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Circus Renz International - Tour 2013
www.renz-international.nl ; 65 Showfotos

Bottrop, 6. April 2013: Nach der Gründung des Circus Renz International, der 2006 aus einer Zeltteilung entstanden ist, reiste die Familie von Franz Renz zunächst ein paar Jahre durch Skandinavien und spielt nun seit einiger Zeit fast ohne Ausnahme in den Niederlanden. Von Januar bis Anfang April diesen Jahres wagte man einen kurzen Abstecher nach Deutschland und gastierte in einigen Städten in Nordrhein-Westfalen, u.a. in Mönchengladbach und Düsseldorf. Mittlerweile planmäßig in die Niederlande zurückgekehrt, zeigt man sich mit dem Verlauf der kurzen „Auslands“-Tournee zufrieden.

Auf dem Rasenplatz in Bottrop, der letzten Station auf deutscher Seite, sind die blau-gelben Zeltanlagen einladend aufgebaut. Ein imposanter Kassen- und Durchgangswagen mit Circusmotiven bildet die Fassade. Rund um die Zelte sind die großzügigen Paddocks für die Tiere des Unternehmens errichtet. Wie in den Niederlanden üblich, ist das Gelände frei zugänglich. Die Besucher nehmen das Angebot gerne an und suchen den Kontakt zu den Tieren. Im Vorzelt erwartet die Besucher ein weiterer großer Auflieger, der die Restauration beherbergt.


Chapiteau

Das eigentliche Hauptzelt, ein Viermaster mit Längskuppel, wird außer von dem sechsreihigen Schalensitzgradin vor allem durch den mächtigen Artisteneingang aus roter Gardine dominiert. Dahinter befindet sich ein weiterer in dunklem Ton mit der Illumination einer Sternen-Optik. Auch die Logen sind mit Stoff abgehangen. An den Masten finden sich klassische Scheinwerfer, die ein warmes Licht projizieren, und vier moderne Scanner. Die Musik kommt passend in angenehmer Lautstärke vom Band. Das alles sorgt – neben den weitestgehend geschmackvollen Kostümen und Livreen der Akteure – auch abseits der eigentlichen Show, welche in diesem Jahr unter dem Motto „Smile“ steht, für einen gelungenen Eindruck.


Franz Renz Jr., Skarlett Renz

Hauptattraktion des Unternehmens sind drei indische Elefantendamen. Unter der Anleitung von Franz Renz Jr. zeigen sie zum Abschluss des Programms eine umfangreiche Arbeit. Neben Laufarbeit gehören auch das Hochsitzen und Abliegen zum Ablauf, der von einem Big Mount beschlossen wird. Auffällig und positiv zu erwähnen ist die viele Futterbelohnung der Tiere in der Manege. Mit einem flott und variantenreich laufenden Viererzug Araber samt Federbüscheln eröffnet Franz Renz Jr. auch die Show. Gruppensteiger und diverse Da Capi beschließen den Auftritt. Auch die weiteren Tierdarbietungen – besonders stark vertreten ist der equestrische Anteil - werden von Mitgliedern der Familie präsentiert. Bernardo Renz, der jüngste Spross in der Manege, lenkt sechs Ponys durchs Rund und animiert eines der Tiere sogar zum Sitzen. Anthony Renz kombiniert bei seinem Auftritt zwei Araber und zwei Trampeltiere, die beispielsweise den Gegenlauf sowie einen Fächer zeigen. Anschließend umrunden die Araber die auf Postamenten stehenden Wüstenschiffe, bevor auch hier Steiger die Nummer abrunden. Selten zu sehen und sicher einer der Höhepunkte im Programm ist die Jonglage zu Pferd, in der Bernardo und Anthony Renz zusammen aktiv sind. Nach einigen Jockeytricks jongliert Anthony sicher mit Bällen, Ringen und Keulen auf dem Pferderücken. Die Nummer gipfelt im gemeinsamen Passing mit dem in der Manegenmitte stehenden Bernardo. Skarlett Renz dagegen hat sich eine lebhafte Hundemeute als Partner ausgesucht. Voller Lebensfreude – Mensch wie Tier – werden vor allem diverse Sprünge gezeigt. Zum Abschluss gibt es aber auch hier Pferdestärken, wenn die Hunde auf zwei Ponys ihre Runden drehen. Eine weitere Tiernummer steuert Pascal de Boer als Clown Pascalino bei, indem er vier Laufenten durch die Manege dirigiert. Daneben stört er den Sprechstallmeister Germano Renz bei seiner Begrüßung, jagt das Licht, jongliert mit „Seifenblasen“ und animiert zwei Gäste zum Motorradfahren. Seine Reprisen sind wohltuend kurz und harmlos.


