bevor auch hier Steiger die Nummer abrunden.
Selten zu sehen und sicher einer der Höhepunkte im Programm ist die
Jonglage zu Pferd, in der Bernardo und Anthony Renz zusammen aktiv
sind. Nach einigen Jockeytricks jongliert Anthony sicher mit Bällen,
Ringen und Keulen auf dem Pferderücken. Die Nummer gipfelt im
gemeinsamen Passing mit dem in der Manegenmitte stehenden Bernardo.
Skarlett Renz dagegen hat sich eine lebhafte Hundemeute als Partner
ausgesucht. Voller Lebensfreude – Mensch wie Tier – werden vor allem
diverse Sprünge gezeigt. Zum Abschluss gibt es aber auch hier
Pferdestärken, wenn die Hunde auf zwei Ponys ihre Runden drehen. Eine
weitere Tiernummer steuert Pascal de Boer als Clown Pascalino bei,
indem er vier Laufenten durch die Manege dirigiert. Daneben stört er
den Sprechstallmeister Germano Renz bei seiner Begrüßung, jagt das
Licht, jongliert mit „Seifenblasen“ und animiert zwei Gäste zum
Motorradfahren. Seine Reprisen sind wohltuend kurz und harmlos.
Ernita Ronzalli, Benjamin Pfeiffer, Skarlett Renz
Zur artistischen
Verstärkung wurden die Familie Gusev und Jongleur Benjamin Pfeiffer
engagiert. Die Familie Gusev war bereits in den vergangenen Jahren mit
dem Unternehmen unterwegs und präsentierte dort unterschiedlichste
Genres. Heuer haben die Eltern, Maya und Jurij, einen gemeinsamen Quick
Change-Auftritt einstudiert. Dass dieser nicht komplett überzeugen
kann, liegt zum einem an den länger dauernden Wechseln der Kleider, zum anderen
an der Art der Präsentation. Die Inszenierung „Mann wirbt vergeblich um
die Gunst der Frau“ wirkt doch etwas zu überzogen dargebracht.
Interessant, weil für eine Manege doch sehr ungewöhnlich, ist die
zweite Darbietung von Maja Guseva. Sie verkörpert ein miteinander
tanzendes kleinwüchsiges Paar, in dem sie sich die komplette Nummer
über nach vorne beugt. Hände und Oberkörper bilden die Frau, Füße und
Unterkörper den Herren. So werden verschiedene Tänze dargestellt,
insgesamt gerät die Nummer aber zu lang. Vielseitig zeigt sich auch die
gemeinsame Tochter Ernita „Ronzalli“. Zunächst lässt sie routiniert und
in immer neuen Varianten zahlreiche Hula Hoop-Reifen um den Körper
kreisen und sich dabei samt Reifen auch immer wieder gen Kuppel ziehen.
Die Darbietung bekommt so ihre eigene Note. Im späteren Verlauf agiert
sie zusammen mit Germano Renz in einer Kubus-Jonglage und -Balance.
Teilweise synchron, teilweise im Zusammenspiel werden die Würfel zu
hartem Rammstein-Sound bewegt. Einen starken Eindruck hinterlässt auch
Jongleur Benjamin Pfeiffer, der seit seiner Kindheit mit der Familie
Renz verbunden ist und auch nach seiner Ausbildung an der Berliner
Artistenschule immer wieder im Unternehmen auftritt. Bei seiner Arbeit
mit Bällen und Keulen weist er ein hohes Tempo und viele
außergewöhnliche Wurfmuster auf. Der akrobatische Höhepunkt kommt aber
auch hier aus den familieneigenen Reihen, und es ist ein echter
Höhepunkt: Skarlett Renz als „Showgirl“ mit ihrem energiegeladenen und
mitreißenden Auftritt am Luftring. In schneller Folge werden zahlreiche
attraktive Tricks, unter andern Fersen- und Zehenhang, aneinander
gereiht. Zugleich versteht es die junge Artistin aber auch mit einem
strahlenden Lächeln das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Die wohl
beste Nummer im Programm.
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