Ernita Ronzalli, Benjamin Pfeiffer, Skarlett Renz

Zur artistischen Verstärkung wurden die Familie Gusev und Jongleur Benjamin Pfeiffer engagiert. Die Familie Gusev war bereits in den vergangenen Jahren mit dem Unternehmen unterwegs und präsentierte dort unterschiedlichste Genres. Heuer haben die Eltern, Maya und Jurij, einen gemeinsamen Quick Change-Auftritt einstudiert. Dass dieser nicht komplett überzeugen kann, liegt zum einem an den länger dauernden Wechseln der Kleider, zum anderen an der Art der Präsentation. Die Inszenierung „Mann wirbt vergeblich um die Gunst der Frau“ wirkt doch etwas zu überzogen dargebracht. Interessant, weil für eine Manege doch sehr ungewöhnlich, ist die zweite Darbietung von Maja Guseva. Sie verkörpert ein miteinander tanzendes kleinwüchsiges Paar, in dem sie sich die komplette Nummer über nach vorne beugt. Hände und Oberkörper bilden die Frau, Füße und Unterkörper den Herren. So werden verschiedene Tänze dargestellt, insgesamt gerät die Nummer aber zu lang. Vielseitig zeigt sich auch die gemeinsame Tochter Ernita „Ronzalli“. Zunächst lässt sie routiniert und in immer neuen Varianten zahlreiche Hula Hoop-Reifen um den Körper kreisen und sich dabei samt Reifen auch immer wieder gen Kuppel ziehen. Die Darbietung bekommt so ihre eigene Note. Im späteren Verlauf agiert sie zusammen mit Germano Renz in einer Kubus-Jonglage und -Balance. Teilweise synchron, teilweise im Zusammenspiel werden die Würfel zu hartem Rammstein-Sound bewegt. Einen starken Eindruck hinterlässt auch Jongleur Benjamin Pfeiffer, der seit seiner Kindheit mit der Familie Renz verbunden ist und auch nach seiner Ausbildung an der Berliner Artistenschule immer wieder im Unternehmen auftritt. Bei seiner Arbeit mit Bällen und Keulen weist er ein hohes Tempo und viele außergewöhnliche Wurfmuster auf. Der akrobatische Höhepunkt kommt aber auch hier aus den familieneigenen Reihen, und es ist ein echter Höhepunkt: Skarlett Renz als „Showgirl“ mit ihrem energiegeladenen und mitreißenden Auftritt am Luftring. In schneller Folge werden zahlreiche attraktive Tricks, unter andern Fersen- und Zehenhang, aneinander gereiht. Zugleich versteht es die junge Artistin aber auch mit einem strahlenden Lächeln das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Die wohl beste Nummer im Programm.

„Immer, wenn man es am wenigsten erwartet, wird man umso positiver überrascht“ - so könnte man den Besuch beim Circus Renz International kurz gefasst wohl am besten beschreiben. Statt mit den erwarteten Familiencircus-Klischees wartet das Unternehmen mit engagierten Artisten, vielen Tieren und durchweg ansprechenden Nummern auf. Umso schöner, dass die beiden Highlights - Jonglage zu Pferd und Ringtrapez - dann dennoch aus der eigenen Familie stammen!

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Text: Benedikt Ricken; Fotos: Stefan Gierisch